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Das Evangelium nach Satan

Das Evangelium nach Satan

Titel: Das Evangelium nach Satan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Graham
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Blutalkohol.«
    »Und?«
    »Ich kann Ihnen versichern, dass Kardinal Giovanni keinen Tropfen Alkohol getrunken hatte.«
    Der Inquisitor, der den Operationstisch unaufhörlich umkreist, lässt nicht locker: »Darauf wollte ich auch nicht hinaus. Ich möchte wissen, ob aus dem Ergebnis der Blutprobe hervorgeht, dass es sich um Kardinal Giovanni handelt.«
    »Unser Labor ist nachts nicht besetzt, Monsignore. Ich werde die Ergebnisse erst um neun Uhr in Händen halten.«
    »Sehr ärgerlich.«
    »Inwiefern?«
    Ohne sich die Mühe einer Antwort zu machen, sucht der Inquisitor nach Muttermalen und Narben, um das Ergebnis mit den Angaben in Giovannis Patientenakte zu vergleichen. Der Arzt beginnt sich zu entspannen. Mit Sicherheit ist Mankels Akte nicht so vollständig wie die der Gemelli-Klinik. Beispielsweise sucht er nicht nach allen Narben, die der Arzt rekonstruiert hat, und vergleicht auch nicht alle Muttermale. Nur eines scheint ihn zu interessieren, eine unebene bräunliche Stelle hinten am Hals, eine Art Leberfleck. Ihn mithilfe mehrerer hauchdünner Latex-Schichten zu rekonstruieren und anschließend zu färben hat den Arzt die größte Mühe gekostet. Das, und die Haarfarbe, denn Monsignore Gardanos Haar war rötlich, Kardinal Giovanni hingegen hat schwarze Haare. Da an dessen rechter Hand der Ringfinger fehlt, hatte er ihn auch dem Toten abtrennen und die Haut um den Stumpf herum vernähen müssen. Danach hat er die Stelle so bearbeitet, dass das Ganze nicht wie das Ergebnis eines frischen Eingriffs aussah. Mit seiner Leistung als plastischer und kosmetischer Chirurg ist der Arzt nicht unzufrieden. Nachdem der Inquisitor den Leberfleck eine ganze Weile betastet hat, wendet er sich dem amputierten Zeigefinger zu. Er scheint nichts Verdächtiges zu entdecken. Es sieht ganz so aus, als habe er die Überzeugung gewonnen, dass es sich tatsächlich um Giovannis Leiche handelt. Ausschließlich der Form halber stellt er eine letzte Frage: »Was ist eigentlich mit seinem Kardinalsring und dem Brustkreuz?«
    »Er hat nur den Ring getragen. Ich habe ihn durchsägen müssen, um ihn abnehmen zu können. Er befindet sich im Umschlag dort auf dem Tisch.«
    Der Inquisitor geht in die angegebene Richtung, nimmt den Umschlag zur Hand, öffnet ihn und betrachtet die Stücke des Rings, die er enthält. Als er ihn zurücklegen will, fallen ihm auf dem Umschlag seltsame schwarze Flecken auf, wie von Tinte. Aber nein, das sind keine Flecken, sondern den konzentrischen Rillen nach Fingerabdrücke. Der Inquisitor sieht auf seine Hände. Seine Fingerspitzen sind schwarz. Er wendet sich dem Arzt zu. Auch dieser hat begriffen: Die Haare von Toten nehmen eine Färbung nicht so schnell auf wie die von Lebenden.
    »Meinen Glückwunsch. Fast wäre Ihnen die Täuschung gelungen.«
    Mankel nimmt sein Mobiltelefon zur Hand und wählt eine Nummer. Als er aufsieht, blickt er in den Lauf einer Pistole. Der Mann, der den Boden gewischt hat, richtet sie auf Mankels Stirn. Dieser erkennt hinter den getönten Brillengläsern einen Leutnant der dem Papst treu ergebenen Schweizergarde.
    »Haben Sie den Verstand verloren, Mann?«
    Ohne sich von diesen Worten beeindrucken zu lassen, bedeutet der Leutnant dem Inquisitor mit vor die Lippen gehaltenem Zeigefinger Schweigen. Als am anderen Ende der Leitung abgenommen wird, dringt eine Stimme in den Raum, die von weither zu kommen scheint, aber deutlich zu verstehen ist: »Campini.«
    Der Inquisitor schließt die Augen. »Ich bin es, Eure Eminenz.«
    »Wer ist ich?«
    »Mankel.«
    Schweigen.
    »Und?«
    Mankel zuckt zusammen, als sich der kalte Lauf fest gegen seine Stirn drückt. Der Leutnant schüttelt den Kopf. Der Inquisitor räuspert sich.
    »Es handelt sich in der Tat um Kardinal Giovanni, Eure Eminenz.«
    »Sind Sie sich Ihrer Sache völlig sicher?«
    Der Leutnant krümmt seinen Zeigefinger unübersehbar und nickt.
    »Ja, Eure Eminenz, ganz und gar.«
    Wieder Schweigen.
    »Was ist da eigentlich los, Mankel?«
    »Ich verstehe die Frage nicht, Eure Eminenz.«
    »Etwas stimmt mit Ihrer Stimme nicht.«
    »Es ist …« Der Inquisitor sieht auf den Zeigefinger des Gardisten.
    »Nun, Mankel?«
    »Der Tote. Er ist übel zugerichtet und …«
    »Und das ist Ihnen in die Knochen gefahren?«
    »Ja, Eure Eminenz, so ist es.«
    »Nehmen Sie sich zusammen. Das ist jetzt nicht der Augenblick, Schwäche zu zeigen.«
    Ein Knacken. Die Verbindung ist beendet. Der Inquisitor zuckt zusammen, als er den Einstich einer Nadel in

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