Das Exil Der Königin: Roman
mehr als nur um Zaubersprüche. Um mehr als ein mächtiges Amulett. Es geht um Politik und das Gesetz, es geht darum, mächtige Leute auf deine Seite zu ziehen. Das erfordert, dass du dich zumindest gut ausdrücken kannst.«
»Wieso interessiert es dich so, ob sie mich vernichten?«, fragte Han. »Es ist nicht deine Haut, die auf dem Spiel steht.«
»Sagen wir, es ist eine Frage des Grolls«, erwiderte Crow und drehte sich so, dass er erneut aus dem Turmfenster blicken konnte. »Ich hasse Aerie House«, fügte er leise hinzu. »Sie haben alles zerstört, was mir etwas bedeutet hat.«
Dann haben wir etwas gemeinsam, dachte Han. Falls er die Wahrheit sagt.
Allerdings musste Han nach kurzem Nachdenken zugeben, dass der Blaublütige recht hatte. Er musste lernen, sie in ihrem eigenen … Revier zu bekämpfen. Wenn er das nicht tat, würde er schon bald untergehen. Er erinnerte sich an die entwürdigende Erfahrung beim Dekanats-Essen. Vielleicht war es die Zeit wert, dafür zu sorgen, dass sich eine solche Vorstellung nicht wiederholte.
»Also schön«, gab Han nach. »Ich werde mir einen Lehrer suchen. Aber wenn du mir helfen willst, kann das nicht so lange warten, bis ich in allem perfekt bin. Die Bayars sind zweimal auf mich losgegangen. Aller guten Dinge sind drei.«
Crow versteifte sich; seine blauen Augen funkelten in dem blassen Gesicht. »Sie sind auf dich losgegangen? Wie meinst du das?«
»Sie haben versucht, mich zu töten und mir das Amulett wegzunehmen. Ich muss dem ein Ende machen.«
Crow schüttelte den Kopf in einer raschen, ablehnenden Bewegung. »Nein, das werde ich nicht zulassen«, rief er und schlug sich mit der Faust in die Handfläche der anderen Hand. »Endlich habe ich jemanden gefunden, von dem ich glaube, dass ich mit ihm zusammenarbeiten kann … ich werde nicht zulassen, dass sie …« Seine Stimme versiegte, als würde er sich erst jetzt wieder daran erinnern, dass Han da war. »Wir werden sie aufhalten«, sagte er. Seine Miene war hart und entschlossen. »Ich werde dir einen Zauberspruch zeigen, der sie vernichten wird, ohne dass man dich damit in Verbindung bringt.«
»Nein«, widersprach Han. Es überraschte ihn, dass Crow seine mögliche Ermordung so sehr mitnahm. »Das ist nicht das, was ich will. Wenn ich das tue, werde ich mir im Nu selbst die Radieschen von unten ansehen.«
»Du wirst was tun?« Crow starrte ihn verständnislos an.
»Sie werden mich nach Hause schicken, wo ich gehängt werde«, erklärte Han. »Wie auch immer, jemanden zu töten ist nicht sehr beeindruckend. Jeder Narr kann töten, wenn er sich einen Namen machen will und sich nicht um den Preis schert, den das kostet. Deshalb gehen sogar gerissene Streetlords früher oder später unter.«
Han schob die Ärmel zurück; er stellte fest, dass ihm das Gefühl der weichen Wolle auf seiner Haut gefiel. »Einen Rivalen zu töten ist zwar eine Möglichkeit, mit ihm umzugehen, aber sie verrät auch Respekt. Sie zeigt, dass er offensichtlich wichtig ist. Der bessere Weg ist, ihn zu demütigen. Ihn als Idioten hinzustellen. Ihm zu zeigen, dass der Preis dafür, auf mich loszugehen, sein eigener Ruf ist.«
Crow blinzelte Han an; er wirkte so erstaunt, als hätten sich ein paar Pflastersteine auf der Straße aufgestellt und eine hübsche Rede gehalten.
»Ich könnte diesen Haufen zum Schweigen bringen, wenn ich wollte. Dafür brauche ich deine Hilfe nicht«, sprach Han weiter. »In so was bin ich gut. Aber das ist nicht das, was ich will. Ich will dafür sorgen, dass es ihnen leid tut, auf mich losgegangen zu sein, und dass sie zögern, es wieder zu tun. Dann kann ich mich um meine eigenen Sachen kümmern.«
Crow runzelte die Stirn, als wäre er überrascht, dass Han eigene Pläne hatte. » Deine Sachen? Und die wären?«
» Meine Sachen«, wiederholte Han. Er konnte Geheimnisse ebenso gut bewahren wie Crow. »Ich will Magie einsetzen, um die Bayars zu verscheuchen. Ich will etwas, das noch niemand zuvor gesehen hat, sodass ich nicht verdächtig bin und auch nicht von der Schule verwiesen werde.«
»Hmmm«, machte Crow und rieb sich das Kinn. Er musterte Han mit widerwilligem Respekt.
»Denk nicht zu lang darüber nach, ja? Ich muss etwas tun, bevor sie wieder auf mich losgehen. In der Zwischenzeit muss ich sie aus meinem Zimmer raushalten. Ich brauche etwas, das niemanden tötet, aber fernhält«, wiederholte er eindringlich. »Irgendeine Idee?«
»Natürlich.« Crow verdrehte die Augen. »Nur noch mal für
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