Das Erziehungs-ABC - von Angst bis Zorn
wirkliche Leben eignet. Zwei Beispiele: Jonas nimmt David das Spielzeug weg. Lösung: David nimmt ein Spielzeug von Jonas (»Gut, dann tauschen wir«). Gefällt Jonas das nicht, muss er David sein Spielzeug zurückgeben. Sina will Lea nicht mitspielen lassen. Lösung: Lea beginnt ein eigenes Spiel. Vielleicht wird Sina neugierig und kommt dazu. Oder Lea fragt Sina nach einer Weile, ob sie mitspielen mag.
Schlechtes Benehmen – ganz schön peinlich
Endlich Urlaub! Die erste Reise mit den Kindern. Doch die Freude der Eltern wird schon beim Abendessen im Familienhotel jäh gebremst. Felix (drei Jahre) und Jonas (fünf Jahre) schmieren mit Nudeln und Sauce herum, wischen ihre Tomatenfinger ins weiße Tischtuch, und auf dem tollen Buffet ist nichts vor ihnen sicher. Als sich die ersten Gäste beschweren, bedauern die Eltern schon, sich auf den Urlaub im Hotel eingelassen zu haben. Klar, die beiden Jungs sind noch klein: Eine umgestoßene Milchtasse würde ihnen jeder verzeihen. Perfektes Benehmen, noch dazu in einer fremden Situation, erwartet ja niemand. Doch einige Tischmanieren sollten Kinder schon in diesem Alter kennen, ebenso wie Höflichkeit und Rücksichtnahme. »Bitte«, »Danke«, ein freundliches »Hallo« oder »Guten Abend« und eine etwas gedämpfte Lautstärke, um andere nicht zu stören, sind nicht zu viel verlangt. Doch dazu brauchen Ihre Kinder Sie – als Vorbild und als Leitfigur.
GU-ERFOLGSTIPP
TELEFONIEREN ÜBEN
Das Telefon ist wunderbar geeignet, um höfliches Benehmen und eine gute Ausdrucksweise zu üben. Trainieren Sie spielerisch mit Ihrem Kind – zuerst am Spieltelefon, später auch wenn Sie tatsächlich telefonieren, wenn Ihr Kind die Oma anruft oder bei einem Anruf den Hörer abnimmt.
Gute Manieren üben
Felix und Jonas hätten keine solche Schlacht am kalten Buffet veranstaltet, wenn die Eltern ihnen vorab erklärt hätten, wie es in einem Hotelrestaurant zugeht. Zusätzlich hätten sie die Jungs dort noch an die Hand nehmen und ihnen zeigen können, wie alles funktioniert. Wenn Sie also höfliche, rücksichtsvolle Kinder mit guten Manieren haben möchten, müssen Sie daran arbeiten. Das hat nichts mit strengem Drill zu tun. Aber Sie sollten deutliche Richtlinien geben, an denen sich kleine Leute in den vielen komplizierten Situationen des Alltags orientieren können. Wenn Sie das von Anfang an tun, lernt Ihr Kind vieles ganz nebenbei.
TIPP: Die wichtigsten Benimmregeln in der Familie
Stellen Sie einen Minimal-Benimmcode auf, an den sich in Ihrer Familie alle halten sollten. Etwa so:
Wir hören uns gegenseitig zu und lassen uns ausreden.
Wir sprechen nicht mit vollem Mund.
Wir schreien uns nicht an und werfen uns keine Schimpfwörter an den Kopf.
Wir sagen »Bitte«, wenn wir etwas möchten, und »Danke«, wenn wir es bekommen haben.
Wir entschuldigen uns, wenn wir jemandem etwas getan haben. Wir schauen ihn dabei an, geben ihm die Hand.
Wir begrüßen und verabschieden andere freundlich, am besten geben wir ihnen dabei die Hand.
Wir warten mit dem Essen, bis alle am Tisch sitzen.
Wir manschen nicht mit Essen herum und schmatzen nicht.
Wir bleiben bei einer Mahlzeit ohne Gemecker am Tisch sitzen, bis alle mit dem Essen fertig sind.
Wir nehmen beim Husten, Gähnen und Niesen die Hand vor den Mund und bohren nicht im Beisein anderer in der Nase.
Vom täglichen Umgang miteinander
Gehen Sie respektvoll und höflich miteinander um. Das ist gut fürs Familienklima – und fürs weitere Leben. Und wer weiß, dass er zu Wort kommt, muss nicht durch schlechtes Benehmen auf sich aufmerksam machen.
Tun Sie ohne »Bitte« und »Danke« gar nichts. Reagieren Sie nicht, bevor Sie diese »Zauberworte« hören. Erst ein »Bitte« zaubert Apfelsaft ins Glas, und erst das »Danke« sorgt dafür, dass das Glas tatsächlich vor einem stehen bleibt. Denken Sie selbst auch daran, wenn Sie mit Ihrem Kind sprechen, etwa: »Holst du bitte eine Flasche Apfelsaft?«
Bestehen Sie auf höflichen Begrüßungen. Mag Ihr kleines Kind noch nicht jedem Fremden die Hand geben, kann es immerhin mit dem Kopf nicken. Größere Kinder sollten die Hand reichen. Ein Küsschen auf Kommando muss dagegen keineswegs sein. Zwingen Sie Ihr Kind nicht dazu.
Benimmt sich Ihr Kind daneben, um Sie herauszufordern, machen Sie es ihm nach: Lümmeln Sie am Tisch, schmatzen Sie, fragen Sie demonstrativ »Hä?« statt »Wie bitte?«. Irgendwann wird es dem kleinen Provokateur bestimmt zu dumm.
Essen Sie so oft wie möglich gemeinsam.
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