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Das Exil Der Königin: Roman

Das Exil Der Königin: Roman

Titel: Das Exil Der Königin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cinda Williams Chima
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Schmerz nehmen konnte. Zumindest hatte er bisher welche gehabt. Er hatte keine Ahnung, wo sie jetzt – nach dem Überfall – war oder ob es noch sicher war, sie zu benutzen.
    »Kann ein Magier sich auch selbst heilen?«, fragte Han. So etwas wäre sehr praktisch angesichts der Tatsache, wie die Dinge sich entwickelten. Es wäre ein Grund gewesen, in Leontus’ Unterricht besser aufzupassen.
    Aber Leontus schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte er schroff. »Dann würde man Heiler auch nicht mehr wirklich benötigen, oder? Hier, wirf mal einen Blick darauf und sieh dich an.« Er drehte einen Tischspiegel so, dass Han sein Gesicht sehen konnte. Er hatte eine dicke Lippe, und sein rechtes Auge war schwarz und so geschwollen, dass es fast geschlossen war. Seine Wange war voller Blutergüsse, aber nicht mehr verbeult. Es sah aus, als würde alles richtig verheilen. Han fuhr mit der Zunge über sein Gebiss und fand den abgebrochenen Zahn. Zumindest war er nicht ganz vorn, für den Fall, dass er jemals wieder lächeln sollte.
    »Du wirst dich morgen steif und wund fühlen«, sagte Leontus. »Du musst dich ausruhen und deine Magie wieder aufbauen.« Er wischte mit dem Handrücken über Hans unverletzte Wange. »Du hast dich verausgabt. Das ist nicht ungewöhnlich. Die Magie des Patienten trägt ebenfalls zur Heilung bei.«
    Die Wintersonne war bereits untergegangen, als Han über den Kolleghof zum Mystwerk House humpelte, um sich mit Dekanin Abelard zu treffen. Studenten fanden sich zwischen den Gebäuden in kleinen Gruppen zusammen und zitterten im rauen Wind.
    Han ignorierte seine schreienden Muskeln und Gelenke und seinen schmerzenden Kopf. Er zog die Schultern zurück, reckte das Kinn und versuchte, ein möglichst gutes Bild abzugeben, falls irgendjemand zu ihm hinsah. Aber er fühlte sich wie ein leeres Gefäß – zerbrechlich und verletzbar. Und ernsthaft verängstigt.
    Wäre er bei dem Sturz getötet worden, hätte man das als Unfall abgetan. Er war leichtsinnig gewesen, und das konnte er sich nicht leisten. Es gab noch unzählige andere Arten, auf die man zufällig sterben konnte. Bayar und seine Vettern mussten nur irgendwann einmal Glück haben. Wenn er keinen Weg fand, sich zu verteidigen, würde es ein sehr langes Jahr werden.
    Oder ein sehr kurzes.
    Abelards Büro war vornehm und bestand aus mehreren Räumen in der obersten Etage von Mystwerk House mit Blick auf den Fluss. Der Versierte im Vorraum ging weg, um ihn anzukündigen, und ließ ihn dann ins Innere des Büros eintreten.
    Die Dekanin saß hinter einem riesigen Schreibtisch und arbeitete sich durch einen Stapel Papier. An der Wand hinter ihr hing ein Banner mit einem aufgeschlagenen Buch darauf, von dessen Seiten Flammen ausgingen. Dicke Teppiche aus We’enhaven bedeckten den polierten Boden und dämpften alle Geräusche zu einem Wispern.
    Sie ließ Han eine Weile stehen, ehe sie aufblickte.
    Und dann, als sie sein Gesicht sah, weiteten sich ihre Augen. »Beim Blute des Dämons, Alister, was ist denn mit dir passiert?«
    »Ich bin die Treppe runtergefallen«, sagte Han. »Hat Hauswart Blevins Euch das nicht gesagt?«
    »Wirklich.« Sie beugte sich vor, und die Ärmel ihres Gewands bauschten sich auf dem Schreibtisch. »Willst du mir davon erzählen?«
    »Die Treppen in Hampton sind riskant.« Han setzte sich in den bereitstehenden Sessel, ohne auf eine Einladung zu warten. »Es genügt schon ein kleiner Fehltritt.«
    Abelard starrte ihn noch etwas länger an. »Du gehörst nicht zu denen, die sich beklagen, was, Alister? Und du kannst Geheimnisse bewahren. Das ist gut.« Sie legte ihre Papiere weg und ließ etwas Zeit verstreichen. Dann sagte sie: »Ich habe mich mit deiner Herkunft beschäftigt, wie ich es versprochen hatte. Und es scheint zu stimmen, was du über dich gesagt hast – so weit du es mir erzählt hast. Du kommst aus Ragmarket. Du bist ein Verbrecher – ein Dieb und ein Mörder. Die Königin der Fells hat eine Belohnung auf deinen Kopf ausgesetzt, weil du versucht hast, den Hohemagier zu töten.«
    Han sah sie einfach nur ungerührt an. Ich kann unmöglich der erste Mörder sein, der in Mystwerk House aufkreuzt, dachte er. Mörder werden wahrscheinlich sogar bevorzugt behandelt.
    Sie beugte sich näher zu ihm und senkte die Stimme. »Hast du wirklich versucht, Gavan Bayar zu töten?«
    »Er hat es herausgefordert«, antwortete Han; er wusste, dass die Dekanin sich sowieso bereits ein Bild von ihm gemacht hatte.
    Abelard lehnte sich

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