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Das Erwachen

Das Erwachen

Titel: Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Horwood
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rennen und zu tanzen, nicht um daran gehindert zu werden.
    Beim Frühstück, mitten im üblichen Chaos und Lärm, sagte er: »Heute machen wir einen Spaziergang, Katherine, wie wir es früher immer getan haben, hinauf zum weißen Pferd. Es wird höchste Zeit. Mit Judith.«
    »Mit Judith?«
    »Jeder Augenblick ist kostbar«, sagte Jack.
    »Das stimmt«, erwiderte sie.

21
UNTERWEGS
    D ie Reise, die Stort und Barklice von Brum nach Woolstone unternahmen, hätte eigentlich unkompliziert verlaufen sollen.
    Sie hatten den Weg schon einmal zurückgelegt, und Barklice war ein Meister im Überwinden großer Entfernungen unter Zeitdruck. Die schnellste Art des Reisens für Hydden war zugleich auch die gefährlichste – an der Unterseite von Menschenzügen. Dazu mussten sie an einem Eisenbahnknoten am Westtor auf einen Zug warten, denn dort hielten diese immer kurz, und Holzbretter, auf denen ein Hydden bequem liegen konnte, unter einen Waggon klemmen.
    Diese Methode erforderte flinke Hände und unerschrockenes Handeln. Barklice hatte sie Stort schon vor langer Zeit beigebracht, sodass dieser sie mittlerweile beherrschte. Aber wenn man erst einmal dicht über den Schienen auf den Brettern lag und der Zug weiterratterte, stellten sich zwei neue Probleme. Erstens: Wie konnte man verhindern, dass Knüppel und Rucksack während der Fahrt hinunterfielen? Zweitens: Wann genau musste man aussteigen?
    Außerplanmäßige Stopps und Umleitungen gestalteten die Sache noch schwieriger. Hier kam Barklices Erfahrung zum Tragen, vorausgesetzt, der Zug hielt am Zielpunkt lange genug, damit sie aussteigen konnten, und es bestand nicht die Gefahr, dort auf Menschen zu stoßen.
    Wenn man an einem Haltepunkt bei Didcot ausstieg, folgte nur noch ein leichter Marsch an der Themse entlang, der auf einer grünen Straße durch offene Flur führte. Die Wiesen auf diesen letzten Meilen waren häufig überflutet, aber der herrliche Blick auf den White Horse Hill, der Woolstone überragte, gab dem Wanderer das Gefühl, bald am Ziel zu sein.
    Unglücklicherweise hatten die Erdbeben der vergangenen dreiWochen die Verkehrsnetze der Menschen in Mitleidenschaft gezogen, insbesondere die Eisenbahn, deren Züge nun häufig Verspätung hatten, umgeleitet wurden oder überhaupt nicht fuhren.
    Aus der geplanten zweitägigen Fahrt wurde eine fünftägige, und der Zug brachte sie zwar zu der grünen Straße nördlich der Themse, aber sie mussten erheblich weiter im Osten aussteigen, als ihnen lieb war, und einen viel größeren Teil der Strecke zu Fuß bewältigen.
    Die Hyddenstraße, der sie folgten, wurde normalerweise wenig genutzt, da es in dieser Gegend meilenweit keine Hyddensiedlungen gab. Doch obwohl sie zugewuchert war, blieb nicht einmal Stort, der nun wahrlich kein geübter Pfadfinder war, verborgen, dass unlängst Leute hier vorbeigekommen waren.
    »Nach den Spuren im Schlamm zu urteilen«, sagte er, »sind es ziemlich viele, und sie gehen in dieselbe Richtung wie wir.«
    Zu seinem Erstaunen antwortete Barklice nur mit einem Grunzen, als ärgere es ihn, dass andere Hydden in der Nähe waren. Normalerweise war ihnen etwas Gesellschaft durchaus willkommen. Aber Stort vermutete, dass Barklice bei ihrer wichtigen Mission und der Aufgabe, seinen Freund wohlbehalten ans Ziel und wieder zurück zu bringen, keine Störungen wünschte.
    »Wir wollen nicht trödeln«, sagte er knapp. »Wir müssen noch ein gutes Stück Wegs zurücklegen, ehe wir ein Lager aufschlagen, wenn wir morgen keinen allzu langen Tag haben wollen.«
    Kurze Zeit später bemerkte Stort, dass Barklice einen scharfen Blick in das Gebüsch zu ihrer Linken warf, dann abrupt wegsah, nach rechts abbog und etwas schneller ausschritt.
    Stort blickte zu der Stelle und erspähte ein farbiges Band, das knapp über Kopfhöhe um zwei knorrige Zweige geflochten worden war. Es war eine Art Zeichen, wie es von den Bilgenern benutzt wurde, jenen geheimnisvollen, aber harmlosen Wanderern, die, wie auch jetzt, gewöhnlich in der Nähe von Flüssen anzutreffen waren. Stort hatte schon des Öfteren welche gesehen, die zu Orten unterwegs gewesen waren oder von dort kamen, wo sie gemeinschaftliche Rituale mit prächtigen Feuern und nächtlichen Festen feierten. Ohne Zweifel, so sagte er sich, fand diese Woche irgendwo in der Gegend eine solche Zusammenkunft statt.
    Er versuchte Barklice einzuholen, um ihm diese Gedanken mitzuteilen,doch der Forstmeister legte ein solches Tempo vor, dass Stort, als es ihm endlich

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