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Das Exil Der Königin: Roman

Das Exil Der Königin: Roman

Titel: Das Exil Der Königin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cinda Williams Chima
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orientieren, stammte ein Großteil aus dem Norden. Es gab drei olivenhäutige Amulettschwinger, vermutlich Mischlinge aus Bruinswallow oder von den Südlichen Inseln. Zwei Studenten waren sehr blass und hatten fast weiße Haare – möglicherweise waren sie von den Nördlichen Inseln, dem ursprünglichen Herkunftsort der Magier. Einige hatten magierrot gefärbte Strähnen in den Haaren.
    Aus Arden kam natürlich niemand.
    Han berührte seine eigenen hellen Haare, die vielleicht ein Vermächtnis von Alger Waterlow waren.
    Ebenso wie Micah trugen die anderen Studenten ihre Amulette über den Gewändern – als handelte es sich um Abzeichen ihrer Gangs. Dies war eine der seltenen Gelegenheiten, sie zur Schau tragen zu können. Die Zauberstücke waren sehr unterschiedlich. Einige waren riesig und verziert wie juwelenbesetzte Weihrauchfässer in den Tempeln und schon allein aufgrund des Materials ein Vermögen wert. Andere bestanden aus Silber und waren klein und schlicht. Wieder andere ahmten Tiere und Pflanzen nach und wirkten beinahe lebendig – das Glühen, das sie verströmten, zeugte von der eleganten Kunstfertigkeit der Clans. Bei vielen handelte es sich vermutlich um Erbstücke, die in den Familien der Amulettschwinger von einer Generation an die nächste weitergegeben wurden, zwischendurch immer wieder von den Kunsthandwerkern der Clans neu aufgeladen.
    Als Han auf der Straße gelebt hatte, hatte er unter anderem auch mit Amuletten gehandelt – »eingesackte Blitze« wurden die magischen Stücke dort genannt. Er hatte sie unachtsamen Ladenbesitzern weggenommen oder aus ihren Häusern gestohlen. Glücklicherweise hatte er nie versucht, einem Magier direkt eines abzunehmen. Er begriff jetzt, dass es leichter war, jemandem einen Zahn zu ziehen und damit ungeschoren davonzukommen.
    Das magische Element des Zauberstücks wurde als Blitz bezeichnet. Han hatte angenommen, dass ein Amulett umso mehr Blitzmacht besaß, also umso mächtiger war, je kostbarer es aussah. Aber bei seinen Verhandlungen mit Hehlern hatte er herausgefunden, dass das nicht immer zutraf. Das Material, aus dem es gefertigt war, hatte mehr mit dem Wohlstand des Magiers zu tun als mit der Macht des Amuletts.
    Han zog das Schlangenstab-Amulett unter seiner Kleidung hervor und legte es über das Gewand. Es war mehr als tausend Jahre alt, und obwohl es unter all den Amuletten hier nur wenig auffiel, war es ziemlich sicher das mächtigste im ganzen Raum.
    Dancer holte sein Amulett ebenfalls hervor – den Einsamen Jäger, den er sich von Han ausgeliehen hatte. Han fragte sich, ob die Macht des Amuletts, das Elena für ihn gefertigt hatte, wohl zeitlich begrenzt war. Wenn ja, hätte er allen Grund gehabt, sich Sorgen zu machen. Er begann zu verstehen, warum die Magier unzufrieden damit waren, dass die Clans so viel Macht über sie hatten.
    Er sah zu Micah hinüber, der seinen Vettern etwas zuflüsterte. Es machte ihn nervös. Er war nicht daran gewöhnt, sich ein Revier mit dem Feind zu teilen. Entweder man vertrieb ihn, oder man wurde vertrieben. Entweder man brachte ihn zum Schweigen, oder man wurde zum Schweigen gebracht. Und das Leben ging weiter. Für einen von beiden.
    Die Tür an der Seite öffnete sich, und ein Magier kam in einem Rollstuhl hereingerollt. Obwohl die Ärmel seines Gewands jene Streifen zeigten, die ihn als Master auswiesen, war er offenbar nur drei oder vier Jahre älter als die neuen Studenten. Er hatte zimtfarbene Haare und eine helle Haut, und er blickte auf eine Weise verbittert drein, als würde er damit rechnen, enttäuscht zu werden.
    Als er das Podium erreichte, schwang er zwei Armkrücken nach vorn und hievte sich aus dem Rollstuhl.
    Die Geräuschkulisse ließ allmählich nach und verwandelte sich in eine beklommene Stille, als der Master sich die Stufen zum Rednerpult hochkämpfte und einen Stapel Papiere und ein Buch darauf legte. Sein Amulett – ein großer Quarzkristall in Gestalt eines Burgfrieds – glitzerte im Sonnenlicht, das durch die Fenster fiel.
    Er machte keine Anwesenheitskontrolle, sondern ließ seinen Blick einfach nur über die Studenten schweifen. Als er Han und Dancer entdeckte, sah er sie eine Weile an.
    »Ihr seid – aha – Dancer und Alister, vermute ich«, sagte er und blätterte in seinen Papieren. »Ich bin Master Gryphon. Ich habe die gefährliche und wenig erfolgversprechende Aufgabe, Neulingen Zaubersprüche beizubringen. Was für ein Glück, dass die Klasse mit Neulingen in

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