Das Exil Der Königin: Roman
ihrem Zeigefinger, in den ringsum Wölfe eingraviert waren.
Han wollte noch einmal ihr Lächeln sehen, das ihre Augen zum Strahlen brachte. Er wollte sie wieder glücklich sehen. Er wollte derjenige sein, der sie glücklich machte.
Er wollte Rebecca Morley. In jeder Hinsicht.
Am Ende brachte er Rebecca den ganzen Weg zurück nach Grindell House. Sie war so schläfrig, dass sie vor sich hin stolperte, und diesmal wollte er sicherstellen, dass sie wohlbehalten zu Hause ankam.
Es war noch nicht ganz Sperrstunde, als sie ihr Wohnheim erreichten. Han wollte Rebecca einfach nur dort hinbringen und sich dann an der Tür verabschieden, aber der Gemeinschaftsraum war leer.
»Wo ist euer Hauswart?«, fragte er. Wäre er in Hampton mit einem Mädchen im Arm aufgekreuzt, hätte sich Blevins längst auf ihn gestürzt.
»Wir haben keinen«, murmelte Rebecca gähnend. »Nur Amon. Ich meine Befehlshaber Byrne.«
»Und wo ist er?«
Rebecca rieb sich wieder die Schläfen mit den Handballen. »Wahrscheinlich schon im Bett. Oder drüben in der Tempelschule, um Annamaya zu besuchen.« Sie sagte das ohne jede Gefühlsregung.
Das Wohnheim strahlte eindeutig etwas Militärisches aus. Zum Beispiel war es hier sehr viel ordentlicher als in Hampton House. »Wer wohnt sonst noch hier?«, fragte Han.
»Die anderen von meinem Tripel«, antwortete Rebecca. Sie nahm seine Hand und zog ihn die Stufen hinauf. »Kommst du noch mit?«
Han zögerte, aber sein Herz hämmerte ein deutliches Ja. »Bist du sicher? Nicht, dass du Schwierigkeiten kriegst.«
»Das ist schon in Ordnung«, sagte sie und errötete etwas. »Ich teile mir ein Zimmer mit Hallie und Talia. Talia wird froh sein, dich zu sehen – sie spielt gern die Kupplerin, musst du wissen. Hallie ist gerade von den Fells zurückgekommen. Wenn sie noch wach ist, kann sie uns Neuigkeiten von zu Hause erzählen.«
Nun, dachte Han, Neuigkeiten von zu Hause würde ich auch gern hören.
Hand in Hand stiegen sie die schmalen Stufen hinauf bis in den dritten Stock, wobei immer wieder Schnarchlaute aus den Quartieren zu ihnen drangen.
Im dritten Stock befand sich ein kleiner Wohnbereich mit ein paar Stühlen, die um eine Feuerstelle herum standen. Ein gewölbter Zugang führte zu einem angrenzenden Zimmer. Dies war ein Platz, wie er einem Befehlshaber zugestanden hätte. Oder dem Hauswart.
»Das stellt Hampton völlig in den Schatten«, sagte Han und sah sich um.
Rebecca lachte. »Das hier ist eigentlich für den Hauswart gedacht. Aber da in Grindell drei weibliche Kadetten wohnen, teilen wir uns das Stockwerk.«
Sie schob die Tür zum Schlafzimmer auf und rief: »Hallie? Talia?« Han hoffte, dass sie nicht bereits schliefen. Er hoffte, dass sie gar nicht da waren.
Sie winkte ihn herein. »Sie sind nicht da.«
Han blieb zögernd in der Tür stehen und sah sich um. Drei einzelne Betten standen an der Wand, jedes mit militärischer Präzision gemacht, jedes mit einer großen Truhe am Fußende. Drei Arbeitstische waren unter das Fenster geschoben worden, um so viel Licht wie möglich nutzen zu können.
Er erkannte Rebeccas Arbeitsplatz, auf dem ihre Schreibutensilien lagen und die Spieluhr auf einem Ehrenplatz auf der Schreibtischunterlage thronte.
»Das ist vielleicht vornehm«, stellte Han fest. So viel zum rauen Leben des Militärs.
Rebeccas purpurroter Schal hing an einem Haken neben der Tür. Sie hängte ihren Umhang daneben und streckte die Hand nach Hans Tasche und seinem Umhang aus.
»Bist du sicher, dass ich nicht lieber gehen sollte?«, fragte er und reichte ihr beides. »Es ist beinahe Sperrstunde.«
Was war nur los mit ihm? Er verhielt sich doch sonst nicht so zurückhaltend.
Rebecca setzte sich auf ihr Bett; sie hüpfte fast auf der fest gespannten Bettdecke. Sie klopfte mit der Hand auf eine Stelle neben sich, und er gehorchte und legte seine Arme um sie. Er küsste sie. Rebecca zog sich überrascht zurück und legte mit großen Augen ihre Finger an ihre Lippen. »Deine Lippen sind so – so mächtig heute Abend.«
»Tut mir leid.« Er berührte sein Amulett und ließ etwas Macht hineinfließen. »Versuchen wir es noch einmal.« Sanft drückte er seine Lippen auf ihre und wartete mit geöffneten Augen auf eine Reaktion von ihr.
»Das ist besser«, sagte sie und schlang ihm die Arme um den Hals. Sie ließ sich zurücksinken und zog ihn mit sich und drückte sich auf eine Weise an ihn, dass sein Herz ins Leben galoppieren wollte. Er küsste sie wieder, und dann begann
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