Das Exil Der Königin: Roman
Schwert und die Rüstung verschwanden so rasch, wie sie gekommen waren.
Han starrte Crow finster an. Er war nicht hergekommen, um sich verspotten zu lassen.
Vielleicht sollte ich einfach sofort wieder gehen und das Tor wieder verschließen, dachte er. Er packte sein Amulett. Es glühte zwischen seinen Fingern wie ein eben vom Himmel gefallener Stern.
»Bitte vergib mir«, sagte Crow und trat mit erhobenen Händen einen Schritt auf ihn zu. »Ich wollte dir damit nur Folgendes zeigen – deine Klinge nützt dir hier nichts. Sie ist eine Illusion. Ich will nicht sagen, dass Illusionen nicht außerordentlich mächtig sein können. Aber der einzige Weg, jemanden in Aediion zu verletzen, besteht darin, Magie direkt anzuwenden.«
Das sagst du , dachte Han. Für mich wirkt das alles ziemlich verdächtig.
»Bist du wenigstens bereit, mir jetzt deinen Namen zu verraten?«, fragte Crow.
»Mein Name ist Alister«, sagte Han. Er wartete darauf, dass Crow ebenfalls seinen richtigen Namen nennen würde, aber das tat er nicht. Er wirkte abgelenkt, seine Aufmerksamkeit schien von jedem kleinen Anblick und Geräusch gefangen genommen zu werden – das Klappern von Pferdehufen auf den Pflastersteinen draußen, das Muster auf seinen Samtärmeln. Er war wie ein kleines Kind, das alles untersuchte, als wäre es neu und faszinierend.
Eigenartig. Und mit dem wollte er sich zusammentun?
»Woher kommst du?«, fragte Han. »Du klingst wie einer aus dem Norden, aber ich habe dich auf dem Campus noch nie gesehen.«
»Es ist doch nur vernünftig, dass ich in Aediion eine Verkleidung anlege, sodass ich im richtigen Leben nicht erkannt werden kann, oder?«, fragte Crow. »Es gibt immer noch die Möglichkeit, dass ich dich falsch einschätze und du mich verraten wirst, wenn du erfährst, wer ich wirklich bin.«
Was bedeutete, dass er jeder sein konnte.
Han schloss die Hand fester um sein Amulett. Vielleicht war es das , worum es ihm ging. Vielleicht war er darauf aus, dachte Han. Das Amulett. Crow hielt ihn nur deshalb hin, um auf eine Gelegenheit zu warten, es ihm wegzunehmen. Nun, Han würde kein leichtes Opfer abgeben.
Als hätte Crow seine Gedanken gelesen, veränderte sich dessen Amulett, bis es genauso aussah wie das von Han. »Siehst du? Ich habe es nicht auf dein Amulett abgesehen. Ich habe mein eigenes.«
In der Traumwelt war es nur zu leicht, zwischen der Realität und der Illusion die Orientierung zu verlieren.
»Hör zu«, sagte Han. »Du hast gesagt, dass du mir beibringen würdest, wie man Magie wirkt.«
»Ja, das kann ich tun«, antwortete Crow. »Was ich dir beibringen kann, wird dich zum mächtigsten Amulettschwinger in den Sieben Reichen machen.« Er trat zum Bogenfenster und starrte nach draußen, dann drehte er sich um und legte die Handballen auf das Fensterbrett. »Aber das hat seinen Preis.«
Ha, dachte Han. Jetzt kommt die Stelle, an der der Große Zerstörer meine Seele als Bezahlung fordert. Nun, er hatte mit Verschwörern wie Taz Mackney gehandelt. Er hatte gelernt, von einem schlechten Handel zurückzutreten.
»Und wie lautet der Preis?«, fragte Han mit gespielter Gleichgültigkeit.
»Ich werde meine Zeit nicht mit jemandem vergeuden, der das Wissen, das ich ihm biete, niemals vollständig ausschöpfen wird«, stellte Crow klar. »Wenn wir Verbündete sind, erwarte ich, dass du dich in allen Bereichen deines Lebens verbesserst – was deine Sprache betrifft, deine Manieren, deine … Kleidung.« Er wedelte mit der Hand in Hans Richtung und deutete auf seine Kleider.
Han starrte ihn an. Das überraschte ihn. »Du willst mich in einen verfluchten Blaublütigen verwandeln? Ist das dein Preis?«
Crow musterte seine Hände und drehte den kunstvollen Ring an seinem rechten Zeigefinger. »Unsere Zeit in Aediion ist begrenzt. Ich will sie nicht damit verschwenden, indem ich dir beibringe, wie du dich in der Gesellschaft zu verhalten hast. Du kannst bestimmt sonst irgendjemanden finden, der dich das lehrt.«
»Hör zu«, sagte Han. »Ich habe nicht einmal die Zeit, all das zu lernen, was ich für die Schule wissen muss, ganz zu schweigen von vornehmem Geschwätz und guten Manieren.«
Crow trat einen Schritt auf Han zu und kam ihm so nahe, dass sie fast Nase an Nase standen. »Unterschätze niemals die Bayars. Du hast bisher Glück gehabt, aber das liegt nur daran, weil sie dich ebenfalls unterschätzt haben. Sie werden dich vernichten, wenn du nicht lernst, ihnen auf ihrer Ebene zu begegnen. Es geht um
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