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Das Exil Der Königin: Roman

Das Exil Der Königin: Roman

Titel: Das Exil Der Königin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cinda Williams Chima
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los, Sir?« Drei weitere zerzauste Kadetten blinzelten von der Tür aus zu ihnen. Als sie sahen, dass Byrne sein Schwert gezogen hatte und Han in Schach hielt, quetschten sie sich durch die Tür wie Schweine durch ein Stallgatter.
    »Bringt Morley nach unten und schafft sie an einen sicheren Ort«, befahl Byrne, ohne den Blick von Han zu nehmen. »Und besorgt ihr ein Hemd.«
    »Befehlshaber Byrne!«, rief Rebecca, die in ihrem Seidenunterhemd dastand, als wäre sie der General sämtlicher Armeen. »Hör sofort auf! Han Alister ist mein Gast !«
    Han hatte nicht besonders viel Ahnung, was militärische Angelegenheiten betraf, aber er hätte doch gedacht, dass es Kadetten nicht erlaubt war, ihren Befehlshaber anzuschreien. Ganz zu schweigen davon, ihn herumzukommandieren.
    Byrne blickte von Han zu Rebecca und wieder zurück. Er wirkte für einen Moment verloren, dann schien seine Entschlossenheit sich nur noch zu verstärken. »Kadett Morley, du weißt, dass nach der Sperrstunde in Grindell House keine Gäste mehr gestattet sind. Ich befehle dir, sofort in den Gemeinschaftsraum zu gehen und dort auf das Disziplinarverfahren zu warten, während ich mich um deinen Gast kümmere.«
    Han gefiel die Aussicht ganz und gar nicht, es mit Korporal Byrne aufnehmen zu müssen. »Ist schon in Ordnung, Korporal Befehlshaber«, sagte er. »Nicht nötig, dass Ihr Euch um mich kümmert. War mir ein Vergnügen, Euch wiederzusehen und so, aber ich wollte sowieso gerade gehen.«
    »Han«, rief Rebecca. »Warte! Du musst nicht gehen.«
    »Ich sage immer lieber Ja zu dem Mann mit dem Schwert«, sagte Han.
    Inzwischen spürte er in seinem Rücken das Fenster. Er drehte sich um und stieß es auf, hielt sich am oberen Teil des Fensterrahmens fest, zog die Beine hoch und schwang sie durch die Öffnung. Er konnte nur hoffen, dass unter ihm ein Giebel war. Als er nach unten sah, entdeckte er ein Stockwerk tiefer ein schräges Dach und ließ los.
    Er landete nicht sehr anmutig, verrenkte sich den Knöchel und schürfte sich die Handflächen auf. Aber zumindest durchschlug er das Dach nicht.
    »Ich sehe dich am Donnerstag!«, rief Rebecca ihm aus dem Fenster nach. Sein Umhang und die Tasche landeten neben ihm auf den Dachziegeln.
    Han nahm die Sachen an sich und überquerte humpelnd das Dach in Richtung der angrenzenden Galerie. Wie er hören konnte, wurde über ihm das Fenster geschlossen.
    Sein Verstand raste schneller, als er laufen konnte.
    Hier ging es um mehr als nur darum, dass sich ein Befehlshaber um die Einhaltung der Sperrstunde oder die Tugendhaftigkeit einer seiner weiblichen Kadetten sorgte. Wollte Byrne etwa beide – diese Annamaya und Rebecca?
    Er kam ihm gar nicht wie ein Frauenheld vor. Aber so gut kannte Han ihn auch wieder nicht.
    Hatte Rebecca ihn womöglich dazu benutzt, Byrne eifersüchtig zu machen? Wenn das so war, war sie freilich ziemlich weit gegangen. Allerdings konnte er das nicht wirklich glauben.
    Han lachte und schüttelte den Kopf. Armer Alister. Du bist vielleicht ein Dieb und ein Streetlord und ein Schläger. Du bist vielleicht in Ragmarket so etwas wie eine Legende, aber inmitten dieser Blaublütigen bist du ein echter Waisenknabe.
    Er hatte keinen Grund, sich zu beklagen, selbst dann nicht, wenn er wirklich reingelegt worden sein sollte. Es war ja nicht so, dass Rebecca ihm gegenüber irgendwelche Versprechungen gemacht hätte. Und sie hatte auch keine Ansprüche an ihn gestellt. Sie hatten ein paar Tänze getanzt. Eine Kissenschlacht veranstaltet.
    Und sie hatten sich geküsst.
    Die Küsse hatte er wirklich sehr genossen. Und noch mehr als diese begehrt. Wie sie ihn berührt hatte … Wieder kam ihm der Gedanke, dass Rebecca ihn mehr aufwühlte als jedes andere Mädchen, an das er sich erinnerte.
    Korporal Byrne hatte Han den Abend verdorben, aber er hatte den leisen Verdacht, ihm diese Gunst erwidert zu haben. Der Gedanke erheiterte ihn.
    Ich sehe dich am Donnerstag! , hatte sie gerufen.
    Man bekommt nicht, was man nicht verlangt , hatte er gesagt.
    Irgendwo in der Nähe läuteten die Tempelglocken zur Mitternacht.
    Er hatte gehofft, dass er seinen verrenkten Knöchel kaum spüren würde, aber stattdessen wurde das Gelenk steif, während er weiterhumpelte. Dies würde es deutlich schwieriger machen, den Hochschulwachen davonzulaufen, falls sie ihn sahen. Also hielt er sich an die Nebenstraßen und in den Schatten, so gut es ging.
    Er überquerte die Brücke und wich den Wachen aus, die nach

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