Das ewige Lied - Fantasy-Roman
unheilverkündenden Bilder gesehen hatte. Sie konnte es einfach nicht glauben. „Großkaiserin Cwell musste handeln!“, sagte Jayel bestimmt. „Sie hatte Gründe. Vielleicht gab es neue Bedrohungen durch die Ilbatan und die Balenndi...“
Plötzlich regte sich die Alte wieder, und es wurde erneut still. „Ein Weg ist noch offen, König Zash!“, raunte sie.
Zash sprang auf. „Ihr meint doch nicht..?“, frage er ungläubig, doch die Weise, wieder in Trance, fuhr fort: „Die Mächtigen Vier – Feuer, Wasser, Luft und Erde. Sie zusammen geben Macht. Nur sie können diese Macht auch wieder nehmen. Vereint müssen sie werden, um ihr Kind zu zerstören. Erst dann wird die Rettung gebracht. Die Macht der vier Völker in fünf Kindern der Völker...“ Die Weise verharrte reglos.
Jayel wandte sich hilfesuchend an König Zash: „Was meint sie damit? Die vier Elemente...“
„Das ist ein Zauber, oder?“, schaltete sich Daphnus ein, „ja, die Alchemisten sprechen davon. Aus vier Elemeten wird ein Fünftes gebildet...“
„Oh nein, junger Magus, es ist weit mehr als das!“, unterbrach ihn Zash. Er ging auf Jayel zu und sah ihr eindringlich in die Augen: „Ich vertraue euch jetzt etwas an, das euer Volk nie erfahren sollte. Ihr als Bardin kennt sicherlich die Legenden um den großen Krieg der Völker vor 500 Jahren. Damals herrschten schreckliche Zeiten, die vier Völker der Welt lagen in Streit miteinander. Menschen, Aquanten, Elfen und Erdmenschen brachten sich gegenseitig um. Das Elend war groß. Als dieser furchtbare Krieg endlich beendet war, bauten die Völker einen weißen Palast im Herzen des Landes, als Zeichen des ewigen Friedens...“
„Ja, den Kaiserpalast von Farseth. Diese Geschichte kennen wir, Majestät“, unterbrach Daphnus ungeduldig.
Zash blickte ihn strafend an und fuhr fort: „Was ihr jedoch nicht wisst, ist, dass die vier Völker es nie wieder zu einem solchen Krieg kommen lassen wollten. Da das Volk der Menschen am größten und unruhigsten war, brauchte es einen starken Führer. Um diesen Führer zusätzlich zu unterstützen, schufen die Vertreter der vier Völker ein magisches Artefakt: Sie versammelten sich in den Kellergewölben des weißen Palastes. Jeder hatte den magischen Kristall seines Volkes dabei: Die Aquanten den Kristall des Wassers, die Elfen den Kristall der Luft, die Erdmenschen den Kristall der Erde und die Menschen den Kristall des Feuers. Sie führten die Kristalle zusammen und durch ihre Magie erschufen sie einen fünften Kristall, der seinem Besitzer unvorstellbare Macht verleiht. Die Völker beschlossen, dass dieser Kristall im Besitz des jeweiligen Herrschers der Menschen bleiben soll. Seitdem wird er an den Thronerben von Celane weitergereicht.“ Jayel war erstaunt. Diese Geschichte hatte sie tatsächlich noch nie gehört.
Daphnus hingegen zeigte sich für die magischen Einzelheiten interessiert: „Und wie wirkt der Kristall? Ist es ein Beherrschungszauber?“
„Ja. Durch ihn hat das Volk einen starken Glauben an seinen Herrscher und steht loyal zu ihm, ohne dass es von dieser magischen Beherrschung weiß. Leider sind die Menschen sehr unterschiedlich in ihrer Art, so dass sich das Volk trotz des Kristalles bald erneut spaltete. Doch seitdem kam es nie wieder zu größeren kriegerischen Auseinandersetzungen.“
„Aber warum dann jetzt?“, wollte Jayel wissen.
Zash zuckte unwillig die Achseln „Ich weiß es auch nicht. Vielleicht besitzt der Herrscher von Balenndi etwas, das noch von größerer Magie ist. Wer weiß?“
„Das Volk folgt Kaiserin Cwell also treu in einen Krieg“, meinte Daphnus, „warum sollten wir dann diese Macht zerstören?“
„Das verstehe ich auch nicht,“ gab Zash zu, „gerade weil der Kristall eine mächtige Waffe ist: Er ist fähig, ganze Landstriche zu verwüsten und alles Leben dort zu vernichten. Vielleicht ist es nur durch die einzelnen Kristalle möglich, den Herrscher von Balenndi zu schlagen. Hm ... ‚Die Macht der vier Völker in fünf Kindern der Völker‘ ... Es gibt eine alte Prophezeiung“, fuhr Zash zögernd fort, „dass ein unschuldiger Mensch kommen, die Kristalle der vier Völker finden und ein Ritual durchführen wird, um den Urkristallen ihre Macht zurückzugeben. Dazu müssen die Kristalle noch einmal im Angesicht des fünften Kristalls von Vertretern ihrer Völker zusammen gesetzt und ein magisches Wort darüber gesprochen werden. „Ah ... ja“, sagte Jayel gedehnt, „ich nehme an, das
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