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Das Exil Der Königin: Roman

Das Exil Der Königin: Roman

Titel: Das Exil Der Königin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cinda Williams Chima
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seinem verblüffend hübschen Gesicht genauso, wie ich es noch in Erinnerung habe.
    Das letzte Mal, als sie ihn gesehen hatte, war er von blauen Flecken und Prellungen übersät gewesen, und sein Arm war geschient, dank der Wache der Königin. Jetzt war sein Gesicht von einer anderen Art von Verletzungen gezeichnet – von Schmerz und Verlust und Verrat –, und ein neuer Argwohn lag in seinen Augen.
    »Manchmal ist es schwer, Menschen voneinander zu unterscheiden, wenn sie so eingehüllt sind«, beharrte Amon.
    Raisa rieb sich über die Stirn und versuchte, sich jedes Detail in Erinnerung zu rufen. Jetzt, da sie darüber nachdachte, fiel ihr auf, dass der Junge, den sie gesehen hatte, auf einem Clan-Pony geritten war und die teure Kleidung eines Händlers getragen hatte – einen Umhang aus Filzwolle und schöne clangefertigte Lederstiefel.
    Das alles ergab überhaupt keinen Sinn. Alister wohnte im Elendsviertel – wie hätte er lernen sollen, auf einem Pferd zu reiten? Wo hätte er überhaupt eins herbekommen sollen? Und wieso sollte er sich als Händler verkleiden?
    Raisas Gewissheit bekam erste Risse. Wollte sie so sehr, dass Alister am Leben war, dass sie einen Geist heraufbeschwor? War sie nur an ihn erinnert worden, weil ein Fremder Ähnlichkeit mit ihm hatte?
    »Selbst wenn er noch am Leben wäre , was würde er hier tun?«, fragte Amon. Seine Stimme war wie ein ständiges Tropf-Tropf-Tropf gegen ihre Hoffnungen.
    »Das weiß ich nicht«, sagte Raisa, die zu störrisch war, um nachzugeben. »Vielleicht geht er ja auch zur Schule. Oder er versteckt sich hier nur, bis sich die Dinge in den Fells etwas beruhigt haben. So wie ich.«
    »Er ist nicht wie du, Rai«, antwortete Amon. »Er ist ein Dieb und ein Mörder, und du bist …«
    »Du hast natürlich recht. Es gibt niemanden, der so ist wie ich«, sagte Raisa, schlang die Arme um die Knie und tat sich selbst furchtbar leid.
    Amon fuhr sich mit den Fingern durch die nassen Haare, sodass sie in alle Richtungen abstanden. »Wieso habe ich nur den Eindruck, dass du unbedingt willst , dass er es ist?«
    Wollte sie das? »Na ja«, gestand Raisa. »Ich hoffe eben, er ist nicht tot.« Seit sie gehört hatte, dass Alister ermordet worden war, fühlte sie sich schuldig. Sie hatte ihn im Stich gelassen, wie die Königin alle hoffnungslosen Bewohner von Ragmarket und Southbridge im Stich gelassen hatte.
    »Wenn du das hoffst, dann solltest du auch hoffen, dass er irgendwo weit weg von hier lebt und glücklich ist«, sagte Amon. »Irgendwann wirst du erkannt werden, aber ich möchte das so lange wie möglich hinauszögern.« Er zog ein Bündel Blätter aus seiner Tragetasche und legte sie auf eine freie Ecke des Tischs.
    »Alister weiß nicht, wer ich wirklich bin«, stellte Raisa klar. Sie pustete auf ihren Tee, um ihn abzukühlen, und trank vorsichtig einen Schluck. »Er kann mich also gar nicht verraten.«
    Amon rollte seine Feder zwischen den Fingern. »Ich werde mich darum kümmern«, sagte er schließlich. »Ich versuche herauszufinden, ob sich irgendjemand mit seinem Namen in Wien House oder Isenwerk eingeschrieben hat. Wenn er hier ist, um zur Schule zu gehen, scheint es mir wahrscheinlich zu sein, dass er es als Soldat oder Ingenieur versucht.« Er beugte den Kopf über seine Arbeit und fing an, Notizen zu machen. »Es sei denn, du glaubst, er ist in den Orden eingetreten. Redner Jemson schien ziemlich viel von ihm zu halten.«
    Amon Byrne machte tatsächlich einen Witz.
    Raisa musterte ihn einen langen Moment, dann sackte sie auf ihrem Stuhl zusammen. »Du hast recht. Ich habe mich wahrscheinlich geirrt.«
    Amon arbeitete weiter, also widmete Raisa sich ihrer eigenen Aufgabe und quetschte mit großer Mühe und wenig Anteilnahme Sätze aus sich heraus wie Farbe aus einer Tube.
    Sie versuchte, den dumpfen Schmerz zwischen ihren Rippen zu ignorieren, der beinahe so etwas wie Enttäuschung hätte sein können.

KAPITEL DREIZEHN
Magie für Anfänger
    H an rieb sich die Augen mit beiden Händen und legte das Buch mit einfachen Zaubersprüchen beiseite. Er konnte gut lesen – er war in seiner Klasse in der Tempelschule von Southbridge der Beste im Lesen gewesen –, aber dieses Vokabular war ihm völlig fremd. Das wurde natürlich nicht gerade dadurch besser, dass er schon vor Sonnenaufgang aufgestanden war, getrieben von Sorge nach einer schlaflosen Nacht. Dies war sein erster Unterrichtstag, und er war bereits vor dessen Beginn schlaftrunken.
    Er nahm sein

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