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Das Exil Der Königin: Roman

Das Exil Der Königin: Roman

Titel: Das Exil Der Königin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cinda Williams Chima
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erwiesen sich als Vorteil – und die Tatsache, dass Rebecca in Tränen aufgelöst war und wahrscheinlich gar nicht sehen konnte, wo sie hinging. Han holte sie ein und packte ihren Arm.
    »Rebecca, bitte, bitte, lauf nicht einfach so weg«, sagte er. »Es tut mir leid. Ich hätte das alles nicht sagen sollen.«
    Sie schüttelte einfach nur den Kopf. Ihre Augen waren fest zusammengepresst, als könnte sie ihn dadurch zum Verschwinden bringen. Tränen liefen aus den Augenwinkeln und rannen über ihre Wangen. »Lass mich allein. Ich gehe zurück auf mein Zimmer.«
    Aber sie setzte sich nicht wieder in Bewegung, sondern stand einfach nur mit geballten Fäusten mitten auf der Straße, während die Leute rechts oder links an ihr vorbeigingen, sie anstarrten und einander anstießen.
    »Komm«, sagte er, legte ihr den Arm um die Schultern und führte sie zur Brücke zurück. Er sah an dem erstbesten Schild hoch, das über einer Tür hing. Gelehrter und Hund stand da. »Komm, gehen wir da rein.«
    Sie sagte nicht Ja, aber sie sagte auch nicht Nein, und so führte er sie durch die Tür in den warmen, hellen Schankraum. Er war voll, aber Han fand einen Tisch, der gerade frei wurde, als zwei Studenten mit glasigen Augen aufstanden. Er bahnte sich einen Weg durch die Menge und nahm ihn in Beschlag, während er einen massigen Kadetten in einem Hemd voller Bierflecken, der ebenfalls darauf zutorkelte, mit einem scharfen Blick davon abhielt.
    »Das Mädchen muss sich hinsetzen«, sagte Han. »Hau ab.«
    Der Kadett haute tatsächlich ab, warf ihm aber vorher noch einen finsteren Blick zu. Han half Rebecca, sich auf einen Stuhl zu setzen, sodass sie mit dem Rücken zum Schankraum saß und ihr tränenverschmiertes Gesicht weniger auffiel. Er selbst setzte sich in die Ecke – seine übliche Position – und blickte in den Raum. Er winkte der Bedienung, hielt zwei Finger hoch und berührte dann seinen Oberbauch. Sie nickte und verschwand in der Küche.
    Han sah Rebecca wieder an. Sie hatte inzwischen eine Verwandlung durchgemacht, hatte sich die Tränen abgewischt, und ihre Atemzüge waren ruhiger geworden und kamen nicht mehr stoßweise und abgehackt. Sogar ihre Haare waren wieder ordentlicher. Ihre Wangen und ihre Nasenspitze waren immer noch rosa – der einzige Hinweis darauf, dass sie geweint hatte. Sie hatte sich offensichtlich auf ihren stählernen Kern besonnen und sich zusammengerissen, und dann hatte sie ein Straßengesicht aufgesetzt, um den Schmerz in ihrem Innern zu verbergen.
    Für eine Blaublütige ist das Mädchen wirklich zäh, dachte Han. Vielleicht zäh genug, um es mit mir auszuhalten. Aber etwas nagt an ihr. Sollte ich mir Sorgen machen, dass sie so gut darin ist, Geheimnisse zu bewahren?
    »Es tut mir leid«, begann sie. »Ich wollte nicht so die Fassung verlieren. Es ist nur … es geht mir ohnehin schon so vieles im Kopf herum, und … als ich das über deine Familie … und die Ragger gehört habe, da … es war, als wäre alles, was ich getan habe … oder zu tun versucht habe … Zeitverschwendung gewesen.«
    »Es überfällt mich auch immer wieder«, sagte Han. »Es ist, als würde man von einem Ochsenkarren überfahren werden.«
    »Wie hältst du das nur aus?« Sie musterte sein Gesicht, als wollte sie es wirklich wissen.
    »Ich habe nicht groß die Wahl, oder?« Er zuckte mit den Schultern und dachte, dass es in gewisser Weise half, das Geheimnis zu teilen, das auf ihm lastete. Es war wie das Aufstechen einer Eiterbeule – Schmerz und Druck ließen nach. »Aber ich lasse mich nicht unterkriegen. Deshalb bin ich hier.«
    Sie runzelte die Stirn und biss sich auf die Lippe. »Was hast du …?« Sie zuckte zusammen und sah auf, als die Bedienung zwei Becher mit Apfelwein brachte und Schüsseln mit dampfendem Eintopf.
    »Ich hoffe, der Eintopf ist in Ordnung«, sagte Han. »Ich habe den ganzen Tag noch nichts gegessen.«
    »Eintopf ist gut. Ich habe auch noch nichts gegessen.« Sie starrte auf ihr Essen, aber sie machte keine Anstalten, den Löffel in die Hand zu nehmen.
    Han versuchte, sie durch sein Beispiel dazu zu bringen, mit dem Essen zu beginnen. »Es ist gut«, sagte er mit vollem Mund. »Tut mir leid«, fügte er dann hinzu und wischte sich den Mund mit einer Serviette ab. Wenn er müde war, konnte er die Rolle des Blaublütigen manchmal einfach nicht mehr durchhalten. »Ich kann dich nicht dazu zwingen, Rebecca, aber du wirst dich wahrscheinlich besser fühlen, wenn du etwas isst.«
    Sie nickte

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