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Das Eulenhaus

Das Eulenhaus

Titel: Das Eulenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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lebendiger war als die Lebenden. Er überlegte, woher dieser Eindruck rührte.
    »Eine solche Tragödie«, antwortete er schließlich höflich auf Sir Henrys Bemerkung, »ist sehr misslich.«
    »Derlei ist eigentlich mehr Ihre Domäne als meine«, sagte Sir Henry. »Ich wüsste nicht, dass ich einem Mord schon einmal so greifbar nahe gewesen wäre. Ich hoffe, ich habe bisher alles korrekt gemacht?«
    »Es ist recht korrekt verfahren worden«, sagte Poirot. »Sie haben die Polizei gerufen, und bis die hier ist und den Fall übernimmt, bleibt uns nichts zu tun – außer dafür zu sorgen, dass niemand die Leiche bewegt oder Beweismittel verändert.«
    Bei seinen letzten Worten fiel sein Blick in das Schwimmbecken. Er konnte den Revolver, leicht verzerrt vom blauen Wasser, unten am Betonboden liegen sehen.
    Ein Beweismittel, dachte er, war wohl schon verändert worden, bevor er, Hercule Poirot, das hatte verhindern können.
    Mais non – das war aus Versehen passiert.
    Sir Henry murmelte mit leisem Ekel: »Müssen wir eigentlich hier herumstehen? Bisschen kühl. Möchte meinen, wir könnten ebenso gut in den Pavillon gehen?«
    Poirot stimmte – eingedenk seiner nassen Füße und seiner Veranlagung zum Frösteln – freudig zu. Der Pavillon stand auf der vom Haus aus gesehen anderen Seite des Beckens. Und durch die offene Tür konnten sie Becken, Leiche sowie den Weg vom Haus im Blick behalten, den die Polizei nehmen musste.
    Die Einrichtung war luxuriös – gemütliche Sofas und Teppiche in fröhlichen Mustern. Auf einem lackierten Eisentisch stand ein Tablett mit Gläsern und Sherrykaraffe.
    »Ich würde Ihnen ja gern etwas anbieten«, sagte Sir Henry, »aber ich nehme an, ich darf hier nichts anfassen, bevor die Polizei da ist? Ich kann mir zwar überhaupt nicht vorstellen, was die hier drin von Bedeutung finden könnten, aber wir wollen lieber auf Nummer Sicher gehen. Gudgeon hatte, wie ich sehe, die Cocktails auch noch nicht herausgebracht. Er hat auf Sie gewartet.«
    Sie nahmen beide vorsichtig Platz auf Korbstühlen neben der Tür, sodass sie den Weg zum Haus im Blick hatten.
    Eine gewisse Befangenheit stellte sich ein. Bei einem solchen Anlass fiel lockeres Plaudern schwer.
    Poirot sah sich im Pavillon um und registrierte alles, was ihm ungewöhnlich vorkam. Über der Rückenlehne eines der Sessel hing achtlos ein teures Silberfuchscape. Er überlegte, wem es wohl gehörte. Die auffallende Pracht passte zu niemandem von den Leuten, die er bisher kennen gelernt hatte. Um Lady Angkatells Schultern herum, zum Beispiel, konnte er es sich nicht vorstellen.
    Das gefiel ihm gar nicht. Das Cape verströmte eine Mischung aus Angeberei und Opulenz – Eigenschaften, die niemand von den bisher gesehenen Leuten aufwies.
    »Rauchen dürfen wir doch wohl«, sagte Sir Henry und hielt Poirot sein Zigarettenetui hin.
    Poirot schnupperte, bevor er eine nahm.
    Französisches Parfüm – ein teures französisches Parfüm.
    Es hing nur noch ein Hauch davon in der Luft, aber er war noch da, und wieder hatte der Duft nichts, was sich in seinem Kopf mit irgendjemandem der Bewohner des »Eulenhauses« verband.
    Als Poirot sich vorbeugte, um seine Zigarette an Sir Henrys Feuerzeug anzuzünden, fiel sein Blick auf einen kleinen Stapel Streichholzschachteln – sechs, genau gesagt – auf einem Tischchen neben einem der Sofas.
    Dieses Detail kam ihm außerordentlich kurios vor.

12
     
    » H alb drei«, sagte Lady Angkatell.
    Sie saß mit Midge und Edward im Salon. Aus Sir Henrys Herrenzimmer hinter der verschlossenen Tür kam Stimmengemurmel, nämlich von Hercule Poirot, Sir Henry selbst und Inspektor Grange.
    Lady Angkatell seufzte. »Midge, weißt du, ich finde immer noch, man müsste sich um das Mittagessen kümmern. Natürlich macht es einen ziemlich herzlosen Eindruck, wenn man sich zu Tisch setzt, als sei nichts geschehen. Aber wir hatten Monsieur Poirot schließlich zum Essen eingeladen – womöglich hat er Hunger. Für ihn kann es doch auch gar nicht so traurig sein wie für uns, dass der arme John Christow umgebracht worden ist. Ich muss sagen, mir ist zwar selbst auch nicht so sehr nach Essen, aber Henry und Edward sind bestimmt ausgehungert nach dem Geschieße den ganzen Morgen.«
    Edward Angkatell wehrte sofort ab. »Mach dir um mich keine Gedanken, Lucy, meine Liebe.«
    »Du bist immer so rücksichtsvoll, Edward. Aber David ist ja auch noch da – ich habe ihn gestern beim Abendessen beobachtet, da hat er eine Menge

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