Das Exil Der Königin: Roman
und bei dem bevorstehenden Kampf eine entscheidende Rolle spielen.«
»Wer ist sonst noch in der Gruppe?«, fragte Han.
»Hauptsächlich Vierjährige, Versierte und Master«, sagte Abelard und wandte den Blick ab. »Es ist eine ganz außerordentliche Gelegenheit für einen Einjährigen.«
»Gibt es noch andere Einjährige?«, beharrte Han.
Abelard stieß einen Seufzer aus. »Die Bayards.«
»Das war’s dann«, sagte Han und hob beide Hände. »Trotzdem vielen Dank.«
Abelard schüttelte den Kopf. »Lass mich ausreden. Politik unter Magiern ist schwierig. Die Bayars … Wir haben einige gemeinsame Ziele – die Clans zu besiegen und uns vor den Fanatikern im Süden zu schützen. Daher brauchen wir eine gut ausgebildete Armee von Leuten, die die Gabe der Magie besitzen. Aber wenn es um andere Themen geht, sind wir ganz und gar nicht einer Meinung, wie zum Beispiel, wer Hohemagier sein sollte, wer den Rat leiten sollte und wer die Königin kontrolliert.«
»Wie ich schon sagte, ich bin an Politik nicht interessiert«, betonte Han noch einmal.
»Du solltest wissen, dass der Hohemagier und ich nicht miteinander verbündet sind. Tatsächlich sind wir Rivalen. Die Bayars haben zu lange zu viel Macht gehabt. Ich habe vor, sie zu Fall zu bringen.«
Hans Kopf schoss nach oben, und er starrte sie an. Ein Revierkampf innerhalb der Magier-Aristokratie?
Die Dekanin lächelte dünn. »Sieh mich nicht so erstaunt an. Du wirst mir direkt berichten. Ich bin nicht ohne Einfluss. Verläuft unser Arrangement gut, kann ich dir einigen Schutz bieten, wenn wir in die Fells zurückkehren. Und du möchtest doch gern nach Hause zurückkehren, oder?«
»Wieso erteilt Ihr Micah und Fiona besonderen Unterricht, wenn Ihr Euch mit ihrem Vater nicht versteht?«, fragte Han.
»Die schlichte Antwort lautet: weil der Hohemagier darauf bestanden hat. Sie sind höchstwahrscheinlich da, um mich im Auge zu behalten.« Der Mund der Dekanin zuckte. »Die komplizierte Antwort lautet: weil wir eine große Anzahl von gut ausgebildeten Magiern benötigen, um der Bedrohung begegnen zu können, die von den Clans und von Arden ausgeht. Also tue ich etwas, das auf kurze Sicht meinen eigenen Interessen widerspricht, aber dem übergeordneten Wohl dient.«
»Dem übergeordneten Wohl der Magier, meint Ihr.«
»Von denen du einer bist, wie ich annehme«, sagte Abelard trocken. »Auf lange Sicht brauche ich jemanden ohne eigene Pläne, der magiebegabte Gegner ausschalten kann, wenn es sein muss.«
Han schob sich aus seinem Sessel hoch. Ihm war leicht übel. »Nein, danke.«
Abelard neigte den Kopf nach hinten und sah ihn an ihrer Nase entlang an. »Hast du etwa gedacht, ich würde dir eine Wahl lassen?«
Han war dabei, sich bereits zur Tür umzudrehen, aber bei diesen Worten wirbelte er wieder herum und sah sie an. »Es gibt immer eine Wahl.«
»Du arbeitest mit mir zusammen, lernst, so viel du nur kannst und wirst entsprechend meiner Befehle handeln. Oder du wirst von Mystwerk House verwiesen und zu den Fells zurückgeschickt, um dort gehängt zu werden.«
»Von Mystwerk House verwiesen?«, platzte Han heraus. Sein Mund war so trocken wie Asche. »Aus welchem Grund?«
»Hätten wir gewusst, dass wir einen gesuchten Verbrecher beherbergen, hätten wir dich gar nicht erst zugelassen.«
Nun. Es war eine Wahl – zwischen zwei äußerst hässlichen Möglichkeiten.
»Wieso seid Ihr so interessiert an mir?«, fragte Han. »Wieso wollt Ihr jemanden gegen seinen Willen, schreiend und um sich tretend, in Eure Gruppe zerren?«
»Weil es unwahrscheinlich ist, dass du für Gavan Bayar arbeitest«, antwortete Abelard. »Oder es jemals tun wirst. Er wird dir nie vergeben, dass du versucht hast, ihn zu töten. Niemals. Du solltest hoffen, dass ich gewinne.«
Nur weil Ihr der Feind meines Feindes seid, macht Euch das noch nicht zu meinem Freund, dachte Han. Aber er unterließ es, das laut auszusprechen.
»Trotz deiner Herkunft, deiner Sprache, deiner Vergangenheit ist da fast etwas Aristokratisches an dir«, fuhr die Dekanin fort. »Vielleicht ist es nur Arroganz, aber ich glaube, mit ein bisschen Übung könntest du lernen, wie man sich am Hof benimmt. Ich brauche keinen Straßenschläger, sondern jemanden, der sich in diesen Kreisen bewegen kann.«
Sie will ein Werkzeug, dachte Han. Jemand, der niemals von ihren blaublütigen Freunden anerkannt werden wird, jemand, der auf ihre Zuwendungen angewiesen ist, um zu überleben.
Er beäugte Abelard und dachte
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