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Das Erwachen

Das Erwachen

Titel: Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Horwood
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Schultern, beide mit anderen Gedanken beschäftigt. Jack schüttelte den Kopf und folgte ihnen weiter, oder nahm es jedenfalls an, bis ihm aufging, dass sie ihm folgten.
    »Ich dachte, wir hätten Sie verloren«, sagte er, als er Arthur entdeckte.
    »Das haben Sie auch, aber in Paley’s Creek muss das so sein. Margaret amüsiert sich prächtig. Wo ist Stort?«
    Jack spähte in die flackernde Dunkelheit, aber Stort war nicht da, und als er wieder zu Arthur blickte, war auch der verschwunden.
    Also blieb er stehen und rührte sich nicht von der Stelle. Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft wirbelten in seinem Kopf durcheinander, und die Musik drang in sein Inneres, und er lächelte.
    »Schade«, sagte er, »dass ich nicht die richtigen Worte gefunden habe, um Katherine zum Mitkommen zu bewegen. Dann hätte auch Judith mitkommen müssen, und wir wären jetzt hier zusammen wie alle anderen.«
    »Aber das hast du, mein lieber Jack, du hast die richtigen Worte gefunden ...«
    Ihre Stimme klang alt, so alt wie die Dunkelheit, und er spürte die Berührung ihrer Hand an seinem Arm.
    »Habe ich das?«
    »Ich weiß es«, sagte das alte Weib und nahm seinen Arm.
    »Mom? Mom?«
    Sie lagen im Bett, und Katherine schlief.
    Sie wachte sofort auf.
    »Was ist los?«
    »Nichts. Horch!«
    Sie konnten die Musik der Nacht hören.
    Judith kletterte aus dem Bett, packte Katherine am Bein und zog.
    Katherine rutschte bis zum Rand des Bettes.
    »Judith, hör auf.«
    »Nein. Ich möchte zum Paley’s Creek.«
    »Nein.«
    »Es ist da vielleicht gruselig, aber Bedwyn Stort hat gesagt, dass sie mich dort von meinen Schmerzen heilen können.«
    »Wer?«
    »Heilerinnen mit Salben und äh ... äh ...«
    »Balsamen.«
    »Ja.«
    »Nein.«
    »Dad wollte es auch. Er war traurig, weil du nicht mitgegangen bist. Er glaubt, es würde dir guttun.«
    »Was hat er denn gesagt?«
    »Dass du sie verloren hast.«
    Katherine lächelte. »Was verloren?«
    »Die Freude.«
    »Wann hat er das gesagt? Und zu wem?«
    »Gehen wir.«
    »Sei nicht albern, Judith, jetzt können wir nicht mehr.«
    »Ich kann dich hinbringen.«
    »Wie?«
    »Ich zeige es dir. Es wird dir gefallen. Dad würde sich freuen. Alle anderen sind dort.«
    »Es ist zu spät.«
    Sie blickte auf die Uhr, aber die Zeit schien verrücktzuspielen.
    Judith packte sie erneut am Bein und zog.
    Katherine fiel halb aus dem Bett.
    »Judith!«
    »Komm, Mom, so alt bist du doch nicht. Margaret ist auch hingegangen.«
    »Ich dachte, du wolltest nicht mit, weil du nichts anzuziehen hast.«
    »Habe ich auch nicht, aber Dad war traurig, und du bist es auch. Hast du Bänder?«
    »Ja.«
    »Hol sie.«
    »Bitte.«
    »Bitte hol sie, Mom, wir haben keine Zeit zu verlieren.«
    Katherine machte Licht und holte den alten Nähkasten ihrer Mutter.
    »Die sind von deiner Großmutter. Sie hat sie für mich gekauft, aber wir hatten nie Zeit für so etwas ...«
    »In Paley’s Creek kann man alles tragen, aber als Mädchen braucht man Bänder.«
    »Wir werden nicht hingehen, wir können nicht. Wir werden es nicht mal probieren.«
    »Halt still, Mom, ich möchte dir Bänder ins Haar flechten.« Und das tat Judith. »Und du kannst mir welche ins Haar flechten. Rote, grüne, wirklich hübsch.«
    Ihre Arme verschlangen sich ineinander, während eine der anderen Bänder ins Haar flocht.
    »Mom, du siehst schön aus.«
    »Judith, du siehst bezaubernd aus.«
    Sie sahen einander glücklich an.
    »Mom ... lass uns gehen ... Ich zeige dir den Weg.«
    »Aber ...«
    »Paley’s Creek ist etwas Besonderes. Bitte ...«
    »Wir werden uns sputen müssen.«
    »Komm!«
    Sie zogen sich an, und Judith führte Katherine die Treppe hinunter und hinaus in den Garten.
    »Wir müssen abschließen.«
    »Heute Nacht ist das nicht nötig.«
    »In welche Richtung gehen wir?«
    »Wir tanzen.« Judith zeigte Katherine, wie es ging, weil das nie jemand getan hatte.
    »Wohin?«
    »Da entlang«, rief sie. »Wir tanzen zu der Musik, die man hören kann, wenn man dem Vergehen der Zeit lauscht.«
    »Von wem hast du das?«, rief Katherine, und ihre Haarbänder flatterten im Wind, als sie versuchte mit ihrer Tochter, der Schildmaid, Schritt zu halten.
    »Von Bedwyn Stort. Komm!«
    Wie sich herausstellte, war Paley’s Creek keineswegs so, wie es auf den ersten Blick schien. Es gab nicht nur ein Feuer, sondern viele, nicht nur einen Fluss, sondern mehrere.
    Das Gelände war groß und unübersichtlich, und seine verschiedenen Teile waren durch Bohlenwege und kleine

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