Das Exil Der Königin: Roman
schweren, goldenen Band ihre Kreise zogen.
»Ich bin bereits an dich gebunden, Raisa. Endgültig. Für immer und ewig.« Etwas in seiner Miene verriet ihr, dass dies Segen und Fluch zugleich war.
Raisa versuchte, ihre Überraschung hinunterzuschlucken. »Musstest du diese Zeremonie wirklich so früh abhalten?«, fragte sie. »Das Letzte, was ich will, ist, dass die Leute anfangen zu glauben, ich würde etwas gegen meine eigene Mutter im Schilde führen.«
»Nun, es gibt gewisse … Vorteile dabei. Manchmal kann ich vorhersagen, was du tun wirst, und ich nehme rechtzeitig wahr, wenn dir Gefahren drohen, sodass ich sie verhindern kann. Ich kann auf eine unvollkommene Weise spüren, wo du bist.«
Da erinnerte sie sich an jenen Tag in den westlichen Spirit Mountains, als sie von Sloat und dessen Männern angegriffen worden waren. Zuvor hatte sie versteckt am Waldrand gestanden und Amon bei seinem Training mit dem Stock zugesehen. Er hatte sich umgedreht, als hätte er ihre Anwesenheit gespürt, und gefragt: »Rai?«
Und erst vor wenigen Stunden an diesem Tag hatte er plötzlich seinen Kopf gedreht und sie angesehen, als sie ihm durch ein Fenster der Tempelschule nachspioniert hatte.
Plötzlich war es heiß in ihrem Zimmer. Raisa rutschte vom Bett und stand auf, um das Fenster zu öffnen. Als sie danach zurückkehrte, ließ sie sich am Rand des Kamins nieder.
»Schön. Danke, dass du mir das gesagt hast. Endlich. Aber ich sehe immer noch nicht, wie das damit zusammenhängen soll, dass …«
»Eine Beziehung zwischen uns stellt eine Gefahr für das Geschlecht dar«, erklärte Amon. » So hängt es zusammen.«
»Aber das … das … das ist nicht wahr«, stammelte Raisa. »Es kann nicht wahr sein.« Und dann, als er nichts mehr sagte, fügte sie hinzu: »Was bringt dich dazu, das zu glauben?«
»Wann immer wir uns nach dieser Zeremonie … wenn wir uns … küssen, oder wenn ich in Versuchung gerate, dich zu …« Er riss die Hände hoch. »Ich werde gewarnt. Daran gehindert.«
»Gewarnt? Du meinst … mithilfe der Magie?«
»Ja.«
»Und was passiert dann?«, fragte Raisa sarkastisch. »Zucken Blitze oder …«
»Mir ist schlecht, und ich fühle mich benommen. Ich habe entsetzliche Schmerzen. Alles verschwimmt mir vor den Augen. Und dann … muss ich aufhören.« Er zuckte mit den Schultern.
»Wann ist das passiert?«, fragte Raisa.
»Nun, damals, als wir unterwegs waren und zusammen in einem Zelt schliefen, und du dich … äh … auf mich gerollt hast. Und dann, als wir uns geküsst haben, kurz bevor Sloat und sein Haufen aufgekreuzt sind.«
Raisa dachte zurück und erinnerte sich an Amons Reaktion in diesen Situationen. Er hatte tatsächlich krank gewirkt – blass und schweißnass –, und er schien Atemprobleme gehabt zu haben.
»Woher weißt du, dass es nicht nur deine eigenen Skrupel sind, die sich da auswirken?«, fragte Raisa. »Vielleicht ist nicht das Geschlecht in Gefahr, sondern die vielgepriesene Ehre der Byrnes. Du weißt, dass Liebe zwischen uns verboten ist, und daher …«
»Glaubst du, ich lüge?« Amon zog die dunklen Augenbrauen zusammen. »Denkst du, das ist irgendein Plan, mit dem ich dich von mir fernzuhalten versuche?«
»Wenn das so wäre, gäbe es einen leichteren Weg«, gab Raisa zu. »Sag mir einfach nur, dass du mich nicht liebst, und das Ganze ist für mich erledigt.«
»Was?«
»Wie ich schon sagte. Sag einfach: ›Rai, ich liebe dich nicht und werde dich auch nie lieben.‹ Es ist ganz einfach.«
»Raisa, das führt doch zu nichts.«
»Sag es!«
Amon strich sich mit der Hand über den Kopf, und seine Haare fielen ihm zurück in die Stirn. Er schob sich vom Stuhl hoch und fing an, auf und ab zu gehen.
»Und?«
Amon tigerte weiter ruhelos auf und ab.
»Würdest du dich wohl bitte wieder hinsetzen? Du machst mich ja ganz nervös.«
Amon kam zurück und setzte sich neben sie. Er starrte auf den Boden und murmelte: »Ich kann es nicht sagen.«
»Wieso nicht?«
»Weil es nicht so ist.« Er sah sie an, und Tränen sammelten sich in seinen Augen. Seine Stimme klang brüchig und war kaum hörbar. »Ich liebe dich, Rai; ich wünschte, es wäre nicht so, aber ich tue es. Bist du jetzt zufrieden? Macht es das besser oder schlimmer?«
Raisa war einen Moment vollkommen sprachlos.
»Oh«, war alles, was sie zunächst mit hauchdünner Stimme herausbekam. Sie saßen nebeneinander, aber sie berührten sich nicht, beide jeweils in ihre eigenen Gedanken versunken. Die
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