Das ewige Lied - Fantasy-Roman
antworten. Sie hoffte, so vielleicht ein Gespräch in Gang zu bringen. Wenn sie schon mit dem jungen Magier zusammen reisen musste, dann wollte sie nicht in dieser gespannten Atmosphäre unterwegs sein. „Ihr hättet nicht mit mir kommen müssen...“, begann Jayel.
Sie wurde jedoch ziemlich rüde von Daphnus unterbrochen: „Was heißt da nicht müssen!? Großkaiserin Cwell hat mir ja keine Wahl gelassen! Es war ein Befehl, hat sie gesagt!“
„Ihr hättet ihn ja nicht befolgen müssen!“, zischte Jayel. „Als Zauberer seid Ihr ihrer Macht schließlich nicht unterstellt!“
„Ihrer nicht, aber der des Hofmagus schon“, sagte Daphnus bedrückt.
Jayel sah ihn erstaunt von der Seite an. „Querius hat noch mal mit euch gesprochen?“, fragte sie ungläubig.
„Allerdings hat er das,“ erwiderte Daphnus trocken. „Und er hat mir sehr, sehr nahe gelegt, euch zu begleiten. Sagte irgendwas darüber, dass ich auf der Reise zu meiner wahren Magie finden würde und so. Und dass ich es wohl sehr schwer haben würde, weiter in Farseth zu studieren, wenn ich mich dem Willen der Kaiserin nicht beuge. Erpressung nenne ich so was, Erpressung!“, schimpfte Daphnus.
Sie ritten eine Weile schweigend weiter. „Es tut mir leid, dass ihr schon wieder wegen mir solchen Ärger habt“, meinte Jayel schließlich.
Daphnus brummte. „Ist ja gut“, sagte er schließlich, „irgendwer muss ja schließlich auf euch aufpassen.“
Jayel starrte ihn an. „Was soll denn das heißen? Ich kann mich sehr gut zur Wehr setzen!“, sagte sie wütend. Daphnus warf ihr einen Blick zu. Die zierliche, rotblonde Bardin machte auf ihn keinen gefährlichen Eindruck. Jayel bemerkte seine Blicke und rief: „Wenn man euch so sieht, kann man kaum glauben, dass ihr mich beschützen sollt!“
„Ich habe meine Magie!“, erwiderte Daphnus hochmütig.
„Wenn sie mal funktioniert“, gab Jayel zurück, „und im Ernstfall verhaut Ihr die Bösen wohl mit eurem Zauberstab, was?“
„Da bin ich immerhin besser gewappnet als ihr!“ fauchte Daphnus und sah sich unbehaglich um. Der Wald war dichter geworden, und schon seit geraumer Zeit war ihnen niemand mehr entgegen gekommen.
„Also, ich zweifle, ob ihr mein Gold beschützen könnt!“, höhnte Jayel, noch immer wütend. Daphnus wusste wohl wirklich überhaupt nichts über die Ausbildung an der Bardenschule.
„Seid still!“, zischte Daphnus und beobachtete den Wald.
„Wieso? Seid ihr zu stolz, um zu hören, dass Ihr wehrlos seid?“, hakte Jayel nach.
„Um Xenus Willen, haltet euren...“, sagte Daphnus, doch er konnte den Satz nicht beenden. Ringsum raschelte es in den Bäumen, und plötzlich sahen sich die beiden unfreiwilligen Reisegefährten von einer kleinen Bande von Strauchdieben umzingelt. Es waren sechs Mann mittleren Alters, zerlumpt und schmutzig, und sie verbreiteten einen solchen Gestank, dass Jayel selbst auf dem Pferd beinahe übel davon wurde.
Einer von ihnen trat näher heran. Er trug einen schmuddeligen Federnhut und war genau wie die anderen mit einem schartigen Schwert bewaffnet. Er schien der Anführer dieses Haufens zu sein, denn er grinste, wobei er eine Reihe verfaulter Zähne entblößte und sagte: „Soso, zwei vollkommen schutzlose Reisende also, ganz alleine im Wald.“ Er sah die junge Bardin an und sein Grinsen wurde noch breiter: „Und Gold haben sie auch bei sich...“
Jayel hätte sich am liebsten nachträglich auf die Zunge gebissen. Sie musterte die Kerle vor ihr. Ihre Bardenmagie würde hier nichts nützen, denn sie glaubte kaum, dass die Diebe auf ein Liedchen aus waren.
Daphnus sagte gerade mit fester Stimme: „Ihr solltet uns besser ziehen lassen. Wir sind Gesandte der Kaiserin...“
„Was du nicht sagst!“, meinte ein anderer der Diebe und griff nach den Zügeln von Daphnus Pferd.
Im nächsten Moment schrie er auf und starrte entsetzt auf seine Hand, die eine grässliche rote Farbe angenommen hatte. „Du solltest besser die Hände von meinem Eigentum lassen“, meinte Daphnus unbekümmert. Jayel hatte mittlerweile genug von dem Geplänkel. Sie hatte es eilig und wollte noch vor Einbruch der Nacht einen Gasthof erreichen. Sie rief ihre Göttin Lyria an und konzentrierte sich auf die fünf Diebe. Die wurden plötzlich unruhig. Derjenige mit der lädierten Hand horchte auf und rief: „Ja, Mutter, ich komme! Meine Hand tut so weh!“ Er lief in den Wald hinein. Ein anderer schrie: „Da ruft mich mein Liebchen!“ Er eilte davon, während
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