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Das Erwachen

Das Erwachen

Titel: Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Horwood
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Hämmer, eine Spitzhacke, eine Axt und eine große, gusseiserne Zange, wie sie Stahlkocher benutzten, um Behälter mit rotglühendem, flüssigem Metall zu halten.
    »Sie können die Übriggebliebenen nicht sehen, aber sie sind hier«, flüsterte Leetha und legte Blut eine Hand auf die Schulter, um ihn zu beruhigen.
    »Gnädigste, sind Sie sicher, dass ich ...«
    »Sie müssen bleiben, er will es so. Er vertraut Ihnen, so wie er den Übriggebliebenen und mir vertraut. Die Reise, die er gleich antreten wird, ist noch qualvoller als die, die er nach dem Aufwachen durchgemacht hat, als er in unsere Welt zurückgekehrt ist. Es muss wissen, dass er Beistand hat.«
    Sie ging zum Kaiser und rief sogleich nach Blut.
    »Bringen sie die Kerze mit. Ja, mehr Licht ist nicht nötig. Beeilen Sie sich.«
    Sie sahen, dass Sinistral dem Tode nahe war.
    Seine Augen waren geschlossen, sein Kopf lag auf der Seite, sein Mund stand hässlich weit offen, und aus seiner Kehle und seiner Nase drang lautes Rasseln, die letzten Atemzüge.
    »Herr«, sagte sie und ergriff seine rechte Hand, »bleiben Sie noch einige Augenblicke bei uns ... Bleiben Sie ...«
    Er bewegte sich, das Rasseln wurde schwächer, der Atem stockte. Ruckartig wurde er wach, und der Schein der Kerze flackerte in Augen, die über Nacht weiß und blind geworden waren.
    »Herr, können Sie mich hören?«
    Blut ergriff die andere Hand.
    »Liebster Herr.« Ihre Stimme war ein Schluchzen.
    Die Kaiser drückte die Hand Bluts, der Leetha zunickte.
    Wieder regte sich der Kaiser und flüsterte: »Verlasst mich nicht, ich möchte nicht allein sein. Ich habe Angst, dass ã Faroün kommen und mich bestrafen wird.«
    »Wir werden Sie nicht verlassen, liebster Herr«, sagte Leetha. »Er wird nicht kommen.«
    »Ich fürchte mich vor ihm ...«
    »Er ist tot, Herr, schon lange tot ...«
    Dergleichen ablenkende Worte in einem solchen Augenblick erschienen Blut sonderbar. Der Mann, von dem sie sprachen, hatte den Kaiser unterrichtet, als dieser noch ein Knabe gewesen war. Von ihm hatte er den Stein erhalten. Warum sollte er dessen Rückkehr fürchten? Derartige Fragen stellte sich Blut immer, denn Wissen war Macht und Angst ein Mittel zum Zweck.
    Leetha packte ihn am Arm.
    »Hören Sie zu, Niklas Blut«, sagte sie, »hören Sie gut zu. Sie werden bleiben und zusehen, aber hüten Sie sich, allzu lange in das Licht des Steins zu blicken. Seine stärksten Kräfte, die guten wie die schlechten, werden glücklicherweise nur durch Berührung übertragen, aber seien Sie trotzdem auf der Hut. Er kann Gegenstände und Artefakte verändern, aber auf Sie wird er nur eine Wirkung haben, wenn Sie ihn anfassen.«
    »Gnädigste ...«, begann er wieder skeptisch. Er wollte nicht bleiben.
    »Nein, es ist richtig, dass Sie mit eigenen Augen sehen, was er durchleiden muss, wenn er zu uns zurückkehren soll.«
    »Ich habe es schon gesehen, Gnädigste.«
    » Das haben Sie noch nicht gesehen.«
    »Gnädigste, warum fürchtet er sich vor ã Faroün?«
    »Das ist bloße Einbildung, messen Sie dem keine Bedeutung bei und vergessen Sie es, hören Sie? Es gibt Wichtigeres!«
    Ihre gereizte Antwort machte ihn nur noch neugieriger. Bluts Kopf war ein Aktenschrank. Er würde es nie vergessen.
    Sie wandte sich wieder Sinistral zu und flüsterte: »Machen Sie sich bereit für das Unvermeidliche, denn es wird Zeit, und wir, die wir Sie lieben, stehen direkt neben Ihrem Stuhl. Wenn Ihnen der Stein überreicht wird, ergreifen Sie ihn mit einer Hand und umschließen Sie diese mit der anderen. Ich werde Ihnen dabei helfen. Sie dürfen ihn nicht fallen lassen.«
    Gemeinsam drehten sie seinen Stuhl und stellten die Lehne etwas höher, sodass er aufrechter saß und in die Kammer mit den schimmernden Monden blickte. Bluts Vermutung nach würde das nur wenige Meter entfernte Gestell, neben dem die Werkzeuge lagen, als Ablage für den Stein dienen.
    »Stellen Sie die Kerze dorthin.« Sie deutete auf die Hämmer neben dem kalküberzogenen Gestell.
    Er gehorchte.
    »Gut. Jetzt helfen Sie mir, ihn an den Stuhl zu fesseln.«
    »Aber Gnädigste ...«
    »Nun machen Sie schon, die Zeit drängt. Es muss sein.«
    Blut zog dem Kaiser die Lederriemen über Arme und Beine.
    »Straffer!«, befahl sie.
    Er schnallte die Gurte fester, obwohl der Kaiser mit leichten Zuckungen und gequältem Wimmern protestierte.
    »Und diesen hier um seine Stirn. Helfen Sie mir!«
    Wieder gehorchte Blut.
    Sinistral schrie.
    »Und nun«, sagte sie leise, »vergewissern

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