Das ewige Lied - Fantasy-Roman
ich dir auch nicht sagen. Vielleicht findet Ihr Antworten auf eurer Suche.“ Jayel seufzte. Darauf musste sie wohl oder übel hoffen.
Als Jayel und Daphnus an den Strand des Fischerdorfes torkelten, wurde es bereits dunkel. Erschöpft und nass bis auf die Haut machten sich die beiden auf den Weg zurück ins Gasthaus, während Kallabul munter und lächelnd neben ihnen herlief. Er hatte darauf verzichtet, die Gestalt des alten Mannes wieder anzunehmen, denn schließlich war er als Gesandter seines Volkes unterwegs. Mit Hilfe der Elementarkugel, die er an einer silbernen Kette um den Hals trug, konnte er problemlos an der Luft überleben.
Schließlich saßen die drei in trockenen Kleidern, Jayel und Daphnus aber immer noch bibbernd und mit einem Becher heißen Würzweines in der Hand vor dem flackernden Kaminfeuer und überlegten, wie es nun weitergehen sollte. Sie gingen die Prophezeiungen der Weisen immer und immer wieder gemeinsam durch.
„Erde im Riesen...“, überlegte Jayel.
Daphnus schnippte plötzlich mit den Fingern: „Aber ja doch! Jayel, erinnerst du dich nicht an das, was Macciav erzählt hat? Das alte Volk, das in der Schulter des Riesen lebt? Das sind bestimmt die Erdmenschen!“
Jayel und Kallabul blickten ihn erstaunt an. „Da könntest du recht haben“, sagte der Aquant. „Das ist also unser nächstes Ziel. Hm ... dann müsste der Kristall der Luft doch bei den Elfen zu finden sein.“
„Ja, in der ‚anderen Welt‘ “, sagte Daphnus lakonisch.
Jayel setzte sich kerzengerade hin. „Daphnus, ich habe dir doch die Legende von den
Unendlichen Wäldern
erzählt. Dass dort der Eingang zum Elfenreich liegt?“
„Du meinst also, wir sollten es dort versuchen?“, fragte Daphnus zweifelnd.
„Sicher! In den meisten alten Legenden liegt ein Funken Wahrheit. Und außerdem ist es bisher der einzige Anhaltspunkt, den wir haben...“
„Na gut“, lenkte Daphnus ein, „Vielleicht fällt uns ja noch etwas anderes ein.“
„Aber was machen wir mit dem Kristall des Feuers?“, wollte Kallabul wissen. „Der könnte ja überall in der Welt der Menschen sein.“
„Nein, er ist ‚in Feindeshand‘ “, zitierte Jayel, „was auch immer das heißen mag. Und wo wir das magische Befehlswort herbekommen, weiß ich auch noch nicht. Lass uns erst mal die anderen beiden Kristalle suchen, dann denke ich über den Rest nach.“
Erschöpft begaben sich die Gefährten schließlich zur Ruhe. Die Fischer in der Kneipe und der Wirt hatten ihnen zwar neugierige Blicke zugeworfen, sie jedoch nicht gestört. Jayel war froh darüber, und sie sehnte sich nach einem weichen, trockenen Bett und ein paar Stunden Schlaf.
Am nächsten Tag kaufte sich Kallabul ein Pferd und sie brachen früh auf, um zurück zur Schulter des Riesen zu reisen. Um keine Zeit zu verlieren, spornten sie die Pferde tüchtig an. Die Reise durch die grüne Ebene verlief ereignislos, und die Schulter des Riesen kam rasch näher. Sie legten eine Rast auf offenem Feld ein und setzten ihren Ritt am nächsten Morgen fort. Schon bald konnten sie Giganta erkennen, und je näher sie kamen, um so größer wurde Jayels Unruhe. Sie überlegte, ob sie Cwell auf irgendeinem Wege über ihr Unternehmen Bescheid geben sollte, damit die Kaiserin wusste, dass Hilfe unterwegs war. Doch die Bardin befürchtete, dass Macciavs Boten alle mit an die Front gezogen waren, um dort Dienst zu tun.
Als sie sich der Steinstadt näherten, bemerkten sie eine Veränderung. Die riesigen Steinmauern lagen einsam und verlassen da. Es herrschte gespenstische Stille, und kein Mensch war zu sehen. Jayel glaubte schon, die Stadt komplett verlassen vorzufinden, doch als sie das Eingangsportal erreichten, trat ein alter Mann aus dem Schatten der Wehrmauer hervor.
„Halt!“, rief er und hob die Hand. „Wer seid ihr und was wollt ihr?“
Jayel verneigte sich im Sattel: „Seid gegrüßt, Wächter. Wir waren vor einigen Tagen schon einmal hier. Ich bin eine Gesandte der Kaiserin und würde gerne Fürst Macciav noch einmal sprechen.“
Der Wächter schüttelte bedauernd den Kopf: „Das geht leider nicht. Der Fürst ist mit allen wehrfähigen Männern und Frauen losgezogen, um das Heer der Kaiserin zu unterstützen. Nur die Frauen mit Kindern und die Alten sind zurückgeblieben.“
„Soll das heißen, man hat die Stadt verteidigungsunfähig zurückgelassen?“, wollte Daphnus entrüstet wissen.
Der Alte grinste zahnlos: „Wer soll uns denn schon angreifen? Von der grünen
Weitere Kostenlose Bücher