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Das Erwachen

Das Erwachen

Titel: Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Horwood
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begriff. Was er getrunken hatte, war Wasser vermischt mit den eingetrockneten Rückständen eines kleinen Experiments, das er vor einem Jahr durchgeführt hatte. Auf dem Etikett stand: »WARZENMITTEL.«
    Seine Nasenlöcher blähten sich, und seine Ohren bebten, als aus beiden ein Hitzeschwall schoss.
    Dann vernahm er eine tiefe, kräftige Stimme, die nur entfernte Ähnlichkeit mit seiner eigenen hatte, und spürte, wie er sich nun seinerseits in Marsch setzte. Zu seinem Erstaunen wich sie vor ihm zurück, Furcht in den Augen.
    »Madam oder Cluckett oder wie auch immer Sie heißen mögen«, sagte er. »Wenn Sie in diesem Laboratorium ohne meine Erlaubnis auch nur einen einzigen Gegenstand anrühren, werde ich Sie auf der Stelle entlassen, und das ohne Zeugnis!«
    Ihre Miene verfinsterte sich, ihre Wangen und die Stirn liefen rot an. Sie blickte zornig.
    »Sir, wenn Sie ...«
    »Cluckett«, fiel er ihr ins Wort, »wenn Sie so weitermachen, seheich mich gezwungen, sie augenblicklich aus meinem Haus zu entfernen.«
    »Sie würden gegen mich tätlich werden?«
    Er sann einen Augenblick darüber nach und sagte dann: »Jawohl, das würde ich, und wenn ich es recht bedenke, sollte ich es auch!«
    Er baute sich vor ihr auf, als wollte er seine Drohung wahrmachen.
    Ihre Antwort verblüffte ihn.
    »Oh, Sir«, sagte sie, indem sie noch weiter zurückwich und die Fäuste öffnete. Eine seltsame Milde trat in ihre Augen, und ein rosiger Glanz überzog ihre Wangen. »Wollen Sie streng gegen mich sein?«
    Stort, der in seinem ganzen Leben nie streng gegen jemanden gewesen war, vermutete, dass er das wohl wollte, hielt es aber für ratsamer, nichts zu sagen. Sie brach das Schweigen.
    »Mister Cluckett war sehr streng«, erklärte sie mit unvermuteter Gefügigkeit, »und jetzt, da er tot ist, vermisse ich es sehr!«
    »Cluckett, seien Sie still«, sagte Stort, mit einem Mal ermattet. »Und bitte, machen Sie noch einen Tee, dann sprechen wir darüber, wie wir in diesem Haus gütlich miteinander auskommen können, jetzt, da es mir wieder bessergeht.«
    »Das werde ich, Sir, sofort! Ich mag Dienstherren, die wissen, was sie wollen.«
    »Und ich, Cluckett ...«
    Ihm war immer noch schwummrig, und so nahm sie seinen Arm und half ihm, sich an den Küchentisch zu setzen. Sie machte Tee und goss ihm und sich eine Tasse ein.
    »Was wollten Sie sagen, Sir?«
    Sein Blick wanderte durch die saubere, aufgeräumte Küche, glitt über die ordentlichen Regale, in denen alle Frühstücksutensilien bereitstanden.
    »Ich bin dankbar für die Pflege, die Sie mir zuteilwerden lassen, und ... und ich mag das Heim, das Sie mir in so kurzer Zeit bereitet haben.«
    »Ach, Sir!« Sie wandte sich gerührt von ihm ab, zog ein sauberes, frisch gebügeltes Taschentuch aus dem Ärmel und betupfte sich damit die Augen.
    Von diesem Augenblick an war Stort wieder der Herr in seinemHaus, und er wie auch Cluckett respektierten das jeweilige Reich des anderen.
    Er gestattete ihr, seine Bücher abzustauben und das Wohnzimmer in Ordnung zu halten, bestand aber darauf, dass sie die Anrichte, die vollgestopft war mit Tellern, Tassen und allerlei Erinnerungsstücken wie etwa einer Teekanne mit abgebrochener Tülle, in dem Zustand beließ, der ihm gefiel.
    »Was das Laboratorium angeht, so können Sie ja einen Abfalleimer an die Tür stellen, und ich werde mich bemühen, daran zu denken, meinen Müll hineinzuwerfen!«
    »Vielen Dank, Sir, das ist freundlich von Ihnen. Und, Sir ...«
    »Cluckett?«
    »Dürfte ich Sie bitten, nasse Handtücher aufzuhängen und nicht auf den Boden zu werfen?«
    »Sie dürfen, und ich werde Ihren Vorschlag beherzigen.«
    Von da an schlief Stort wieder gut und eilte mit Riesenschritten seiner vollständigen Genesung entgegen.
    »Cluckett«, sagte er einige Tage später, »falls Brif und die anderen zu Besuch kommen, wünsche ich sie zu sehen.«
    Sie lächelte fröhlich.
    »Ist bereits in die Wege geleitet, Sir. Sie kommen morgen zum Tee, aber ein geselliges Beisammensein wird es nicht.«
    »Nicht?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Master Brif möchte in Ihrem Wohnzimmer eine Gipfelkonferenz abhalten, und ich habe ihn wissen lassen, dass Sie dafür nun ausreichend bei Kräften sind. Findet das Ihre Billigung, Sir?«
    »Durchaus«, antwortete Bedwyn Stort zufrieden.

11
NIKLAS BLUT
    E s dauerte mehrere Tage, bis Kaiser Slaeke Sinistral einen weiteren Versuch unternehmen konnte, der Außenwelt mitzuteilen, dass er aufgewacht war und der Rettung

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