Das Eulenhaus
– schnellen, festen Schritten und völlig unpassenden, fröhlichen Stimmen.
Den Weg vom Haus herunter kamen lachend und plaudernd Sir Henry Angkatell und Midge Hardcastle. Beim Anblick der anderen um das Becken herum blieb Sir Henry abrupt stehen und rief verblüfft: »Was ist denn los? Ist etwas passiert?«
Seine Frau antwortete ihm. »Gerda hat – « Sie unterbrach sich. »Ich meine – John ist – «
Jetzt sagte Gerda mit ihrer bestürzten, leeren Stimme: »Jemand hat auf John geschossen. Er ist tot.«
Alle sahen peinlich berührt weg.
Lady Angkatell fiel etwas ein: »Meine Liebe, ich denke, Sie gehen am besten und – legen sich hin. Vielleicht sollten wir alle lieber zurück ins Haus gehen? Henry, du kannst ja mit Monsieur Poirot hier bleiben und – auf die Polizei warten.«
»Ja, das halte ich auch für das Beste«, sagte Sir Henry und wandte sich an Gudgeon: »Würden Sie die Polizei anrufen, Gudgeon? Sagen Sie einfach exakt, was vorgefallen ist. Wenn die Polizisten dann kommen, führen Sie sie direkt hierher.«
Gudgeon macht eine knappe Verbeugung. »Jawohl, Sir Henry.« Er war ein bisschen blass um die Nase, aber noch immer der tadellose Diener.
Die große junge Frau sagte: »Komm, Gerda«, hakte sie unter und schob sie zum Weg auf das Haus zu. Gerda ging willenlos und wie traumwandelnd mit. Gudgeon trat kurz beiseite, um sie vorbeizulassen, und folgte ihnen mit dem Eierkorb. Sir Henry drehte sich zu seiner Frau und fragte scharf: »So, Lucy, was ist hier los? Was genau ist vorgefallen?«
Lady Angkatell rang die Arme – eine liebenswert hilflose Geste. Hercule Poirot registrierte, dass das Flehentliche daran bezaubernd wirkte.
»Wenn ich das wüsste, mein Lieber. Ich war bei den Hühnern. Ich habe wohl einen Schuss gehört, er klang sehr nahe, aber ich habe mir doch nichts dabei gedacht.« Sie sah jetzt flehentlich in die Runde. »Auf so etwas kommt man doch nicht! Und dann bin ich den Weg zum Schwimmbecken zurückgegangen, da lag John schon da und Gerda stand mit dem Revolver über ihm. Henrietta und Edward kamen fast gleichzeitig an – von da drüben.«
Sie deutete mit dem Kopf in Richtung der anderen Seite des Beckens, von wo aus zwei Wege in die Wäldchen führten.
Hercule Poirot räusperte sich. »Wer sind sie, dieser John und diese Gerda, wenn ich das erfahren dürfte?«, fragte er in aller Höflichkeit.
»Ach ja, natürlich«, sagte Lady Angkatell sofort entschuldigend. »Man vergisst ja alles… aber man macht ja auch nicht unbedingt die Honneurs, wenn gerade jemand… getötet worden ist. John ist John Christow, Dr. Christow. Gerda Christow ist seine Frau.«
»Und die junge Dame, die mit Mrs Christow zum Haus gegangen ist?«
»Meine Kusine Henrietta Savernake.«
Der Mann links von Poirot machte eine Bewegung, eine sehr sachte Bewegung.
Henrietta Savernake, dachte Poirot, und ihm gefällt nicht, dass sie das sagt… obwohl, es ist schließlich unvermeidlich, dass ich es erfahre…
Der Sterbende hatte »Henrietta ! « gesagt. Und zwar auf eine sehr kuriose Weise, eine, die Poirot an irgendetwas erinnerte – irgendeinen Vorfall… was war das nur? Na egal, es fiel ihm schon wieder ein.
Lady Angkatell kam inzwischen entschieden ihren gesellschaftlichen Verpflichtungen nach: »Und das ist noch ein Cousin, Edward Angkatell. Und Miss Hardcastle.«
Poirot grüßte mit höflichen Verbeugungen. Midge verspürte plötzlich das dringende Bedürfnis, hysterisch loszulachen, hielt sich aber mühsam im Zaum.
»Nun denn, meine Liebe«, sagte Sir Henry, »denke ich, du solltest wirklich, wie du sagst, wieder ins Haus gehen. Ich unterhalte mich ein wenig mit Monsieur Poirot.«
Lady Angkatell sah beide besorgt an. »Ich hoffe doch, dass sich Gerda auch wirklich hingelegt hat. Das war doch ein guter Vorschlag, nicht? Ich wusste ja so gar nicht, was ich sagen sollte. Ich meine, man hat doch in solchen Dingen gar keine Erfahrung. Was sagt man zu einer Frau, die gerade ihren Mann umgebracht hat?«
Sie sah beide an, als ob sie auf eine zuverlässige Antwort hoffte. Dann ging sie zurück zum Haus.
Midge folgte ihr. Und Edward bildete die Nachhut.
Poirot blieb mit dem Gastgeber zurück.
Sir Henry räusperte sich. Er schien nicht ganz sicher, was er sagen sollte. »Christow«, stellte er schließlich fest, »war ein sehr tüchtiger Bursche – ein wirklich sehr tüchtiger Bursche.«
Poirots Blick ruhte erneut auf dem Toten. Er hatte auch weiter den seltsamen Eindruck, dass dieser Tote
Weitere Kostenlose Bücher