Das Exil Der Königin: Roman
zurück und legte die Hände auf den Tisch. »Ich kann sehen, dass du nicht dumm bist, also frage ich mich, wieso du ein solches Risiko eingegangen bist.«
»Er oder ich, darum ging es«, sagte Han. »Das nächste Mal werde ich besser zielen.«
Überraschenderweise lachte die Dekanin. »Da ist nicht die geringste Reue in dir. Das gefällt mir.«
Ich bin nicht derjenige, dem etwas leidtun sollte, dachte Han.
Dann saß die Dekanin einfach nur da und sah ihn einen weiteren Moment lang an.
»Also schön«, sagte er schließlich und schob sich an den Rand des Sessels. »Ihr kennt jetzt mein Geheimnis. Ist das alles? Diese Heilung hat mich sehr erschöpft, und ich würde mich gern eine Weile hinlegen.«
Abelard hob beide Hände, als wollte sie ihn in den Sessel zurückdrücken. »Nicht so schnell. Ich habe etwas mit dir zu besprechen – eine wichtige Angelegenheit. Und eine Gelegenheit für dich.«
»Eine Gelegenheit?« Han ließ sich wieder in den Sessel zurücksinken. »Was meint Ihr damit?«
»Die politische Situation in den Fells wird unhaltbar«, erzählte Abelard. »Der Waffenstillstand zwischen dem Grauwolf-Geschlecht, den Wilden und dem Magierrat beginnt zu bröckeln. Wir Magier sind Gefangene durch jene Einschränkungen, die aus einer anderen Zeit stammen und auf einer Tragödie gründen, die wahrscheinlich nie stattgefunden hat.«
»Ihr sprecht von der Großen Zerstörung.«
Abelard nickte. »Die Begrenzung von Magie und magischen Waffen, die politischen Einschränkungen von Magiern, all das schwächt uns – so sehr, dass wir uns nicht mehr selbst verteidigen können. Viele von uns glauben, dass die Kriege in Arden sich auf die gesamten Sieben Reiche ausweiten werden. Hier in Odenford sind wir besonders verletzbar, da wir keine Berge haben, die uns schützen könnten.«
»So was habe ich gehört«, sagte Han, der sich fragte, warum die mächtige Dekanin von Mystwerk House diese Rede an ein kleines Licht wie ihn richtete.
»Das Volk des Vales und die Kupferköpfe müssen zur Vernunft gebracht werden. Es wird in der nahen Zukunft einen Bedarf an Magiern mit deinen besonderen Fähigkeiten geben«, fuhr Abelard fort.
»Mit meinen besonderen Fähigkeiten?«
Abelard legte ihre Fingerspitzen aneinander, sodass ihre Hände eine Art spitzes Dach bildeten. »Solche, die bereit sind, Blut zu vergießen, wenn es nötig ist. Solche, die sich in diesem … Arbeitsgebiet … auskennen.«
Han räusperte sich. Er musste sie falsch verstanden haben. »Ihr sucht einen Attentäter ?«
»Ich brauche jemanden, der anpassungsfähig genug ist, um zu tun, was nötig ist.« Abelard stand auf und trat zu einem Fenster. Sie starrte auf den Kolleghof von Mystwerk House hinunter. »Du scheinst mir besonders geeignet zu sein – schlau, mächtig und ohne jeden Skrupel.«
Was sind das für dunkle Zeiten, dachte Han, wenn alle Welt Attentäter kaufen will.
Abelard drehte sich wieder zu Han um; sie musste den Widerstand in seinem Gesicht gesehen haben. »Keine Angst. Du wirst gut entschädigt werden, und niemand wird es wagen, dich offen anzugreifen, so lange du unter meinem Schutz stehst. Ich habe vor, noch im Laufe dieses Jahres zu den Fells zurückzukehren. Wenn du dich als fähig erweist, werde ich dich mitnehmen.« Sie machte eine Pause und fügte vorsichtig hinzu: »Ich hoffe, dass deine Zuneigung zu diesem Kupferkopf-Mischling kein Problem darstellen wird.«
Nicht für mich, dachte Han. Keine Chance, mich auf Eure Seite zu kriegen.
»Ich habe dieses Leben hinter mir gelassen«, stellte Han klar. »Wie Ihr sehen könnt, bin ich damit beschäftigt, den Unterricht zu meistern und zu lesen und zu lernen. Politik interessiert mich nicht.«
»Das ist gut«, entgegnete Abelard ungerührt. »Auf diese Weise wirst du tun, was man dir sagt.« Sie hielt inne, und als er nicht darauf reagierte, sprach sie weiter. »Komm schon. Ich schicke dich nicht mit einer Liste von Leuten los, die du töten sollst. Wir fangen mit einem besonderen Training an. Ich arbeite mit einer ausgewählten Gruppe von talentierten Studenten. Ich möchte, dass du dazukommst.«
Han setzte sich aufrecht hin und legte die Hände auf die Knie. Dies musste jene Gruppe sein, von der Mordra de Villiers gesprochen hatte. »Was meint Ihr damit, Ihr arbeitet mit ihnen?«, fragte er.
»Ich gebe ihnen Anweisungen, die über das übliche Curriculum hinausgehen, und stelle ihnen mächtige magische Werkzeuge vor. Sie werden das Herz unserer Armee von Magiern sein
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