Das Erwachen
Barklice«, sagte er, um Margaret mit dem Forstmeister bekannt zu machen. »Lassen Sie ihn nicht aus den Augen. Was ist mit Judith und Katherine ...?«
»Kommen nicht mit«, antwortete Jack knapp.
»Ist es weit, Liebling?«, fragte Margaret.
»Überhaupt nicht, und der Weg ist flach. Du musst nur Jack folgen.«
»Genau«, stimmte Jack zu. »Und ich folge Stort.«
»Und der«, sagte Stort versonnen, als sie das Henge verließen und die Richtung einschlugen, aus der in der Ferne Musik zu hören war, »folgt, glaube ich, unserem Mister Barklice, denn der war schon einmal dort und sollte den Weg kennen.«
»Ja«, brummte Barklice, »das sollte ich, und ich tue es auch. Deshalb folge ich unserem Führer, und das ist Jack, denn nur so kommt man nach Paley’s Creek. Die Blinden folgen dem Blinden, und alle folgen dem Mond ...«
So machten sie sich auf. Bald ließen sie Woolstone hinter sich und marschierten durch die Dunkelheit, zusammen mit anderen, die in dieselbe Richtung gingen, schwatzten und lachten und voller Vorfreude waren auf das, was sie am Ziel erwartete.
»Es ist nicht mehr weit, Liebling«, sagte Arthur.
»Ich fühle mich, als könnte ich heute Nacht bis ans Ende der Welt gehen«, erwiderte Margaret und nahm seinen Arm, wie sie es bei ihrem ersten Rendezvous getan hatte.
»Weißt du noch?«, flüsterte sie im Gehen.
»Ja.«
Bald zweigte der Weg, der nun deutlich im Mondlicht vor ihnen lag und mit Lichtern markiert war, von der grünen Straße ab und führte den Hang hinunter in Richtung Fluss.
Die Luft wurde kühler und feuchter, aber nicht unangenehm.
Die Musik wurde vernehmlicher, je nach Wind mal lauter, mal leiser, und immer eindringlicher.
»Klingt jedenfalls verlockend«, sagte Stort, der sich dabei ertappte, wie er mitsummte und mit den Händen fuchtelte, als dirigiere er ein Orchester und einen Chor aus wohlbeleibten Bilgenerinnen in duftenden Seidenkleidern, die ein Willkommensständchen gaben.
»Seien Sie gewarnt, Stort«, sagte Barklice, »und Sie auch, Jack, zumal Sie in festen Händen sind. Bevor Sie wissen, wie Ihnen geschieht, haben Sie Ihr Herz verloren.«
»Niemals!«, rief Stort fröhlich und wenig überzeugend.
»Niemals«, sagte Jack.
Die Musik wurde lauter und noch verführerischer. Lichter tanzten zwischen den Bäumen, Gestalten, manche durchsichtig, huschten vor und hinter ihnen vorüber. Dann waren sie plötzlich am Fluss. Rindenstücke und Holzspäne mit Lichtern darauf, Kerzen vielleicht oder Öllampen, trieben auf dem Wasser, manche schneller, manche langsamer, hin und her und kreuz und quer.
»Seien Sie auf der Hut, Stort«, warnte Barklice abermals. »Ehe Sie bis drei zählen können, werden wir dort sein, und dann ... was dann?«
»Dann ... dann ...«, flüsterte Stort, denn alles andere als Flüstern kam ihm wie ein Frevel vor. »Dann ...«
»Willkommen.«
Eine Stimme. Gelächter.
»Willkommen alle miteinander.«
Stort schaute sich um, konnte aber niemanden in der Nähe entdecken, nicht einmal Barklice.
»Aber wo ...?«
Keuchend kam der Forstmeister angelaufen. »Ich dachte schon, ich hätte Sie verloren. Ich konnte Sie nicht mehr sehen. Sie sind immer wieder zwischen den Bäumen verschwunden, und ich ... ich ...«
Vor ihnen schleuderte ein großes Feuer Rauch und Funken in den Himmel.
Sie hörten Gesang.
Met wurde ihnen angeboten, etwas zu essen, sie nahmen beides.
»Willkommen, Mister Barklice.«
Sie drehten sich um, aber im Schatten der Leute, der Kähne auf dem Fluss und der Zelte war schwer zu erkennen, wer wo stand und wer gesprochen haben mochte.
»Dann ist sie wohl nicht mitgekommen, Mister Jack?«, fragte eine Stimme aus dem Dunkel.
»Wer?«
Er drehte sich nach dem Sprecher um, aber da waren überall nur Schatten.
»Ihre Tochter. Eine solche Maid würde man sich heute Nacht gern mal ansehen, wo doch der Mond im Vollen steht.«
»Sie meinen Judith. Ich fürchte, sie ...«
»Willkommen, Bedwyn Stort.«
Stort blieb stehen und packte Barklice und Jack am Arm.
»Wir haben etwas zu erledigen, einen Termin einzuhalten. Meine Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass Sie ihn einhalten. Jetzt lassen Sie uns diesen ... diesen Paley’s Creek erkunden und Ihren Sohn suchen!«
»Wie denn?«, fragte Barklice, und nicht ohne Grund, denn in welche Richtung sie auch blickten, in jede führte ein sternenbeleuchteter Weg, und überall waren schemenhafte Gesichter.
»Wo stecken eigentlich Arthur und Margaret?«
Stort und Barklice zuckten mit den
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