Das Exil Der Königin: Roman
Betrügers umstieß, sodass sich der Rest über den Tisch ergoss. »Oh, tut mir leid. Hab meine Kraft nicht ganz im Griff.« Han zog Boudreauxs Taschentuch aus dessen Tasche und wischte die Flüssigkeit damit unbeholfen auf.
Boudreauxs gierige Augen hefteten sich auf die Geldbörse. Es war weit mehr als das, was Cat ihm schuldete. »Nun«, sagte er und ließ sich auf seinen Stuhl zurückplumpsen. »Vielleicht kann ich tatsächlich noch ein Weilchen bleiben.« Er schnippte mit den Fingern in Richtung der Bedienung. »Bring mir noch ein Bier«, befahl er mit einem breiten Grinsen.
Han gab dem Betrüger das nasse Taschentuch zurück und ließ sich ihm gegenüber nieder. Er hatte von vornherein gewusst, wie der Kerl reagieren würde. Es war nur zu logisch. Und er hatte kein Problem damit, sich als leichtes Opfer darzustellen. Denn im Gegensatz zu früher, als er das als Milchgesicht versucht hatte, funktionierte es jetzt. Einem Sechzehnjährigen mit einem Bündel Geld glaubte man natürlich eher als einem Zwölfjährigen. Es war dieser Mangel an Respekt gewesen, den man einem Lýtling entgegenbrachte, weshalb er die Falschspielerei hatte aufgeben müssen und auf die Straße gegangen war, um sich als Taschendieb durchzuschlagen.
Jetzt war er für solche Dinge besser gerüstet. Zum ersten Mal konnte er die Rolle eines Händlerssohns ganz aus sich selbst heraus spielen.
»Setz dich hierher, Mädel«, sagte Han und klopfte auf den Stuhl neben sich. Er grinste Cat anzüglich an. »Bring mir Glück.«
Cat hockte sich auf die Stuhlkante und lehnte sich etwas von Han weg, als hätte sie Angst, er würde sie irgendwie anstecken. Sie hatte die Hände im Schoß gefaltet, und ihr Gesicht war hart und unergründlich.
»Du gibst zuerst, Junge«, sagte Boudreaux gelangweilt. Typisch Falschspieler. Das Opfer soll erstmal gewinnen, damit es ermutigt wird, in der nächsten Runde noch mehr zu setzen.
Han mischte die Karten und verlor sie zwischendurch aus der Hand, sodass sie sich auf dem Tisch verteilten. Vorsicht, dachte er. Übertreib es nicht. Er schaufelte die Karten zusammen und mischte sie erneut mit der glasigen, angestrengten Konzentration, die für Betrunkene typisch ist.
Es war ziemlich leicht, die erste Runde zu gewinnen. Boudreaux brach ab und schüttelte bedauernd den Kopf, bevor allzu viel Geld auf den Tisch kam.
»Ha!«, krähte Han und legte seine Hand auf die von Cat. Sie zuckte zusammen, als wäre sie gestochen worden, und er ließ sie los. »Und schon hast du mir Glück gebracht.« Sie sah ihn an, aber sie lächelte nicht.
Warum Alister, warum mischst du dich eigentlich in diese Sache ein?, dachte Han.
Jetzt teilte Boudreaux die Karten aus, und er gewann, aber Han sorgte dafür, dass er noch nicht viel Geld verloren hatte, als er sich das Blatt zeigen ließ. Danach ging es ein paarmal hin und her, und am Ende lag Han mit zehn Girlies vorn. Er spielte weiter den betrunkenen Narren, bejubelte lauthals sein Glück und heulte auf, wenn er verlor.
Han hatte an seinem Blatt noch nicht ein einziges Mal herumgepfuscht. Das Taschentuch seines Gegenübers war – weil nass – aus dem Spiel raus, und Han ruinierte Boudreauxs bisherigen Trick, indem er darauf bestand, die Karten vor dem Austeilen abzuheben. Und dann hatte er auch noch einfach Glück beim Kartenspielen.
Wie Mam immer gesagt hatte, Glück mit den Karten oder Glück im Leben. Das eine oder das andere. Beides geht nicht.
Boudreauxs Begeisterung schwand mit Hans Gewinnen. Cat saß einfach nur mit finsterer Miene da, als würde Han mit ihrem Geld spielen.
Zeit, die Sache zu Ende zu bringen, dachte Han. Ich werde dem Betrüger eine Lektion erteilen, Cat mit dem Geld wegschicken und ins Bett gehen. Der Kartenstapel kehrte zu ihm zurück, und diesmal packte er ihn mit dem Griff eines Trickbetrügers und manipulierte ihn, während er mischte. Boudreaux hob ab, und Han brachte die Karten während des Austeilens wieder in die alte Reihenfolge. Er musterte Boudreaux, während dieser seine Karten betrachtete. Der Betrüger hielt die Hand dicht an die Brust gepresst, als wäre sie ein Baby, und Han wusste, dass er ihn hatte.
Sie setzten und erhöhten und setzten und erhöhten, und schon bald befanden sich mehrere Stapel Girlies in der Mitte des Tisches. Der Betrüger bat um eine Karte, und Han reichte ihm die Dämonenkarte, die den Sack zumachen würde. Er fächerte seine eigenen Karten im Schutz seiner Hände auf und starrte sie blinzelnd an, während er sich
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