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Das Evangelium nach Satan

Das Evangelium nach Satan

Titel: Das Evangelium nach Satan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Graham
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folgen.«
    »Die Mafia, wie Menschen sagen, die den Mund nicht halten können, besteht aus fünf Hauptgruppen. Die Camorra und die Cosa Nostra sind die ältesten davon. Wir sind zwar alles andere als Freunde, behandeln einander aber mit Anstand. Danach kommt die kalabresische ’Ndrangheta. Das sind grausame und boshafte Menschen. Als Nächstes haben wir dann die Stidda, das sizilianische Wort für Stern – Überläufer von der Cosa Nostra. Diese Dummköpfe lassen sich leicht daran erkennen, dass sie eine Tätowierung in Gestalt eines fünfzackigen Sterns zwischen Daumen und Zeigefinger haben. Sie handeln mit asiatischen Drogen und schaffen Prostituierte aus Osteuropa heran. Das ist nicht gut. Die schlimmsten von allen aber sind die Leute von der Sacra Corona Unita aus Apulien. Sie bringen alte Frauen um und schicken Kinder auf den Strich, oder umgekehrt, ich weiß das nicht so genau.«
    Aufgebracht wendet sich Giovanni erneut an Mendoza. »Muss ich mir das wirklich alles anhören?«
    »Kommen Sie bitte zur Sache, Dom Gabriele.«
    Der Alte zieht an seiner Zigarette und zupft sich einige Tabakkrümel von der Zungenspitze.
    »An den Mauscheleien, von denen wir erfahren haben, sind mehrere Gruppen der Stidda und der Sacra Corona Unita beteiligt. Es wird gemunkelt, dass vergangene Nacht viel Geld zwischen schmutzigen Händen übergeben worden ist. Herren in teuren Anzügen haben diesen Organisationen einen ganz besonderen Auftrag erteilt und sie dafür mit ganzen Koffern voller Geldscheine bezahlt. Für einen so schändlichen Auftrag hätte sich weder die Camorra noch einer von uns, der Cosa Nostra, hergegeben, und wenn man uns alles Gold in der Welt dafür geboten hätte.«
    »Worum handelt es sich?«
    »Um ein Uhr nachts haben mehrere bewaffnete Gruppen der Stidda und der Sacra Corona Unita in ganz Italien und in anderen Ländern Europas rund hundert Familien als Geiseln genommen – Angehörige von Kardinälen mit Sitz im Konklave. Zweifellos will man damit erreichen, dass sie im gegebenen Augenblick wie gewünscht abstimmen.«
    Giovanni richtet sich in seinem Sessel auf.
    »Ich weigere mich, den Anschuldigungen eines Halsabschneiders Glauben zu schenken.«
    »Damit tun Sie Dom Gabriele Unrecht, Eminenz. Immerhin ist es durchaus möglich, dass dieser Halsabschneider, wie Sie ihn nennen, schon sehr bald Ihren Hals rettet.«
    »Ich glaube, ich habe für heute Abend genug gehört.«
    »Setzen Sie sich, Patrizio.«
    Giovanni lässt sich wieder in seinen Sessel sinken.
    »Eure Eminenz, Sie wollen mir doch nicht einreden, dass Sie einem Paten der Mafia glauben, wenn der Ihnen erzählt, dass im Auftrag von Verantwortlichen des Vatikans Bewaffnete in Marsch gesetzt worden sind, um Druck auf Kardinäle auszuüben und die Abstimmung im Konklave zu manipulieren.«
    Auf ein Kopfnicken Mendozas hin schiebt Dom Gabriele den ihm vor wenigen Minuten überbrachten dicken Umschlag zu Giovanni hinüber.
    »Machen Sie auf.«
    Giovanni nimmt ein Dutzend Fotos heraus. Staunend sieht er das aus dem achtzehnten Jahrhundert stammende Haus seiner Eltern auf den Höhen von Germagnano im Apennin, den zu beiden Seiten von Ölbäumen bestandenen Weg, die Blumenrabatten vor dem Haus wie auch den aus massivem Holz bestehenden Portalvorbau. Die nächsten Bilder zeigen seine Eltern auf dem Sofa im Wohnzimmer, die Mutter wie immer im geblümten Kleid und in Wollsocken, der Vater in der alten Jagdweste und einer rostfarbenen Cordhose. Beider Hände sind hinter dem Rücken gefesselt, und der Mund ist mit einem breiten Streifen Klebeband verschlossen. Auf dem letzten Foto hält seiner verzweifelten Mutter ein Mann den Lauf einer Maschinenpistole an die Schläfe.
    »Leute von der Sacra Corona Unita«, sagt Dom Gabriele beiläufig.
    Der junge Kardinal sieht ihn voller Hass an.
    »Woher haben Sie das?«
    »Ich habe bezahlt, was dafür gefordert wurde.«
    »Und wer sagt mir, dass das nicht Ihre eigenen Leute sind, die man auf diesen Fotos sieht?«
    »Meine Männer arbeiten nie maskiert.«
    »Es reicht!«
    Giovanni schiebt seinen Sessel zurück und zieht den Mantel an.
    »Wohin wollen Sie?«
    »Ich werde diese Bilder der Polizei übergeben.«
    »Was wollen Sie damit bezwecken?«
    »Ich verstehe Ihre Frage nicht.«
    »Kardinal Giovanni, die Gruppen der Stidda und der Sacra Corona Unita stehen über Funk in ständiger Verbindung und tauschen alle Viertelstunden verschlüsselte Nachrichten aus. Sollte die Polizei etwas gegen die eine oder die andere Gruppe

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