Das Exil Der Königin: Roman
zum Abschied ein Feuerwerk an aufplatzenden Knospen zurück.
Es war bereits so warm, dass Raisa von dem dreistündigen, anstrengenden Ritt klatschnass und erhitzt war und ihre Stute schwitzte und schnaubte. Raisa rieb Switcher ab und murmelte ihr Koseworte zu und sang immer wieder kleine Passagen aus Flower of the Mountains .
Du bist doch sonst nicht so albern, sagte Raisa zu sich selbst. Liegt das daran, dass du verliebt bist?
Heute Abend würde sie Han Alister wiedersehen. Bei diesem Gedanken schlug ihr Herz etwas schneller.
Als sie Switcher in den Stall führte, bemerkte sie, dass im Stall nebenan ein zotteliges graues Bergpony mit weißer Blesse stand.
Hallies Wallach!
Raisa zwang sich, mit der Arbeit weiterzumachen, schaufelte mit zittrigen Händen Korn in Switchers Futtertrog und füllte das Wasser auf. Hallie konnte alle möglichen Nachrichten mitbringen, sagte sie sich. Gute oder schlechte. Oder gar keine.
Raisa lief über den Stallhof, ging zwischen den Gebäuden hindurch bis zum begrünten Kolleghof und schoss dann regelrecht die Stufen zu Grindell House hinauf. Mick saß im Gemeinschaftsraum am offenen Fenster und brütete finster über seinen Mathematik-Aufgaben. Er sah auf, als Raisa in den Raum platzte.
»Sie ist oben in deinem Zimmer und packt ihre Sachen aus.« Er wartete einen Herzschlag lang und fügte dann hinzu: »Sie hat Honigkuchen mitgebracht.«
Raisa raste die Treppe hinauf, bis sie endlich im dritten Stock angekommen war. Hallie kniete neben ihrer Truhe und legte Kleidungsstücke hinein. Als Raisa eintrat, stand sie auf und breitete die Arme aus.
Hallie zu umarmen war so ähnlich, als würde man seine Arme um eine robuste Eiche legen.
»Ich bin so froh, dass du wieder zurück bist!«, rief Raisa. »Ich habe dich so sehr vermisst und schon angefangen, mir Sorgen zu machen. Wie geht es Asha?«
»Ich hab dich auch vermisst«, sagte Hallie, und ihre Wangen röteten sich leicht. »Asha geht es gut. Sie ist riesig, größer als alle anderen Zweijährigen.« Hallie ließ Raisa los und kramte in ihrer Tasche herum, die auf dem Bett lag. »Hier. Lydia, Korporal Byrnes Schwester, hat ein neues Bild von ihr gemacht.« Sie reichte ihr die gerahmte Bleistiftzeichnung eines ernst dreinblickenden kleinen Mädchens mit störrischem Kinn und einer Schleife im Haar.
»Sie ist hübsch«, sagte Raisa und gab ihr das Bild zurück. »Sie sieht aus wie du.«
»Nun, wenn sie das täte, wäre sie nicht hübsch«, erwiderte Hallie mit einem Grinsen. »Aber sie ist verdammt schlau. Sie hat angefangen Mama zu sagen, als ich da war.« Hallie machte eine Pause. »Ich habe bereits mit Befehlshaber Byrne darüber gesprochen, dass ich so spät zurückgekommen bin. Ich hab fast das ganze Semester verpasst. Das hätte nicht passieren dürfen, aber es war schwer, sie wieder zu verlassen, als es so weit war. Ich hatte einfach zu wenig Zeit eingeplant, und dann bin ich auf dem Rückweg auch noch in schlechtes Wetter geraten.«
Master Askell täte gut daran, auf das zu hören, was ich über die Unterbringung von Kindern hier gesagt habe, dachte Raisa.
»Ich hab dir etwas Honigkuchen mitgebracht.« Hallie deutete auf den Stoffbeutel auf Raisas Bett. Sie sah zur Decke hoch. »Lass mich überlegen, da war doch noch was anderes …«
»Hallie! Quäl mich bitte nicht!«, rief Raisa.
»Ich hab dir auch einen Brief mitgebracht. Von deiner Mama.« Hallie griff in ihren Kleidersack und holte eine Ledertasche heraus, in der normalerweise militärische Berichte befördert wurden. Sie reichte sie Raisa. »Lord Averill hat mir gesagt, dass ich ihn nur dir persönlich übergeben soll.«
Raisa stand erstarrt da und hielt die Ledertasche an die Brust gedrückt.
»Ich gehe runter und unterhalte mich mit Mick«, sagte Hallie. »Lies ihn und komm nach, wenn du so weit bist.«
Raisa setzte sich auf das Bett; sie hielt die Tasche immer noch fest an sich gedrückt. Mit zitternden Fingern löste sie schließlich die Schnallen und schlug die Lasche zurück.
In der Tasche befand sich ein großer Umschlag, auf dem Lightfoot, Lord Demonai geschrieben stand. Er war versiegelt. Sie öffnete ihn.
Darin war ein weiterer Umschlag, auf dessen Vorderseite Lady Rebecca Morley stand. Und in diesem Umschlag befand sich noch ein Umschlag, der mit dem Grauwolf-Siegel verschlossen war.
Raisa brach das Siegel und schüttelte die sich darin befindenden Blätter heraus. Sie trugen die elegante Handschrift ihrer Mutter.
Tochter,
für jene von
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