Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Erwachen

Das Erwachen

Titel: Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Horwood
Vom Netzwerk:
Fußboden, eine Gewohnheit, die er während seines Aufenthalts in Hyddenwelt angenommen hatte, und zu der er nun mit Freuden zurückkehrte.
    Betten – »Menschenbetten«, wie er sie nannte – waren ihm zu weich. Und Hyddenwelt war für ihn noch immer ein Ort, der gewissermaßen gleich um die Ecke lag und leicht zu erreichen war. Nicht so für Katherine. Sie war heimgekehrt, hatte ein Kind, und die Vergangenheit schien ihr so fern wie eine belanglose Erinnerung.
    Seit ihrer Rückkehr durch das zerstörte Henge bei Devil’s Quoits war Hyddenwelt vollständig aus ihrem Bewusstsein verschwunden. Andere Dinge standen nun für sie im Vordergrund. Hyddenwelt war nicht mehr wichtig. Aus und vorbei. Hätte man sie darauf angesprochen – was Jack tunlichst vermied –, so hätte sie geantwortet, sie wolle nicht zurück, weil sie kein Verlangen danach verspüre. Die bloße Frage hätte sie beunruhigt, da sie angenommen hätte, Jack wolle zurück.
    Natürlich wollte er das nicht. Judith hatte für ihn Vorrang, und Katherine, seine Familie. Nur ...
    Nur manchmal blickte er aus dem Schlafzimmerfenster hinüberzum Henge und vernahm den Ruf jener Welt, in die er hineingeboren worden war, einer Welt, die ihm trotz allem, was inzwischen geschehen war, reicher und wirklicher erschien als die der Menschen.
    Er wusste, wo jetzt sein Platz war, aber der Drang, zurückzukehren, war da – eine Art Tür, die in seinem Unterbewusstsein immer schon existiert hatte, aber erst Wirklichkeit geworden war, als er das Henge durchschritten hatte. Die Tür blieb offen, und er wusste, dass sie immer offen bleiben würde. Doch er konnte sich keine Umstände vorstellen, die ihn zu einer Rückkehr bewegen würden.
    Vorsichtig setzte er Judith wieder auf den Küchenboden. »So, eigentlich ist sie jetzt etwas mehr als drei Jahre alt, deshalb müssen wir zu ihrem Schutz ein paar Vorkehrungen treffen ...«
    Judiths Existenz stellte immer neue Anforderungen.
    »Gehen wir eigentlich davon aus, dass sie auch geistig drei Jahre alt ist?«
    »Ata-ata«, sagte Judith und trommelte mit den Fäusten gegen seine Beine. »Garten.«
    Arthur blickte auf das Informationsblatt, das er aus dem Internet ausgedruckt hatte.
    »Mal sehen ... ›Freut sich über gemeinsame Mahlzeiten mit der Familie.‹ Hmmm ... ›Freut sich, wenn es Ihnen beim Aufräumen helfen darf.‹ Wie bitte!? › Läuft auf Freunde zu, wenn es sie sieht.‹ Sie hat gar keine ... Augenblick mal, das steht unter Sozialisation. ›Kann drei Formen benennen.‹ Ja. ›Kann bis zehn zählen.‹ Irgendwie schon ... Ja, Jack, wir dürfen wohl davon ausgehen, dass Judith auch geistig auf diesem Stand ist.«
    »Garten!«, wiederholte Judith und trat ihn erneut, diesmal fester.
    »Und dass sie kommunizieren kann.«
    »Im Ernst, Arthur. Sie wird bald anfangen, herumzuwandern, und wir könnten sie aus den Augen verlieren. Im Haus ist das ja noch zu machen, aber draußen könnte es in einer Katastrophe enden. Sie könnte sich verletzen.«
    »Ich werde eine Liste mit Vorbeuge- und Sicherheitsmaßnahmen aufstellen«, sagte Katherine, die zwar immer noch sehr wenig Schlaf fand, aber langsam wieder zu Kräften kam und neuen Lebensmut schöpfte.
    Man war sich einig.
    »Komm!«, sagte Jack zu Judith. »Du kannst selbst in den Garten gehen, aber wenn du draußen bist, wollen wir nicht, dass du verlorengehst.«
    Judith folgte Jack halb krabbelnd, halb laufend ins Freie und schrie und stampfte dabei, um zu zeigen, dass sie getragen werden wollte.
    Aber Jack hatte nein gesagt, und sie musste lernen, dass sein Nein endgültig war.
    Dann waren sie draußen, und in der Küche kehrte für eine Weile Ruhe ein.

18
SOMMER
    E s war so weit, und der Kaiser lag reglos wie der Tod in seinem Stuhl und wartete.
    Die Übriggebliebenen hatten Kerzen entzündet, die wie fahle Monde in Dunst und Regen hingen. Sie selbst waren nirgends zu sehen.
    Die kalkverkrusteten Hebe- und Fördermaschinen und die anderen Gerätschaften, die hier drohend aus dem Dunkel ragten, dort halb in ihm verschwanden, waren nur schemenhaft auszumachen, was die beklemmende Atmosphäre in der Kammer noch verstärkte.
    Blut bemerkte in der Nähe des Stuhls, außerhalb des Baldachins, einen kalkbedeckten Gegenstand von etwa einem Meter Höhe. Trotz der Dunkelheit erkannte er, dass er von Sterblichen gemacht war, eine Art Gestell mit drei Beinen, die ebenfalls mit Kalk überzogen waren. Darunter lagen, sauber und glänzend, mehrere Grubenwerkzeuge: zwei große

Weitere Kostenlose Bücher