Das Erwachen
Brücken miteinander verbunden, die in alle Richtungen zu führen schienen. Auf jeden Fall war der ganze Platz von Wasser umgeben und mit Büschen durchsetzt, die es unmöglich machten, sich zurechtzufinden.
Was die Feuer angingen, so bildeten sie den Sammelpunkt verschiedener Gruppen. Um die einen scharten sich Sänger, um die anderen Flötenspieler und Rohrhornbläser, und an allen wurde unablässig Essen zubereitet: Backwaren aller Art, Pasteten, Kuchen, Fladenbrötchen und Saatenbrot, gewürzt mit frischen Peperoni und Piment.
Außerdem gab es Eintöpfe, die in großen, gusseisernen Kesseln dampften, und Fischkoteletts von Hecht und Barsch.
Sie aßen im Gehen, und da sie es nicht über sich brachten, Speisen, die ihnen angeboten wurden, abzulehnen, aßen sie viel.
Nachdem sie sich so den Bauch vollgeschlagen hatten, ruhten sie auf Kissen unter Sonnensegeln, über die der Feuerschein flackerte.
Nach dem Ruhen standen sie wieder auf, wanderten umher, verliefen sich, stießen zu den Tänzern und vergaßen allmählich, warum sie gekommen waren.
»Ich bin sicher«, sagte Stort, »dass wir einen triftigen Grund hatten, aber ich muss gestehen, ich bin heute Nacht etwas wirr im Kopf.«
»Ja«, erwiderte Barklice, »wir sind zu einem bestimmten Zweck hier, einem wichtigen ... Wenn Sie sich doch nur bemühen würden, so könnte es mir wieder einfallen!«
Erst als der Mond verblasste und die Menge sich lichtete, kam ihnen zu Bewusstsein, dass die Nacht sich dem Ende zuneigte und sie die Zeit ungenutzt hatten verstreichen lassen.
»Schön, Sie hier zu sehen, Mister Barklice, so stattlich und bedeutend!« Es war die tiefe, freundliche Stimme eines Bilgeners.
»Wer ... wo ...?«
Sie drehten sich um und erblickten einen großen Bilgener, der über einen Steg entschwand.
»Sir! Bitte gehen Sie nicht!«
Der Bilgener drehte sich um, sodass sein fröhliches Gesicht vom Feuerschein beleuchtet wurde, lächelte und hob zum Zeichen, dass er Barklice gehört hatte, eine Hand.
»Bitte ...« sagte Barklice, mit einem Mal ernüchtert und verzagt, da ihm der Grund seines Kommens wieder eingefallen war. »Bitte ...«
»Dann sind Sie jetzt also bereit, Forstmeister? Bereit, zu ernten, was Sie gesät haben?«
Es war eine andere Stimme, die einer Frau, näher, alt, eine Stimme aus einer anderen Zeit.
»Ich weiß nicht, was ich tun soll«, antwortete Barklice. »Und es tut mir leid, dass ich ... Ich wusste ja nicht ... Ich weiß nicht ... doch ja, ich bin bereit.«
»Sie sind es und werden es sein, und Sie werden lernen«, sagte sie sanft. »Nun gehen Sie weiter, Mister Barklice, nehmen Sie sich, was Ihnen gebührt ...«
Er drehte sich um mit verstörtem Blick. »Stort ... begleiten Sie mich ... ich ...«
Aber das alte Weib hielt Stort am Arm fest, und er selbst schüttelte den Kopf.
»Ich habe Sie hergebracht«, sagte er. »Alles Übrige ist nun Ihre Sache, glaube ich. Aber ich werde nicht allzu weit hinter Ihnen bleiben.«
Barklice nahm einen unbeleuchteten Weg, der zum Fluss und zu den Kähnen führte, die an ihrer Vertäuung klirrten.
Stort hingegen ging geradeaus weiter über das Gras und zwischenden Leuten hindurch zu einem großen Feuer, einem der letzten, die noch prasselten.
Die Schatten der Nacht flackerten dergestalt und sein Geist war so umnebelt, dass Stort die Frau nicht erkannte, die sich, vielleicht weil sie eine Stütze brauchte, an seinem Arm festhielt. Sie ging langsam mit gebeugtem Kopf und sagte nichts mehr, auch nicht, wer sie war. Er wusste nur, dass sie alt war, sehr alt.
»Ich muss Barklice helfen.« Er versuchte sich loszumachen.
»Lassen Sie Mister Barklice seine eigenen Entdeckungen und Fehler machen, aber sehen Sie zu und lernen Sie, Bedwyn Stort, denn was Sie heute Nacht hier zu sehen bekommen, dazu war Paley’s Creek seit jeher bestimmt. Manche nennen es Magie, andere ... nun ja ... Sie sind es, der mit Worten umzugehen versteht, nicht ich.«
Ihre Stimme, ihre Augen kamen ihm entfernt bekannt vor, als sei er ihr vor langer Zeit schon einmal begegnet. Sie verstärkte ihren Griff um seinen Arm und ging weiter, freilich mit Mühe, denn ihre steifen Glieder behinderten sie.
»Sehen Sie zu«, flüsterte sie, »beobachten Sie Ihren Freund, mein Lieber.«
Sie gingen an dem großen Feuer zu ihrer Linken vorüber und näherten sich einem langen Landungssteg, den Stort zuvor schon zweimal gesehen hatte. Beim ersten Mal hatten sich dort ankommende Boote gedrängt, die Passagiere abgesetzt, aber
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