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Das Eulenhaus

Das Eulenhaus

Titel: Das Eulenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Terence ihn neugierig und ausgiebig an? Warum schniefte Zena verdammt noch mal dauernd? Warum waren sie ihm alle so verflucht lästig?
    Zena bekam seine Wut ab.
    »Himmel nochmal: Putz dir die Nase!«
    »Sie hat eine leichte Erkältung, Liebes.«
    »Nein, hat sie nicht. Du glaubst immer, dass die Kinder etwas haben! Sie hat nichts.«
    Gerda seufzte auf. Sie begriff einfach nicht, wieso einem Arzt, der so viel Zeit damit verbrachte, anderer Leute Zipperlein zu behandeln, die Gesundheit seiner eigenen Familie völlig egal war. John zog jede eventuelle Erkrankung zuhause ins Lächerliche.
    »Ich hab acht Mal vor dem Essen geniest«, erklärte Zena bedeutungsvoll.
    »Dann ist es hier zu warm!«, sagte John.
    »Ist es nicht«, schaltete sich Terence ein, »das Thermometer im Flur zeigt keine zwanzig Grad.«
    John stand auf. »Haben alle aufgegessen? Gut, dann mal vorwärts. Gerda – bist du so weit?«
    »Ein Minütchen noch, John. Ich muss rasch ein paar Sachen zusammenpacken.«
    »Dafür hast du doch bestimmt vorher Zeit gehabt. Was hast du denn den ganzen Morgen getan?«
    Er ging wutschnaubend aus dem Esszimmer, Gerda lief in ihr Schlafzimmer. Der Druck, schnell zu machen, machte sie noch viel langsamer, das wusste er, aber warum konnte sie nie fertig sein? Sein Koffer stand doch auch fertig im Flur. Warum, verflixt noch mal –
    Zena kam mit einem Stapel ziemlich verklebter Spielkarten. »Darf ich dir was weissagen, Papa? Ich kann das nämlich. Ich habe es mit Mutter und Terry und Miss Lewis und Miss Jane und der Köchin auch schon gemacht.«
    »Na gut.«
    Er überlegte, wie lange Gerda brauchen würde. Er wollte raus hier, raus aus diesem schrecklichen Haus und dieser schrecklichen Straße und dieser ganzen Stadt voller kränkelnder, schniefender, siecher Leute. Er wollte hinaus zu den Wäldern und den nassen Blättern – und zu Lady Angkatells graziler Distanziertheit, die immer den Eindruck machte, sie sei sowieso körperlos.
    Zena legte bedeutungsvoll Karten. »Das da in der Mitte, das bist du, Papa, der Herzkönig. Derjenige, der etwas geweissagt kriegt, ist immer der Herzkönig. Die anderen Karten legt man verdeckt hin. Zwei links von dir und zwei rechts und eine über dir – die hat Macht über dich. Und dann eine unter dir – über die hast du Macht. Und diese hier – die deckt dich zu! So, und jetzt – «, Zena holte tief Luft, »decken wir sie alle auf. Rechts von dir liegt die Karodame – ziemlich dicht.«
    Henrietta, dachte John und amüsierte sich über Zenas feierlichen Ernst.
    »Und die nächste ist der Kreuzbube – das ist irgendein stiller junger Mann. Links von dir liegt die Pikacht – das bedeutet einen heimlichen Feind. Hast du heimlich Feinde, Vater?«
    »Nicht, dass ich wüsste.«
    »Und neben der liegt die Pikdame – die steht für eine viel ältere Frau.«
    »Lady Angkatell«, sagte John.
    »So, und jetzt kommt die Karte über deinem Kopf, die hat Macht über dich – die Herzdame.«
    Veronica, dachte er, Veronica! Ach was, so ein Quatsch! Veronica bedeutet mir gar nichts mehr.
    »Und die hier zu deinen Füßen, über die du Macht hast – die Kreuzdame.«
    Gerda kam ins Zimmer gelaufen. »Ich bin so gut wie fertig, John.«
    »Nein, warte, Mutter, warte mal, ich muss doch Papa noch die Karten zu Ende legen. Nur noch die letzte, Papa – die allerwichtigste. Die auf dir liegt.«
    Zena deckte sie mit klebrigen Fingerchen auf und keuchte erschrocken auf. »Ach – das ist das Pikass! Das steht eigentlich für Tod – aber – «
    »Deine Mutter«, sagte John, »wird vermutlich jemanden totfahren, bevor wir aus London raus sind. Jetzt komm, Gerda. Auf Wiedersehen, ihr beiden. Und benehmt euch.«

6
     
    G egen elf Uhr an diesem Samstagmorgen kam Midge Hardcastle nach unten. Sie hatte im Bett gefrühstückt, in einem Buch geschmökert, wieder ein bisschen weitergedöst und war schließlich aufgestanden.
    So zu faulenzen tat gut. Ein bisschen Ferien wurden auch Zeit! Ohne jeden Zweifel ging einem Mrs Alfreges Laden nämlich auf die Nerven.
    Sie trat aus der Vordertür in angenehmen herbstlichen Sonnenschein. Sir Henry Angkatell saß auf einer klobigen Bank und las die Times. Er lächelte Midge an. Er mochte sie.
    »Hallo, meine Liebe.«
    »Komme ich sehr viel zu spät?«
    »Das Mittagessen hast du noch nicht verpasst.«
    Midge setzte sich neben ihn und stellte seufzend fest: »Es ist so schön, hier zu sein.«
    »Du bist ein bisschen spitz um die Nase.«
    »Och, mir geht’s gut. Aber es ist

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