Das Exil Der Königin: Roman
darum ging, sich bei einem Beinahe-Master ein bisschen einzuschmeicheln.
»Nein!«, rief Micah und legte beide Hände flach auf die Tischplatte. »Ich werde mit Alister kein Team bilden. Er kann mit jemand anderem zusammenarbeiten.«
Abelards Lippen wurden schmal. »Neuling Bayar, wir haben darüber gesprochen, und …«
»Vielleicht habt Ihr Eure Gründe dafür, dass Ihr einen Straßenschläger und Dieb zu unseren Versammlungen einladet«, sagte Micah, und sein Gesicht war knochenweiß vor Wut, »aber Ihr solltet nicht vergessen, dass dieser Gossenjunge meinen Vater angegriffen und beinahe getötet hätte.«
Jetzt weiteten sich die Blicke der anderen Anwesenden, und einige rückten unruhig hin und her.
»Was ist los, Micah?«, fragte Han und legte den Kopf etwas zurück, während er den Sohn des Hohemagiers an der Nase entlang anstarrte. »Hast du Angst?« Er fingerte am Amulett des Dämonenkönigs herum.
Micah stand auf. »Ich bin lediglich überzeugt davon, dass der Gestank irgendwann auf einen abfärbt, wenn man sich mit Abschaum zusammentut.« Er neigte den Kopf in Abelards Richtung. »Dekanin Abelard, wenn Ihr mich bitte entschuldigen würdet.« Er drehte sich um und stapfte nach draußen. Fiona starrte ihrem Bruder hinterher, dann sah sie Han aus zusammengekniffenen Augen an. Abschätzend. Und beinahe … beeindruckt.
Die anderen saßen ebenfalls erstarrt da und warfen Han misstrauische Blicke zu. Er vermutete, dass niemand sonst wild darauf sein würde, sich mit ihm zusammenzutun.
Abelard sah auf die Uhr an der Wand. »Unsere Zeit ist abgelaufen«, stellte sie fest, als wäre sie froh darüber. »Zu schade. Nächste Woche wird Master Gryphon eine Diskussion über Zauberei in der Kriegskunst leiten.«
Dann scharrten Stühle über den Boden, die zurückgeschoben wurden, und Abelards Gruppe löste sich hastig auf und entfernte sich.
KAPITEL NEUNZEHN
Auf frischer Tat
R aisa begann fast zu schielen, als sie sich zwang, den Blick auf diese Buchseite zu konzentrieren. Erdbefestigungen, die nach der Großen Zerstörung entlang des Indio gegen Piraten zum Einsatz kamen. Eine weitere Prüfung in der Geschichte der Kriegskunst stand ihr bevor.
Wenigstens ist das Semester fast vorbei, dachte sie.
Sie schob das Buch zur Seite und sah sich um. Es war fast Zeit zum Abendessen, aber abgesehen von ihr war niemand sonst im Gemeinschaftsraum. Dies war der einzige Abend, an dem Amon keine Verpflichtungen hatte. Raisa wollte ihn abfangen und ein richtiges Gespräch mit ihm führen. Er war in den letzten Wochen noch weniger greifbar gewesen als je zuvor. Und hatte sich geradezu verstohlen verhalten.
Apropos verstohlen. Sie hob ihre Kladde, zog ein paar beschriftete Seiten darunter hervor und begann zu lesen.
Mutter,
ich möchte dir mitteilen, dass es mir gut geht und ich in Sicherheit bin. Ich hoffe, das trifft auf dich ebenfalls zu.
Ich weiß, dass du in den Tagen vor meinem Namenstag unter beträchtlichem Druck gestanden hast, und dass du wirklich geglaubt hast, eine Heirat mit Micah Bayar wäre der beste Weg, mich zu beschützen.
Nachdem sie diesen Absatz noch mal gelesen hatte, radierte sie die Worte eine Heirat mit Micah Bayar aus und ersetzte sie durch die Heirat, die du für mich geplant hattest .
Auf diese Weise konnte der Brief, wenn er irgendwie in die falschen Hände gelangte, von jeder Tochter oder jedem Sohn geschrieben worden sein, die oder der vor einer ungewünschten Heirat weggelaufen war.
Ich bitte dich, darüber nachzudenken, dass das, was für dich der sicherste Weg schien, sich als der gefährlichste von allen erweisen könnte. Es könnte sein, dass die Gefahr, die du vorausgesehen hast, die Heirat selbst ist – eine Gefahr für mich, aber auch eine Gefahr für dich.
Ich sehne mich danach, nach Hause zu kommen und mich persönlich dazu zu äußern. Aber wir müssen dazu einen Weg finden, der uns beide schützt. Ich werde diesen Brief irgendwie meinem Vater zukommen lassen und hoffen, dass er dich erreicht. Wenn dies geschieht, sorge bitte dafür, dass alles unter uns dreien bleibt. Es hat bereits einen Anschlag auf sein Leben gegeben.
Vielleicht finden wir eine Möglichkeit, wie ich nach Hause kommen kann, denn das möchte ich mehr als alles andere auf der ganzen Welt. Obwohl es selbstsüchtig klingen mag, kann ich nur hoffen, dass du mich vermisst, so wie ich dich vermisse. Bitte wisse, dass ich dich liebe, und wenn diese Liebe auch nicht reicht, um die Kluft zwischen uns zu heilen, so
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