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Das Exil Der Königin: Roman

Das Exil Der Königin: Roman

Titel: Das Exil Der Königin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cinda Williams Chima
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der Brückenstraße hören, wo in ein paar Stunden das Feuerwerk beginnen würde. Was konnte es schon schaden, dieses eine Mal dorthin zu gehen? Sie würde Talia und Hallie suchen und zumindest ein Glas mit ihnen trinken. Es war so lange her, seit sie ein Feuerwerk gesehen hatte. Und es war eine Schande, Hallies letzte Nacht hier nicht mit ihr zu verbringen.
    Während sie auf den Fluss zuging, wurde sie das prickelnde Gefühl nicht los, dass sie beobachtet wurde. Als sie sich jedoch umdrehte, konnte sie niemanden entdecken. Und je näher sie dem Fluss kam, desto mehr Leute waren auf den Straßen.
    Die Akademie hatte immergrüne Zweige an den Laternenpfosten befestigen und zusätzliche Laternen entlang den Straßen aufhängen lassen, um symbolisch das Licht zurück in die Sieben Reiche zu leiten. Die Tempel erstrahlten hell und waren mit glitzernden Ketten und Kerzen geschmückt, um die Dunkelheit zu vertreiben. Drinnen sangen Redner und Tempelchöre Hymnen an den Schöpfer und tranken Punsch – fast wie zu Hause. Raisas Stimmung hob sich etwas.
    Als sie die schmalen, steingepflasterten Straßen entlangging, sprangen graue Wölfe beiderseits neben ihr her. Sie jaulten und winselten, als wollten sie ihre Aufmerksamkeit erregen. Raisa blieb stehen und sah sich um. Es war nichts zu sehen. Sie versuchte, ihr hämmerndes Herz zu beruhigen.
    Wölfe bedeuteten manchmal einen Wendepunkt. Vielleicht war es genau das, was ihr die diesjährige Sonnwendfeier bescherte.
    Die unbeschwerte Zeit der Spiele ist vorüber, sagte sie zu sich selbst und versuchte, nicht an Amon zu denken. Sie konnte Amon Byrne nicht heiraten – nicht einmal mit ihm zusammen sein . Dieser Pfad war ihr für immer verschlossen. Welchen anderen konnte sie nehmen?
    Sie konnte jemanden von außerhalb der Fells heiraten. Liam Tomlin von Tamron hatte sein Interesse deutlich gemacht – allerdings wusste sie nicht, mit welcher Absicht. Liam war vielleicht von einem politischen Standpunkt her gesehen die beste Heiratsoption, aber sie brauchte mehr Informationen, um das entscheiden zu können.
    Es schadete nicht, dass Liam jünger und hübscher und anziehender als jedes andere Prinzchen war, mit dem sie vielleicht vermählt werden konnte. Sie liebte ihn nicht, aber er war Gerard Montaigne unendlich vorzuziehen, der ihr eine Gänsehaut über den Rücken jagte.
    Sie konnte tun, was ihre Mutter von ihr verlangt hatte, und Micah Bayar heiraten, was eine wahre Flut von Katastrophen nach sich ziehen würde, darunter wahrscheinlich auch einen Krieg gegen die Clans. Aber sie war stärker als ihre Mutter und eigensinniger. Eine Vereinigung zwischen dem Grauwolf-Geschlecht und dem Magierrat wäre immerhin sehr mächtig. Die Wache und die Armee würden der Königin gegenüber trotzdem loyal bleiben. Wahrscheinlich zumindest.
    Sie konnte auch jemanden von den Clans heiraten, wie ihre Mutter es getan hatte. Das würde die Clans zufriedenstellen, aber den Magierrat erzürnen. Es würde die dritte Säule der Macht des Grauwolf-Geschlechts wieder stärken. Reid Demonai war eine Möglichkeit, und es gab ähnliche Kandidaten in einigen anderen Camps.
    Hanalea hatte nicht aus Liebe geheiratet. Niemand hatte je etwas über den Mann gehört, mit dem sie sich nach der Großen Zerstörung vermählt hatte. Sie hatte sich darauf konzentriert, ihr Königinnenreich zu retten. Das war ein Beispiel, dem Raisa folgen konnte.
    Sie war so sehr mit der Entwicklung möglicher Lösungswege beschäftigt, dass sie wie umnebelt beinahe mit voller Wucht gegen eine Ziegelsteinmauer geprallt wäre. Sie sah sich um und begriff, dass die Musik verklungen war. Sie war in ein Labyrinth aus Hintergassen geraten. Sie drehte sich um und wollte den Weg zurückgehen, den sie gekommen war, als sich jemand vor ihr aufbaute.
    »Na, schau an, wer spaziert denn da so ganz allein in der Nacht der Sonnwendfeier herum? Keinen gefunden, der an diesem Feiertag mit dir ausgeht?«
    Es war Henri Tourant in seiner üblichen grellen Aufmachung. Er schwankte betrunken und stank nach Bier.
    Raisa war für einen Moment wie erstarrt und versuchte, sich eine Strategie einfallen zu lassen, um ihm schnellstens aus dem Weg zu gehen. Schließlich nickte sie ihm zu und sagte: »Versierter Tourant, ein frohes neues Jahr. Möge die Sonne wiederkehren.« Sie versuchte, an ihm vorbei zur Straße zu kommen.
    Aber er packte sie am Arm und riss sie zu sich zurück. Dann stieß er sie gegen die Wand und drückte ihr seinen Arm gegen die

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