Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Exil Der Königin: Roman

Das Exil Der Königin: Roman

Titel: Das Exil Der Königin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cinda Williams Chima
Vom Netzwerk:
Tempeluhr auf der anderen Seite des Flusses schlug einmal.
    »Wieso hast du mir das nicht irgendwann mal gesagt?«, fragte Raisa. Ihre Lippen fühlten sich taub an.
    Amon wischte sich mit Daumen und Zeigefinger über die Augen. »Die Sache mit dem magischen Hindernis oder die Tatsache dass ich dich liebe?«
    »Nun. Beides.«
    »Niemand spricht jemals mit der Königin über diesen magischen Teil«, erklärte Amon. »Nur Hanalea hat davon gewusst, weil sie es war, die ihn in Gang gesetzt hat. Obwohl wir an einen bestimmten Menschen gebunden sind, sind wir in Wirklichkeit an das Geschlecht gebunden.« Amon sah Raisa jetzt an. »Es könnte Zeiten geben, da wir gegen das Interesse einer einzelnen Königin handeln, um das Geschlecht zu bewahren.«
    Was ihn gegenüber der betreffenden Königin zu einer Art Verräter machen würde.
    »Warum hast du es mir dann jetzt gesagt?«, fragte Raisa. »Nach all diesen vielen Generationen?«
    »Nun ja, wie du schon sagtest, wir haben ein neues Zeitalter«, sagte Amon. »Wir brechen beide die Regeln. Aber vor allem, weil du so verdammt beharrlich bist. Ich dachte, wenn ich dich ignoriere und dir aus dem Weg gehe, würdest du aufgeben und jemand anderen finden.«
    »Ich werde das nicht akzeptieren. Es muss einen Weg drum herum geben. Du darfst niemanden heiraten, den du nicht liebst. Ich verbiete es.«
    »Ich muss heiraten, Hoheit. Und du auch.«
    Um das verfluchte Geschlecht zu erhalten, dachte Raisa. »Was ist mit Lydia? Sie ist doch verheiratet.«
    »Aber sie hat noch keine Kinder«, sagte Amon. »Es gibt niemanden in der nächsten Generation, der das übernehmen könnte, wenn ich …«
    Raisa blieb einen Augenblick die Luft weg, als sie endlich ganz begriff. Sie starrte Amon finster an. »Dein Vater hat das mit Absicht gemacht, um uns voneinander fernzuhalten. Er ahnte von unseren Gefühlen und dass die Versuchung groß sein würde.«
    Amons Augen stimmten ihr zu, auch wenn er es nicht laut aussprach. »Was immer er getan hat, er hat es für das Geschlecht getan. Dem Geschlecht gilt seine ganze Hingabe, mehr als seiner Familie, mehr als irgendetwas sonst.«
    »Ich hasse deinen Vater«, sagte Raisa mit schmalen Lippen. »Das werde ich ihm nie, nie, nie vergeben. Er hatte kein Recht, diese Entscheidung für uns zu fällen.«
    Sie saßen eine Weile da und starrten betrübt auf den Boden.
    »Versuchen wir es«, schlug Raisa dann plötzlich vor. »Uns zu küssen, meine ich. Als Experiment.«
    »Es ist auch so schon schwer genug für mich«, sagte Amon. »Was glaubst du, wie das für mich die ganze Zeit ist? Ich bin schließlich aus Fleisch und Blut.«
    »Nur dieses eine Mal. Bitte. Ich werde dich nicht kampflos aufgeben. Vielleicht war das, was vorher passiert ist, nur Zufall. Oder vielleicht lag es an der besonderen Situation. Wahrscheinlich war Sloat die Gefahr gegenüber dem Königinnen-Geschlecht, und es hat gar nichts mit uns zu tun gehabt.«
    Amon seufzte. Nach einer langen Pause nickte er. »Du hast recht. Ich schätze, wir werden es nie wissen, wenn wir es nicht versuchen. Vielleicht hat sich etwas geändert.«
    Raisa drehte sich jetzt so um, dass sie ihn direkt ansah. In Amons Miene vermischten sich Argwohn und Hoffnung. Sie streckte die Hand aus und legte sie unter sein Kinn. Sie spürte, wie er schluckte.
    Sie beugte sich vor und legte ihre Lippen auf seine, zuerst sanft, dann fester. Mit der anderen Hand umfasste sie seinen Nacken und zog ihn dichter zu sich heran. Sie strich über sein kurzgeschnittenes Haar und tastete über die Nackenmuskeln und die Knochen dort. Sie presste sich an ihn und spürte sein Herz an ihrer Brust schneller schlagen.
    Er schlang seine Arme um sie und zog sie in einer verzweifelten Umarmung dicht an sich.
    Etwas wogte zwischen ihnen, und Amon begann zu zittern. Ein heftiges Beben ging durch ihn hindurch und dann noch eins. Er löste sich aus ihrer Umarmung und klappte vornüber und hielt sich dabei den Bauch. Dann rutschte er seitlich auf den Boden, wo er zuckend und nach Atem ringend liegen blieb.
    »Was ist los?«, fragte Raisa, obwohl sie es bereits wusste.
    »Beim Blute des Dämons«, flüsterte er. Er hob seine Arme und bedeckte seine Kehle, als wollte er unsichtbare Angreifer abwehren.
    »Amon!« Raisa kniete sich neben ihn und drückte ihre Hand auf seine Stirn. Sie war feucht und kalt und samtig von Schweiß. »N-nein«, keuchte Amon und drehte den Kopf von einer Seite zur anderen. Er zog ihre Hand weg. »Tut mir leid. Fass mich … bitte

Weitere Kostenlose Bücher