Das Exil Der Königin: Roman
nervös die Lippen leckte und jedes Mal mit dem Einsatz des Betrügers mitzog.
Cats Blick wanderte immer wieder zwischen Han und den Geldstapeln auf dem Tisch hin und her; sie zuckte, wie sie es immer tat, wenn sie nervös war. Wenn er verlor, würde er ganz schön in der Klemme stecken.
Aber er würde nicht verlieren.
Inzwischen waren mehrere andere Gäste von der Theke zu ihnen gekommen, um sich das Spektakel anzusehen.
»Was ist mit dem Silberzeug des Mädchens?«, fragte Han und wedelte mit der Hand in Richtung des Schmucks, während die Einsätze stiegen. »Wenn Ihr das alles reingebt, ziehe ich mit Girlies gleich.« Er grinste Cat an.
Boudreaux schob Cats Amreifen, Armspangen und Ohrringe in die Mitte des Tisches. »Und jetzt zeigen«, sagte er und breitete seine Karten auf dem Tisch aus. »Ein Dämonendreier, überwiegend Rot.« Er sah auf und schenkte Han ein wölfisches Grinsen.
Es war tatsächlich ein gutes Blatt. Sogar ein sehr gutes. Dieses Blatt schlug so gut wie alles. Abgesehen von … »Vier Königinnen, angefangen mit Hanalea.« Han legte seine Karten auf den Tisch und lehnte sich zurück, behielt dabei aber den Falschspieler im Auge.
Für einen langen, angespannten Moment sagte Boudreaux gar nichts. Er starrte auf den Tisch, als könnte er nicht ganz glauben, was er sah. Dann streckte er seinen dicken Zeigefinger aus und schob die Karten hin und her, als könnten sie ihm etwas anderes enthüllen.
Der Falschspieler aus den Flatlands öffnete und schloss den Mund wie ein gestrandeter Fisch, und er musste mehrere Male ansetzen, ehe er ein Geräusch hervorbrachte. »Das – das stimmt so nicht!«, brüllte er und schlug mit der Hand auf den Tisch, wodurch sein neues Bier in Gefahr geriet.
Han schaufelte seinen Gewinn rasch in seine Tragetasche und hängte sie sich über die Schulter, ließ jedoch genug Girlies auf dem Tisch liegen, um Cats Schulden zu bezahlen. Das Entscheidende in solchen Situationen war, möglichst schnell zu verschwinden.
Boudreauxs Schweinsaugen zogen sich vor Wut zusammen. Einer seiner Arme schoss vor und packte Han am Hemd. »Nicht so schnell«, zischte er.
»Lasst mich los!«, rief Han und versuchte, sich loszureißen.
»Du bist ein Betrüger!«, rief Boudreaux, griff unter seinen Mantel und brachte ein großes, gekrümmtes Messer zum Vorschein, das er Han an die Kehle hielt. »Ein Betrüger und ein Dieb und ein Schwindler.«
Die Zuschauer, die den Tisch umgaben, machten einen Schritt zurück.
Die Klinge war eine unangenehme Überraschung. Die meisten Betrüger und Falschspieler waren im Grunde ihres Herzens feige, weswegen sie sich ja auch für diese sanftere Form des Diebstahls entschieden hatten. Aber Boudreaux war mindestens doppelt so schwer wie Han, und Han wusste aus Erfahrung, dass niemand wütender war als ein betrogener Betrüger.
Er dachte an das Amulett unter seinem Hemd und an die Messer an seiner Taille, und er fragte sich, ob er wohl irgendetwas davon in die Finger bekommen könnte, ohne dass ihm die Kehle durchgeschnitten wurde.
»Und jetzt«, sagte der Betrüger, dessen rotes Gesicht nur wenige Zoll von Hans entfernt war und dessen nach Bier stinkender Atem Han entgegenwehte, »jetzt gibst du mir die Tasche, Junge, und ich verzichte vielleicht darauf, dir die Ohren abzuschneiden.«
Han, der sich vollkommen auf die Klinge unter seinem Kinn konzentrierte, begriff nicht so recht, was als Nächstes geschah. Boudreaux schrie auf und verschwand aus seinem Sichtfeld. Er schlug so heftig auf dem Boden auf, dass dieser eine Delle bekam. Sein Messer wirbelte durch den Raum und hätte beinahe einen Minenarbeiter enthauptet, der leise schnarchend am Nebentisch saß.
Han warf sich nach hinten, um aus der Gefahrenzone zu kommen. Boudreaux lag auf dem Boden und zuckte, als hätte er Krämpfe. Und hinter ihm, bemüht, seinen um sich schlagenden Gliedmaßen auszuweichen, hockte Cat. Sie hatte Boudreaux eine Garrotte um die Kehle gelegt.
Natürlich, dachte Han. Cat konnte geschickt mit der Garrotte umgehen, und sie war ein Dämon mit der Klinge.
Das Gesicht des Falschspielers färbte sich erst rot und dann blau, und seine Augen quollen besorgniserregend hervor. Cat beugte sich tief über Boudreaux und summte leise – sie wollte ihm offenbar eine Lektion erteilen.
Boudreauxs Gefuchtel wurde weniger, seine Bewegungen immer unregelmäßiger.
»Cat!« Han schüttelte sein Erstaunen ab und legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Lass ihn los. Du willst doch
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