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Das Evangelium nach Satan

Das Evangelium nach Satan

Titel: Das Evangelium nach Satan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Graham
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länger.«
    »Herrgott noch mal, das ist viel zu kurz, und das weißt du auch.«
    »Valentina, sobald ein neuer Papst gewählt ist, wird mir kein Richter in Italien einen Haft-oder Durchsuchungsbefehl für den Vatikan ausstellen. Dann haben deine Kardinäle vom Schwarzen Rauch von uns nicht das Geringste zu befürchten. Du könntest deine Aufnahme hier als Endlosschleife über sämtliche öffentlichen Lautsprecher Roms laufen lassen – das wäre denen so piepegal wie die erste Soutane, die sie sich als kleine Dorfpriester gekauft haben. Solltest du mit deiner Räuberpistole recht haben, wärest du dann allerdings in Lebensgefahr.«
    Das Telefon summt. Pazzi nimmt ab. Die Pforte teilt ihm mit, dass ihn jemand zu sprechen wünsche. Er erkundigt sich nach dem Namen und nimmt unwillkürlich Haltung an. Bald darauf öffnet sich die Tür, und ein mittelgroßer Mann mit bleichem Teint und durchdringendem Blick tritt ein, gefolgt von zwei Leibwächtern in schwarzen Anzügen. Er übergibt Pazzi mehrere Papiere, teils vom amerikanischen Außenministerium, teils vom italienischen Justizministerium. Außerdem legt er eine Blankovollmacht vor, die es ihm gestattet, auf dem gesamten Gebiet der italienischen Halbinsel Untersuchungen durchzuführen. Während Pazzi die Dokumente prüft, nimmt der Mann mit dem Adlerblick Ballestras Diktiergerät an sich und hält Valentina eine Hand hin, die sich eiskalt anfühlt.
    »Signora Graziano? Stuart Crossman, Direktor des FBI. Ich bin soeben aus Denver angekommen und brauche Ihre Unterstützung, um die Kardinäle des Schwarzen Rauchs unschädlich machen zu können.«
    »Weiter nichts?«
    »Doch. Ich habe eine meiner Mitarbeiterinnen aus den Augen verloren. Sie heißt Maria Parks. Sie ist in Ihrem Alter und hat das gleiche Lächeln wie Sie. Falls wir nicht in den nächsten Stunden etwas unternehmen, wird sie mit Sicherheit umkommen.«

16
    Carzo setzt einen Fuß auf die Treppe, die in die unteren Räume des einstigen Wehrklosters führt. Ein finsterer Gang, aus dem ein Geruch nach Efeu und Salpeter dringt. Der Atem der Zeit.
    Unten angekommen, lässt er das Licht seiner Fackel über die staubigen Mauern gleiten. In diesen unterirdischen Räumen hatte Landegaard die Gerippe der dreizehn Augustinerinnen entdeckt, die mit ihren Fingernägeln an den Grundmauern gekratzt hatten, bis ihre Erschöpfung übermächtig geworden war.
    Während Maria ihm folgt, erinnert sie sich an den vorletzten Brief Landegaards an Papst Klemens VI.
    ∗ ∗ ∗
    Ich verwende den Begriff »wieder zusammengebrochen« mit voller Absicht, denn eine wie die andere trugen sie Leichentücher, als seien sie nach ihrer Beisetzung aus dem Grab herausgekommen, um diesen lichtlosen Ort aufzusuchen.
    ∗ ∗ ∗
    Carzo weist auf eine Steinbank. Parks setzt sich. Sie schließt die Augen.
    »So, Maria, es ist sehr wichtig, dass du genau zuhörst. Such diesen Ort hier am 11. Februar 1348 auf, also dreizehn Tage nach Mutter Gabriellas Tod. Es ist das Datum, das wir auf der letzten Seite der Aufzeichnungen des Klosters gefunden haben. Mutter Isolde von Trient, die Oberin, hat in größter Eile einige Zeilen aufs Pergament geworfen. Sie schreibt, die Sonne stehe im Begriff unterzugehen, und da das Wesen, das ihre Nonnen umgebracht hat, erneut unter den Toten erwachen werde, bleibe ihr keine Wahl, als der Sache ein Ende zu bereiten. Sie bitte Gott, ihr zu vergeben, was sie tun werde, um dem Tier zu entgehen. Das ist alles. Wir haben die Friedhöfe und die Aufzeichnungen aller Klöster im Umkreis von Dutzenden Kilometern durchsucht und nirgendwo einen Hinweis auf Mutter Isolde gefunden. Also müssen wir uns jetzt mit ihr selbst in Verbindung setzen.«
    »Und wenn sie an jenem Tag gestorben ist?« Maria spürt Carzos Lippen, die sich auf ihre legen, während sie sich in die Dunkelheit begibt. Sie spürt das raue Gewebe seiner Kutte, seinen warmen Atem auf ihren Lidern und seine Hand auf ihren Haaren. Dann werden ihre Brüste schlaff und ihre Haut faltig. Ihre Muskeln hingegen werden hart wie Äste am Baum. Es kommt ihr so vor, als schlottere ein Gewand um sie herum, in dessen grobem Tuch der Geruch nach Erde und Holzfeuer hängt. Ein sonderbares heißes Gefühl breitet sich in ihrer Kehle aus, als habe jemand versucht, sie zu erwürgen. Es sind die Erinnerungen Mutter Isoldes.

17
    Man sieht das zitternde Licht einer Kerze. Es hallt laut in der Stille, wenn Wassertropfen auf den Boden fallen. In der Ferne reißt der Wind an der

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