Das Exil Der Königin: Roman
königlichem Blut ist es nicht leicht zu sagen, dass uns etwas leidtut. Die Sterne richten sich neu aus, und die Welt erschafft sich neu, sodass unsere Fehler im Nachhinein vorhersehbar wirken.
Ich habe dich nie verjagen wollen. Ich wollte dir das Leben retten, und vielleicht ist mir das auch – im Augenblick – gelungen. Es gibt viele im Magierrat, die dich nicht auf dem Grauwolf-Thron sehen wollen. Selbst in deinen jungen Jahren wirst du als gefährlich, eigensinnig und den Clans zu nahestehend empfunden.
Die Fells zu regieren war schon immer ein Balanceakt, bei dem jede strategische Bewegung ungewollte Konsequenzen nach sich ziehen konnte. Meine Heirat mit Lord Averill hat die Clans beruhigt, brachte aber den Magierrat dazu, sich mit der Armee zu verbünden. General Klemath macht gemeinsame Sache mit dem Rat. Er hat die Armee mit Söldnern aufgefüllt, die nur ihm gegenüber loyal sind.
Dein Vater hat dich zum Demonai-Camp geschickt, damit du lernen würdest, eine Kriegerin zu sein. Er und die anderen Demonai betrachten dich wegen deines Demonai-Bluts als eine der Ihren. Ganz besonders Elena Cennestre glaubt, dass das Demonai-Blut in dir stark ist. Eine Gruppe von Kriegern spricht sich sogar dafür aus, mich beiseitezuschieben und dich zur Königin zu krönen, weil du ihnen mehr behagst.
Als der Magierrat davon erfahren hat, hat er einen Plan ersonnen, dich zu töten. Diese Tat hatte nach deiner Rückkehr vom Demonai-Camp stattfinden sollen.
Ich hatte Angst, dass sie damit Erfolg haben könnten. Um das zu verhindern, habe ich eine Heirat zwischen dir und Micah Bayar vorgeschlagen, denn ich wusste, dass Lord Bayar dies als Möglichkeit sehen würde, seinen Machtbereich zu erweitern und vielleicht letztlich sogar seinen Sohn auf den Thron zu setzen. Die Verschwörung hat sich danach angenehmerweise aufgelöst.
Das hat uns Zeit verschafft, zumindest bis zu deinem Namenstag. Hauptmann Byrne hat daran gearbeitet, die Wache zu vergrößern und den Schaden zu beheben, den Klemath der Armee zugefügt hat, aber es ist ein langwieriger Prozess, der nur sehr schwer unbemerkt zu bewerkstelligen ist. Ich hatte gehofft, deine Hochzeit hinauszögern zu können, bis diese Dinge geschehen wären, aber als dein Namenstag kam, drängte Lord Bayar mich, meinen Teil des Handels zu erfüllen.
Also willigte ich ein, dass die Heirat stattfinden sollte. Ich hatte irrtümlich angenommen, dass du mit Micah einverstanden sein würdest, weil du ihn bereits heimlich getroffen hast. Ich hatte mich geirrt. Wir sind so verschieden. Es fällt mir schwer vorherzusehen, was du tun wirst.
Deine Abwesenheit hat die Opposition im Augenblick etwas geschwächt. Die Demonai haben keinen Kandidaten, um den sich alle scharen könnten. Und Lord Bayar ist nicht bereit, irgendeinen Schritt zu unternehmen, so lange er nicht weiß, wo du bist. So lange du lebst, werde auch ich leben, denn eine Marianna ist einer Raisa vorzuziehen.
Schreib nicht zurück – das Risiko, dass unser Briefwechsel zurückverfolgt werden kann, ist zu groß. Wie du am Inhalt dieses Briefs erkennst, ist es hier gefährlich. Ich werde versuchen, dich wieder zu benachrichtigen, wenn eine Rückkehr für dich sicher ist. Bis dahin traue niemandem. Denk immer daran, dass wir von Feinden umzingelt sind.
- In Liebe, Mutter
Der Brief glitt Raisa aus den kraftlosen Fingern. Sie sackte gegen die Wand hinter ihr. In ihren Augen brannten heiße Tränen.
Hättest du mir das nicht sagen können, Mutter? Hättest du mir nicht ein kleines bisschen vertrauen können? Wir hätten zusammenarbeiten können statt uns gegenseitig misszuverstehen und aneinander vorbeizuhandeln.
Aber genau so war es. Es mochte sein, dass es der Einfluss von Lord Bayar war, aber Marianna traute ihrer Tochter nicht. Vielleicht hatte sie sogar geargwöhnt, dass Raisa zusammen mit den Demonais geplant haben könnte, sie vom Thron zu stoßen. Wenn ihre Mutter nur wüsste, dass Amon Byrne bereits an sie gebunden war.
Vielleicht hatte das der eigentliche Zweck ihrer Heirat mit Micah sein sollen: Damit wäre den Intrigen der Demonai ein Riegel vorgeschoben worden. Eine Königin Marianna war einer Raisa, die mit Micah verheiratet war, vorzuziehen.
Und die Demonai – hatten sie wirklich vorgehabt, ihre Mutter zu verdrängen und Raisa auf den Thron zu setzen? Glaubten sie, dass sie damit durchkommen würden? Waren ihr Vater und ihre Großmutter auch in den Plan eingeweiht?
Eine Erinnerung tröpfelte zurück –
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