Das Exil Der Königin: Roman
musste mich darauf vorbereiten.« Er machte eine Pause, und als sie nichts sagte, fügte er hinzu: »Bitte verzeih mir. Es wird nicht wieder vorkommen.«
»Das hast du beim letzten Mal auch gesagt.« Sie starrte ihn finster an. » Du bist derjenige, der den Unterricht wollte. Glaubst du, ich habe nichts Besseres zu tun? Du kannst deine Zeit gern verplempern, aber wenn es um meine Zeit geht …«
»Sie ist wertvoll, das verstehe ich.« Gewöhnlich konnte er sie aus jeder üblen Stimmung herauslocken, aber heute war sie nichts als Wolken und Regen – angespannt, schnippisch, niedergeschlagen.
Erst jetzt erinnerte er sich an die Blumen, und er holte sie unter dem Umhang hervor und reichte sie ihr. Schwertlilien und Blut von Hanalea, mit einer Schleife zusammengebunden.
»Hier. Du hast gesagt, dass du Blumen magst.«
Sie starrte die Blumen an, als wäre sie erstaunt, dann sah sie in sein Gesicht, als hätte er sich in jemand anderen verwandelt. » Noch ein Geschenk?«
Nun, zugegebenermaßen war er eigentlich nicht der Typ, der Geschenke machte oder Blumen kaufte. Das hatte er nie nötig gehabt. Und außerdem hatte ihm dazu das Geld gefehlt. »Für die verlorene Zeit. Und um ehrlich zu sein, war das letzte Geschenk ebenso sehr für mich wie für dich.«
Sie nahm die Blumen widerwillig an und roch daran. »Danke.«
»Ist etwas nicht in Ordnung?«, fragte er und nutzte die Gelegenheit, die ihm die Flaute an Feindseligkeit bot, um die Tür noch weiter aufzustoßen.
Rebecca ging ein paar Schritte zurück ins Zimmer hinein. »Was nicht in Ordnung ist, ist die Tatsache, dass du zu spät gekommen bist«, antwortete sie.
»Ich lade dich später zum Essen ein, wenn wir hier fertig sind«, schlug er vor. »Wo immer du willst.«
Sie ließ ihre Tasche auf einen Stuhl fallen und setzte sich an den Arbeitstisch, den sie sonst immer benutzten. »Wir werden sehen. Zuerst möchte ich den Beweis haben, dass du Kapitel zwölf gelesen hast.«
Glücklicherweise hatte er Kapitel zwölf gelesen, worin es um das höfische Protokoll der Fells ging – was etwa so interessant war wie das Lesen von Ernteberichten. Aber wenn Rebecca darüber sprach, erwachte es irgendwie zum Leben. Er war verblüfft, wie viel sie über die Geschichte und die inneren Mechanismen am Hof von Fellsmarch wusste. Sie befragte ihn über die Rolle des Adligenrates, des Magierrates und des Amtes des Königlichen Verwalters.
Einige Dinge musste sie ergänzen – Dinge, die nicht in Hans Buch standen. Faulk neigte dazu, sich zu sehr auf die königliche Familie zu konzentrieren.
»Was ist der Unterschied zwischen der Magierversammlung und dem Magierrat?«, fragte Han. »Zum Beispiel, wie wählen sie die Ratsmitglieder?«
Rebecca lehnte sich zurück und runzelte die Stirn, als würde sie sich fragen, was er mit dieser Information anfangen wollte. »Die Versammlung besteht aus allen Bürgern, die über eine Begabung verfügen und auf Gray Lady registriert sind. Der Rat hingegen besitzt wirklich alle Macht. Seit der Zeit vor der Großen Zerstörung haben die großen Magierhäuser Sitze im Magierrat. Das älteste magiebegabte Kind des jeweiligen Ratsmitglieds rückt an die Stelle des Elternteils, es sei denn, es verzichtet darauf. Es gibt aber einen Sitz, der durch die Wahl der Versammlung besetzt wird, und ein Mitglied wird von der Königin bestimmt. Der Rat wählt den Hohemagier aus den Mitgliedern dieses Rats.«
»Wenn die Königin stirbt, bleibt der Hohemagier dann im Amt?«, fragte Han.
»Nein. Jeder Hohemagier ist an eine bestimmte Königin gebunden. Wenn also die Erbprinzessin zur Königin gekrönt wird, wird auch ein neuer Hohemagier ernannt.«
»Aber es ist kein vererbbarer Posten. Jeder Magier kann dienen, oder?«
»Theoretisch ja«, antwortete Rebecca. »Aber die meisten Hohemagier, wenn nicht alle, sind aus den seit langer Zeit bestehenden Magierhäusern gekommen.«
»Die da wären …?« Es kam Han so vor, als würde er sich jeden Tag mehr darüber bewusst werden, wie wenig er eigentlich wusste, und wie viel er noch wissen musste.
»Die Bayars, die Mathis’, die Abelards, die Gryphons«, sagte Rebecca vage. »Und noch ein paar andere.«
»Was hält den Hohemagier davon ab, die Königin zu überwältigen?«, fragte Han. »Magisch, meine ich.«
Rebecca riss den Kopf herum und starrte ihn an. »Wieso fragst du das?«
Han zuckte mit den Schultern. »Na ja, es leuchtet doch ein, dass das ein Problem werden könnte. Ist nicht genau das nach der
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