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Das Erwachen

Das Erwachen

Titel: Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Horwood
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Sinistral sprach stumme Worte in seinem Kopf, die, hätten sie es vermocht, seinen Schädel zu durchbrechen und gehört zu werden, in ganz Hyddenwelt erschallt wären wie eine Alarmglocke.
    Mein Sommer hat begonnen, und ich komme nach Hause, sagte er sich.

10
GENESUNG
    S tort blieb noch mehrere Tage, nachdem er in sein Haus gebracht und in die Obhut der barmherzigen Schwester Cluckett gegeben worden war, in einer schlimmen Verfassung.
    Die barmherzige Schwester brachte Ruhe und Regelmäßigkeit in sein Leben und verordnete ihm eine gesunde Ernährung, tägliche Leibesübungen und reichlich Schlaf. Besucher wies sie ab.
    Trotz aller Bemühungen kamen Master Brif und Mister Pike nicht an der barmherzigen Schwester vorbei, die an der Tür stets eine Kette vorgelegt ließ, sie durchdringend ansah und behauptete: »Der Herr ist noch nicht so weit, Sie zu empfangen!«
    »Ich muss doch sehr bitten, Madam!«
    Cluckett schlug jedem Protestierenden die Tür vor der Nase zu.
    Doch nach einer Woche, als Storts Lebensgeister langsam wieder erwachten und mit ihnen der Wunsch, seine Freunde zu sehen, gab sie ein wenig nach.
    »Ich habe Mister Barklice brieflich mitgeteilt, dass er Sie heute zum Tee besuchen darf, Sir«, verkündete sie beim Frühstück.
    Es war eine kluge Wahl und wurde ein fröhlicher Besuch.
    Storts Freundschaft zu Barklice war in den Jahren gemeinsamen Reisens gewachsen und von zarterer Natur als die, die ihn mit Brif oder Pike verband. Oft hatten sie bis spät in die Nacht am Lagerfeuer gesessen und miteinander gesprochen, gewöhnlich über ihre tiefsten Sehnsüchte und innigsten Wünsche. Das Geheimnis der Liebe war ihr Thema, zusammen mit der scheinbaren Unmöglichkeit für Wanderer der Pilgerstraße und unabhängige Geister wie sie, jemals eine verständnisvolle Gefährtin zu finden.
    Barklice war mittleren Alters und drahtig. Er hatte ein sanftes, harmoniebedürftiges Wesen, was möglicherweise ein Grund war, warum er nie geheiratet hatte.
    »Mister Pike führt selbstredend eine gute Ehe, und Master Brif braucht keine, da er mit seinen Büchern verheiratet ist«, bemerkte er, womit er ihr Gespräch wieder auf das alte Thema lenkte, nachdem Cluckett den Tee serviert und sich dann entfernt hatte.
    »In der Tat«, sagte Stort, der einen flauschigen Schlafrock trug, dazu rosafarbene, wattierte Pantoffeln und eine Mütze mit Quasten. »Vermutlich sollten die Wunder des Universums auch mir Braut genug sein. Aber wissen Sie, Barklice, es gibt Zeiten, da wünsche ich mir, ich könnte mich an diesen Wundern zusammen mit der Liebsten erfreuen, die ich suche, obgleich ich weiß, dass ich sie niemals finden kann. Und dann gibt es Zeiten ...«
    Er verfiel in nachdenkliches Schweigen.
    »Zeiten ...?«, soufflierte Barklice.
    »In denen ich Sorgen habe, die ich gern teilen würde, Zweifel, die mich quälen, und Bürden, die mich ... die mich ...«
    »Mein lieber Freund!«, rief Barklice, der Storts Erregung bemerkte, »gibt es denn etwas, das Sie bedrückt?«
    Es war offensichtlich, dass ihm etwas auf der Seele lag – vielleicht dasselbe, das ihn so verstört hatte, als er am ersten Maitag draußen vor der Stadt aufgefunden worden war.
    »Nein ... nein ... ich bin zufrieden und fühle mich wohl.«
    Er lächelte matt – und wenig überzeugend. Die Wahrheit war, dass der Gedanke an den Stein des Frühlings, von dem er bislang niemandem erzählt und den er in ebendem Zimmer, in dem sie jetzt saßen, versteckt hatte, schwer auf ihm lastete. Hinzu kam die Sorge um die Schildmaid, die, wie er den Zeichen von Erde und Sternen, gewaltsamen und sonstigen, zweifelsfrei entnommen hatte, in der derselben Nacht geboren worden war, in der er den Stein gefunden hatte. Vielleicht sogar im selben Augenblick.
    »Ich bin wirklich sehr glücklich, Barklice ... äh ... doch ... wirklich.«
    »Also, wenn es etwas gibt, das ...?«
    »Da ist nichts«, sagte Stort, »aber nehmen Sie doch noch eine Tasse Tee und ein Stück von diesem köstlichen Kuchen.«
    Barklice sah Stort an, dass er bekümmert und traurig war, wollte aber nicht weiter in ihn dringen.
    »Ich muss sagen, die barmherzige Schwester Cluckett sorgt bestensfür Sie. So sauber und aufgeräumt habe ich Ihr Haus noch nie gesehen ... und Sie selbst sehen ... ich meine, Sie ...«
    Barklice beäugte den flauschigen Schlafrock, die Pantoffeln und die Nachtmütze.
    »Sie sehen sehr ... äh ...«
    »Ich weiß, was Sie denken, und Sie haben recht. Die Sachen, in die sie mich gesteckt hat,

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