Das Exil Der Königin: Roman
hätte sie beseitigt, taucht wieder eine ganze Flut von neuen Viechern auf. Sie müssen von irgendwoher kommen.«
»Es können wohl kaum nur drei Zimmer sein«, entgegnete Han, der sich bemühte, Dancer nicht anzusehen. »Gibt es erst mal eine Maus, ist das Problem schnell überall.«
»Diese Jungs müssen irgendetwas tun, das sie anlockt, das ist alles, was ich sagen kann«, murmelte Blevins. »Ich habe sie in anderen Räumen untergebracht, während ich versucht hab, ihre eigenen auszuräuchern, aber die Nagetiere sind ihnen wie ein Bienenschwarm gefolgt.«
»Wen meint Ihr?«, fragte Dancer mit gerunzelter Stirn. »Von welchen Jungs sprecht Ihr?«
»Von Neuling Bayar und den Mander-Brüdern. Sie haben vom ersten Tag an Ärger gemacht, seit sie hier eingezogen sind. Immer wollen sie dies und jenes und sind nie zufrieden. Und jetzt auch noch das.«
»Im Nu wird hier alles verseucht sein«, sagte Han und zog ein Gesicht. »Wenn sie der Grund dafür sind, könnt Ihr sie dann nicht aus diesem Wohnheim entfernen?«
Blevins rieb sich das Kinn. »Na ja, es gibt schon woanders ein paar freie Zimmer, seit es ein paar Neulinge wieder dahin verschlagen hat, wo sie hergekommen sind. Und ich wär sie nur zu gern los. Aber wer würde sie schon aufnehmen?«
»Vielleicht müsst Ihr ja ihr – äh – Problem gar nicht erwähnen«, schlug Han vor.
Dancer hatte sein Händlergesicht aufgesetzt, aber seine Mundwinkel zuckten. »Ich würde auf jeden Fall besser schlafen, wenn sie weg wären«, sagte er. »Ich kann Mäuse und Ratten nicht ausstehen.«
Als Han am nächsten Tag nach dem Unterricht nach Hampton zurückkehrte, waren Micah und seine Vettern gerade damit beschäftigt, aus dem Wohnheim auszuziehen. Han blieb am Rand des Kolleghofs stehen und sah zu. Selbst aus dieser Entfernung konnte er sehen, dass Arkeda und Miphis von großen, roten Pusteln übersät waren, als hätten sie sich irgendeine bösartige Krankheit zugezogen. Micahs Haut allerdings war rein.
Han lächelte darüber, wie berechenbar sie waren.
Als Micah Han sah, stellte er seine Sachen ab und trat zu ihm. Sein Umhang wehte hinter ihm her. Han stellte sich breitbeinig hin und wartete mit verschränkten Armen.
»Ich ziehe aus«, erklärte Micah. »Wir haben woanders eine bessere Unterkunft gefunden.«
»Das sehe ich«, antwortete Han. Er nickte in Richtung der Mander-Brüder. »Bitte, nimm auch alle Schädlinge mit.«
Micah errötete vor Ärger. »Leontus war in der Lage, den Heckenzauber aufzulösen, den du benutzt hast. Er sagte, er hätte so etwas noch nie gesehen. Ich bin zur Dekanin gegangen und habe ihr erzählt, dass du dahintersteckst, aber sie hat Beweise verlangt.«
»Ihr hat dein Wort nicht gereicht? Das erstaunt mich.«
»Statt dich von der Schule zu werfen, hat Abelard mich davor gewarnt, dich anzurühren«, fuhr Micah fort. »Sie sagte, wenn dir irgendetwas geschieht, würde ich von der Schule fliegen. Was hast du ihr erzählt? Wieso stellt sie sich auf deine Seite?«
Han zuckte mit den Schultern. »Vielleicht denkt sie, dass ein Gossenjunge wie ich gar nicht in der Lage ist, dich zu verhexen.«
»Zumindest trage ich meine Kämpfe selbst aus, Alister.«
»Wirklich? Und warum genau bist du dann schnatternd zur Dekanin gelaufen?« Han deutete auf die pockenübersäten Mander-Brüder, die außer Hörweite standen und sie anstarrten. »Du hast deine Vettern nicht zufällig gestern Abend, als Dancer und ich weg waren, mit einem Auftrag losgeschickt, oder? Sie wirken auf mich irgendwie – ich weiß nicht – schuldbewusst . Vielleicht sind sie nächstes Mal nicht so wild darauf, deine Befehle zu befolgen.«
»Glaubst du, das ist irgendeine Art Witz?«, fragte Micah. »Was immer du zu erreichen versuchst, du kannst nicht gewinnen.«
»Ich mache keine Witze«, antwortete Han. »Es ist mir absolut ernst. Und ich werde gewinnen.«
Es schien, als wollte Bayar noch etwas sagen, aber als er aufsah, kam Cat direkt über den Hof auf sie zu.
Micah machte auf dem Absatz kehrt und stapfte zum Wohnheim zurück, nahm seine Sachen und folgte seinen Vettern.
Cat packte Han am Arm. »Was ist passiert?«, fragte sie. Ihre Finger bohrten sich regelrecht in seine Haut. »Was hat Bayar gewollt? Was hat er gesagt?«
»Er zieht aus«, antwortete Han, der keinen Grund sah, ihr Einzelheiten mitzuteilen. »Das ist alles.« Er lächelte sie an. »Wie war dein Liederabend?«, fragte er. »Tut mir leid, dass ich nicht dabei sein konnte.«
»Ist doch egal«,
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