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Das Exil Der Königin: Roman

Das Exil Der Königin: Roman

Titel: Das Exil Der Königin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cinda Williams Chima
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Reid Nightwalker, der sie dazu überreden wollte, zum Demonai-Camp mitzugehen, statt das Land zu verlassen. Bei den Demonai wird Euch niemand anrühren, hatte er gesagt. Niemand hat das Recht, Euch Euer Geburtsrecht zu nehmen.
    War ihr Leben nur eine lange Reihe von Lügen? War es das, was sie zukünftig erwartete – ein Leben lang andere zu manipulieren, um ihre eigenen Ziele zu erreichen?
    Nicht die Wirklichkeit selbst, Mutter, sondern unsere Wahrnehmung von ihr ist das, was zählt, dachte sie. Wenn die Leute dich als schwach wahrnehmen, dann bist du schwach, auch wenn es eine Überlebensstrategie ist.
    Es war interessant, dass ihre Mutter nichts von Mellony geschrieben hatte oder von dem Druck, den der Magierrat ausübte, dass ihre Schwester zur Erbprinzessin ernannt wurde. Wollte sie nicht, dass sie sich Sorgen machte? Wollte sie nicht, dass sie zurück in die Gefahr rannte?
    Oder wollte Marianna, dass Raisa im Süden blieb, bis der Wechsel in der Thronfolge vollzogen worden war?
    Vertraue niemandem. Noch nie zuvor hatte ihre Mutter solch wahre Worte gesprochen.
    Raisa spürte mehr Vertrauen zu Talia und Hallie als zu irgendwem bei Hofe, abgesehen von Amon.
    Hatte sie irgendetwas getan, das die Intrige begünstigt hatte, die jetzt um sie herumwirbelte? Wieso war der Rat so sehr davon überzeugt, dass sie gefährlich und eigensinnig sein würde?
    Und was jetzt? Das Semester war fast zu Ende. Sollte sie hier still und leise darauf warten, dass ihre Mutter sie nach Hause rief? Wenn sie jetzt nach Hause zurückkehrte, würde sie damit das zerbrechliche Kartenhaus zerstören, aus dem ihr Königinnenreich bestand?
    Konnte sie jemals mehr alleine sein als jetzt?
    Raisa ließ sich auf den Rücken fallen. Tränen quollen aus ihren Augen, rollten seitlich über ihre Wangen und benetzten ihre Haare.

KAPITEL NEUNUNDZWANZIG
Ein Waisenknabe
    H an überquerte die allmählich neu erblühenden grünen Wiesen in Richtung Brückenstraße. Es war Dienstag – der Tag vor dem Treffen von Dekanin Abelards Studiengruppe. Zum zweiten Mal hintereinander war er die halbe Nacht wach geblieben. Und dann hatten er und Dancer den ganzen Nachmittag mit einem Talisman experimentiert, den Dancer aus Eberesche hergestellt hatte. Es war eine Herausforderung, einen Talisman zu erschaffen, der Hans eigene Magie nicht beeinflusste, während er ihn vor der anderer Leute schützte.
    Und jetzt kam er zu spät zu dem Treffen mit Rebecca.
    Blumenverkäufer säumten den Weg zur Brückenstraße. Davon gab es in Odenford weit mehr als zu Hause – Blumen. Hier wurden den ganzen Winter über Stiefmütterchen angepflanzt, dazu die dunkelroten Blüten, die als Hanaleas Blut bezeichnet wurden, weiße Sonnwendsterne, alle möglichen Arten von blühenden Kakteen aus We’enhaven, Magnolien, deren Blütenblätter so groß waren, dass man auf ihnen Essen hätte servieren können, Orchideen in allen Farben und Größen. Und jetzt Tulpen und Narzissen und Schwertlilien.
    Rebecca liebte Blumen. Sie hatte erzählt, dass sie ihren heimischen Garten vermisste.
    Han folgte einem Impuls und erstand bei einem der Verkäufer einen Strauß.
    Als er die Schildkröte betrat, war der Schankraum zur Hälfte mit Kadetten gefüllt, aber Talia und Pearlie waren nicht zu sehen. Han nickte Linc, dem betrunkenen Schankwirt, zu und ging direkt am Tresen vorbei nach oben.
    Als er gerade vor dem Zimmer stand, in dem sie sich immer trafen, und die Hand auf die Türklinke legen wollte, flog die Tür auf, und Rebecca stand vor ihm. Sie hatte ihre Tasche geschultert, und ihre Wangen waren vor Wut gerötet – sie war ganz offensichtlich auf dem Weg nach draußen.
    »Oh«, sagte sie und ließ ihren Blick an ihm auf und ab schweifen. »Wenn das nicht Hanson Alister ist.« Sie schwieg unheilvoll. »Der verspätete Hanson Alister.«
    Ihre Stimme klang rau, und sie sprach fast ein bisschen abgehackt, was von einer emotionalen Erschütterung zeugte, die er noch nie zuvor bei ihr erlebt hatte. Ob blaublütig oder nicht, sie wühlte ihn mehr auf als jedes andere Mädchen, das er bisher gekannt hatte.
    Er suchte nach den richtigen Worten. »Hör zu, Rebecca. Ich weiß, dass ich zu spät bin. Es tut mir leid. Ich war … ich habe an einem Projekt gearbeitet … und dabei habe ich die Zeit aus dem Blick verloren …«
    »Ich habe dich gewarnt«, schnappte sie. »Glaubst du, die Regeln ändern sich, nur weil wir uns geküsst haben?«
    »Ich treffe mich morgen mit der Dekanin«, erklärte er. »Ich

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