Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Exil Der Königin: Roman

Das Exil Der Königin: Roman

Titel: Das Exil Der Königin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cinda Williams Chima
Vom Netzwerk:
Kehle.
    »Lasst mich los!«, versuchte Raisa zu rufen, aber der Druck gegen ihre Luftröhre machte es schwer, auch nur irgendeinen Ton von sich zu geben.
    Graue Wölfe mit aufgestellten Nackenhaaren schwärmten durch die Gasse. Ihr Geheul hallte von den Mauern wieder.
    »Vielleicht würdest du ja gern mit mir ausgehen«, lallte Tourant. »Ich bin … bereit.«
    Raisa zog mit beiden Händen an seinem Arm. »Loslassen, habe ich gesagt.«
    »Du musst lernen, deine Meinung für dich zu behalten«, brabbelte er weiter. »Du hast mich bei Master Askell in Schwierigkeiten gebracht, und jetzt werde ich nächstes Semester nicht mehr unterrichten.«
    »Vielleicht«, keuchte Raisa unbesonnen vor Wut, »könnt Ihr die Zeit dazu nutzen, um darüber nachzudenken, was für ein Widerling Ihr seid.«
    Das war nicht sonderlich klug gewesen. Tourant drückte ihr den Arm noch fester gegen die Kehle, als wollte er ihr den Atem nehmen, damit sie nie wieder solchen Ansichten Ausdruck verleihen konnte. In ihrem Kopf begann sich alles zu drehen.
    Was hatte Amon immer gesagt? Wenn dich jemand auf der Straße überfällt, schlage hart und schnell zu, denn es könnte sein, dass du keine zweite Chance bekommst.
    Sie stützte sich mit dem Rücken an der Mauer ab und ließ ihren Stiefelabsatz mit dem ganzen Gewicht ihres Körpers auf einen von Tourants lächerlichen Samtschuhen krachen. Knochen knackten.
    Er heulte vor Schmerz auf und lockerte seinen Griff. Sie konnte immerhin Luft holen. Doch dann schlug er ihren Kopf gegen die Wand. Sterne tanzten vor ihren Augen.
    »Ich verachte die Frauen aus dem Norden«, zischte er und schüttelte sie. »Ihr seid Metzen und Huren, allesamt. Ich werde dir zeigen, was wir im Süden mit Metzen machen.«
    Und er presste sein Gesicht auf ihres, gab ihr einen betrunkenen Kuss und drückte sie dabei mit dem Gewicht seines Körpers aufrecht gegen die Wand.
    Er packte ihr Gesicht mit beiden Händen, sodass sie ihren Kopf nicht mehr bewegen konnte. Im Gegensatz zu ihrer Hand. Sie griff nach einem seiner rosafarbenen Finger und bog ihn zurück, bis er brach. Tourant kreischte und taumelte zurück und hielt sich die verletzte Hand, während sie ihm ihren Fuß gegen die Kniescheibe rammte. Jetzt brach er auf dem Pflaster zusammen und rollte sich vor Schmerzen brüllend hin und her.
    Raisa wusste, dass sie Glück gehabt hatte, denn der Alkohol hatte Tourants Reflexe verlangsamt. Sie wusste auch, dass sie einfach weglaufen sollte, aber sie konnte nicht anders. Jetzt brachen die ganze Wut und Enttäuschung, die sich in den vergangenen Wochen in ihr angestaut hatten, aus ihr heraus. Sie zog ihr Messer und hielt es Tourant an die Kehle.
    »Als sie dir etwas über die Frauen des Nordens erzählt haben, haben sie da auch erwähnt, dass sie Messer bei sich tragen?«
    Tourant fing beinahe an zu schielen, als er seinen Blick auf das Messer richtete. »Nein«, flüsterte er.
    »Rühr mich noch ein einziges Mal an, du arrogantes ardenisches Schwein, und ich schwöre dir beim Blute Hanaleas, der Kriegerin, dass ich dich kastrieren werde. Hast du verstanden?«
    Tourant nickte heftig; Schweißperlen standen auf seiner Stirn. Sie ließ von ihm ab, drehte sich um und lief die Gasse entlang zurück zur Hauptstraße.
    Eine große Gestalt stand dort an der Mündung zur Straße und bildete vor dem Hintergrund der Straßenbeleuchtung eine dunkle Silhouette. Raisa sank der Mut. War das einer von Tourants ardenischen Kumpanen, der jetzt seinerseits zugreifen wollte?
    »Aus dem Weg«, rief sie drohend und ging weiter, »oder du kriegst das Gleiche wie er.«
    »Einschließlich der Kastration?«, fragte der Mann in der Sprache der Fells. »Ich hab gehört, dass Diebe manchmal eine Hand verlieren, aber das klingt echt schlimm.«
    Ihre Furcht verwandelte sich in Verwirrung. Er war von den Fells. Nicht aus Arden. »Eine Hand verlieren?«
    Er zog mit einer Hand einen Schnitt quer über das Gelenk der anderen. »Die seltsame Gerechtigkeit der Königin. Macht es einem Dieb schwer, sich seinen Lebensunterhalt noch irgendwie anders zu verdienen.«
    Sie zitterte, als es ihr langsam dämmerte. Sie blinzelte in die Dunkelheit hinein. »Wer bist du?«
    » Ich würde mich ja nie mit einem Mädchen aus dem Norden anlegen. Ich weiß das mit den Messern.« Seine Stimme klang vertraut, aber seine Gesichtszüge lagen immer noch im Dunkeln. »Ich hatte vor, diesen speckgesichtigen Mistkerl von dir wegzuzerren, Rebecca, aber wie ich sehe, hattest du meine Hilfe gar

Weitere Kostenlose Bücher