Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Evangelium nach Satan

Das Evangelium nach Satan

Titel: Das Evangelium nach Satan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Graham
Vom Netzwerk:
irgendwelcher Lappalien hopps genommen hättest.«
    »Was man so Lappalien nennt: Eine Tonne weißes Pulver in Kilobeuteln …«
    »Na ja, immerhin hat mich das genötigt, nach Italien zurückzukehren, um hier wieder Ordnung zu schaffen.«
    »Und jetzt?«
    »Jetzt bin ich der Pate der hundertzwanzig Familien. Sie fürchten mich, und ich beschütze sie. Du bist also inzwischen Direktor des ganzen FBI. Das ist gut.«
    »Warum wollten Sie mit mir sprechen, Dom Gabriele?«
    »Immer noch so ungeduldig wie früher, was? Wie der Mann, der da oben mit seinem Gewehr auf dem Dach liegt und sich fragt, ob er auf einen alten Mann schießen soll oder nicht.«
    »Er wird es nicht tun, wenn ich es ihm nicht sage.«
    »Das ist nicht gut, Stuart. Ich hatte ausdrücklich verlangt, dass du allein kommst.«
    »Ich wusste nicht, dass Sie es waren, Dom Gabriele.«
    »Und wenn du es gewusst hättest?«
    »Hätte ich viermal so viel Leute mitgebracht.«
    Der Alte lächelt.
    »Hinter mir sind so viele Polizisten auf der ganzen Welt her, dass sie nicht mal in ein Fußballstadion passen würden. Da spielen ein paar mehr oder weniger auch keine Rolle …«
    »In Ihrer Mitteilung heißt es, dass der Schwarze Rauch eine verwundbare Stelle hat. Welche ist das?«
    »Jemand ist unterwegs, um Unterlagen zu holen, aus denen eine Menge über das Treiben dieser Bruderschaft hervorgeht. Du wirst bald mit ihm zusammentreffen.«
    »Was für Unterlagen sind das?«
    »Solche, die der Schwarze Rauch um jeden Preis würde in die Hände bekommen wollen, wenn er von ihrer Existenz wüsste.«
    »Und wer ist dieser Bote, der sie holen soll?«
    Das Mobiltelefon in Crossmans Jackentasche vibriert. Mit fragendem Blick auf Dom Gabriele meldet er sich. Er hat das Telefon auf Lauthören eingestellt, damit dieser mitbekommt, was gesagt wird.
    »Hier Stuart Crossman.«
    »Kardinal Patrizio Giovanni am Apparat. Ein gemeinsamer Bekannter hat mir Ihre Nummer gegeben und gesagt, dass Sie im Zusammenhang mit einer Sache auf dem Laufenden sind, deretwegen wir so schnell wie möglich zusammentreffen müssen.«
    »Was schlagen Sie vor?«
    »La Valletta auf Malta. Eine Bar namens Gozo an einem kleinen Platz in der Nähe der Kathedrale des heiligen Paulus. Um sechs Uhr dreißig. Ist das möglich?«
    Crossman sieht Dom Gabriele fragend an. Der Alte nickt.

4
    Völlige Stille liegt über der Sixtinischen Kapelle. Die hundertachtzehn wahlberechtigten Kardinäle haben auf zwei einander gegenüberstehenden Sesselreihen an Tischen mit schweren rot-weißen Decken Platz genommen. Über den Häuptern der schweigenden Versammlung sehen die Gestalten auf Michelangelos Fresken von der Erschaffung der Welt auf die Prälaten hinab. Das Bild des Jüngsten Gerichts über dem Altar wirkt wie eine Mahnung, der Gewichtigkeit ihrer Aufgabe gerecht zu werden.
    Begonnen hatte das Konklave zwei Stunden zuvor mit einem feierlichen Hochamt, in dessen Verlauf man den Beistand des Heiligen Geistes erfleht hatte. Anschließend waren die Kardinäle in der paulinischen Kapelle des päpstlichen Palasts zusammengekommen und von dort im Chorgewand und zu den Klängen des Veni Creator in die Sixtinische Kapelle gezogen.
    Jetzt erhebt sich der Dienstälteste von ihnen und spricht, wie es der Ritus verlangt, die lateinische Eidesformel vor. Sie verpflichtet die Mitglieder des Wahlkollegiums zu absolutem Stillschweigen über alles, was während des Konklaves gesagt wird und geschieht. Jedem, der dagegen verstößt und Außenstehenden Mitteilungen macht, droht sofortige Exkommunikation.
    Aufmerksam hören alle zu. Als die Formel gesprochen ist, legen sie die Hand auf das Evangelium vor ihnen und ergänzen die kollektive Verpflichtung des Konklaves mit einer Eidesformel, die jeder zu sagen hat: Einhundertachtzehn Stimmen sprechen sie unter dem farbenprächtigen Gewölbe der Kapelle.
    Erneut tritt Schweigen ein. Gleich wird die Abstimmung beginnen. Der liturgische Zeremonienmeister spricht das extra omnes, eine Aufforderung an alle Nicht-Wahlberechtigten, die Kapelle zu verlassen. Dann geht er selbst hinaus und lässt die Kardinäle mit ihrem Gewissen allein. Alle sehen einander an. Nahezu jeder weiß Bescheid. Vor dem Beginn des Konklaves haben die meisten der Kardinäle einen sonderbaren Umschlag mit Fotos bekommen, die ihre Angehörigen als Geiseln in der Gewalt maskierter Bewaffneter zeigen. Aus einer ebenfalls in diesem Umschlag enthaltenen Mitteilung ging hervor, dass sie beim zweiten Wahlgang eine Anweisung

Weitere Kostenlose Bücher