Das Exil Der Königin: Roman
sein sollte.
Pass gut auf , hatte Bayar gesagt. Jetzt weiß ich, wo ich dich finde, und ich habe viel Zeit.
Hans Entschlossenheit verstärkte sich. Er legte sich den Kinley in den Schoß und blätterte die Kapitel über Aediion durch. Dann sah er sich erneut im Raum um und prägte sich noch mal die Bilder ein, die ihn an diesem Ort verankern sollten. Schließlich umfasste er sein Amulett und sprach die Beschwörungsformel, die das Tor öffnete.
Wieder tauchte er in wirbelnde Dunkelheit ein. Als das Licht zurückkehrte, stand Han im Erdgeschoss des Glockenturms. Mondlicht strömte durch die gewölbten Fenster, malte leuchtende Muster auf den Holzboden und ließ den Staub in der Luft schimmern. Der Staub sammelte sich, nahm Gestalt an und verwandelte sich in Crow.
»Dem Schöpfer sei Dank«, sagte Crow und wirkte deutlich erleichtert. »Ich hatte schon gedacht, dass dir irgendwas passiert wäre. Ich wusste nicht, ob ich weiterhin kommen sollte, oder …«
»Ich werde dich anhören«, unterbrach Han ihn. »Aber ich verspreche dir nichts.«
Crow winkte Hans Worte beiseite. »Ich zweifle nicht daran, dass du, wenn du erst einmal das Potenzial erkennst …« Er unterbrach sich abrupt und zog die Augenbrauen zusammen. »Was ist das, was du da trägst?«
Han sah an sich hinunter. Er trug Clan-Leggins und ein Hemd, und sein Körper zeigte keinerlei Spuren von irgendwelchen Verletzungen. Das war das Bild, das er von sich selbst hatte?
»Versuch mal das hier«, sagte der Blaublütige. Hans Kleider veränderten sich, wurden bunter, bis er schließlich einen marineblauen Samtumhang und ein schneeweißes Leinenhemd mit Spitzenmanschetten trug, die bis über seine Handgelenke reichten, sowie eine schwarze, enge Hose mit einem Gürtel mit silberner Schnalle und elegante schwarze Lederstiefel. Die Kleider waren schöner als alles, was Han jemals besessen hatte.
Crow grinste. »Schon viel besser. Und, um es zu vervollständigen …« Er deutete auf etwas.
Han sah auf seine Hände, die jetzt von Ringen beschwert waren; die Edelsteine darauf veränderten sich, waren zuerst Rubine, dann Smaragde und schließlich Diamanten. Wäre das hier die Wirklichkeit gewesen, hätten sie ein Vermögen gekostet.
»He!«, rief Han und schüttelte die Hände, als könnte er den Schmuck dadurch loswerden. »Weg mit dem Zeug, oder ich verschwinde.« Die Juwelen lösten sich mir nichts, dir nichts auf, und seine Kleidung verwandelte sich in einen schlichten grauen Umhang und eine schwarze Hose. Auch diese Kleidung fühlte sich anders an als das, was er in Wirklichkeit trug, denn sie bestand aus schönerem und weicherem Stoff und war körpernah geschnitten.
»So«, sagte Crow, seufzte und rollte die Augen. »Du siehst aus wie ein Flatland-Geistlicher. Ist es das, was du willst?«
»Vor allem will ich, dass du meine Kleidung in Ruhe lässt«, zischte Han mit zusammengebissenen Zähnen. »Ich bin nicht hier, um eine Modenschau zu veranstalten.«
»Du solltest dich aber so kleiden wie derjenige, der du sein willst«, sagte Crow. »Das ist alles, was ich damit sagen will. Es ist alles Teil des Spiels.« Crow streckte die Arme nach vorn und bewunderte seine eigenen Ärmel mit den Spitzenmanschetten und die zahlreichen Ringe an seinen Fingern; dabei sah er aus wie ein Lumpensammler, der die abgelegte Kleidung von Blaublütigen anprobierte. Das einzig Schlichte an ihm war sein Amulett, eine schwarze Krähe, die aus Onyx gefertigt war und Diamanten als Augen hatte.
»Ich hab es dir bereits beim letzten Mal gesagt«, wiederholte Han. »Ich bin kein eitler Fatzke, und ich habe auch nicht vor, einer zu werden.« Er bedauerte jetzt, überhaupt hergekommen zu sein. Es gefiel ihm nicht, dass Crow alles nach Lust und Laune verändern konnte. Han brachte sich mit dem Rücken zur Wand und beschwor ein Messer herbei, während er zugleich dafür sorgte, dass das Amulett griffbereit war, sodass er es leicht benutzen konnte.
Als er aufsah, stellte er fest, dass Crow nur mit Mühe ein Lachen unterdrücken konnte. »Wieso nicht lieber gleich ein Schwert?«
Prompt hielt Han ein massives Schwert in der Faust. Seine Klinge reichte fast bis zur Decke, und blaue Flammen züngelten daran entlang.
Crow grinste. »Möchtest du vielleicht auch gerne eine Rüstung haben?«
Augenblicklich wurde Han von einem schweren goldenen Brustpanzer niedergedrückt, und seine Arme steckten in Panzerhandschuhen.
»Vielleicht ist das etwas zu viel des Guten«, sah Crow ein. Das
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