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Das Exil Der Königin: Roman

Das Exil Der Königin: Roman

Titel: Das Exil Der Königin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cinda Williams Chima
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Zauberstück in die Hand und ging in seinem Zimmer auf und ab. Doch bei dem Versuch, Magie zu wirken, verhaspelte er sich immer wieder an den Wörtern der magischen Formeln. Als er das Zimmer zweimal im Kreis abgegangen war, blieb er in der Mitte stehen und sah sich um.
    Nichts. Weder waren die Wände von einem Flammenstoß verkohlt (was gut war), noch hatte sich ein schimmerndes Schutznetz über die Tür und das Fenster gelegt (was vielleicht schlecht war). In dem Buch stand, dass der Zauberspruch Schutz gegen jene bot, die einem Böses wollten. Aber wie sollte er wissen, ob er funktionierte, wenn er hier keinen Feind hatte, an dem er es ausprobieren konnte?
    Der Feind wohnte zwei Etagen unter ihm. Und Han hatte sich immer noch nicht entschieden, wie er diesbezüglich vorgehen sollte.
    Am Abend zuvor hatte ihm Dancer eine Predigt zu diesem Thema gehalten, nachdem Micah die Schenke verlassen hatte und Han ihm folgen wollte.
    »Lass ihn in Ruhe.« Dancer stellte sich ihm in den Weg. »Du weißt nicht, wie gut er bewaffnet ist oder zu was er fähig ist. Beginn keinen Kampf, wenn du nicht sicher sein kannst, dass du ihn auch gewinnst.«
    »Der Kampf hat bereits begonnen«, antwortete Han. »Auf Hanalea.« Aber der Krieg fing erst mit Mam und Mari an, fügte er im Stillen hinzu.
    »Er hat ein Amulett, und wahrscheinlich weiß er auch, wie er es benutzen muss. Im Gegensatz zu uns.«
    »Du hast gehört, was er gesagt hat«, beharrte Han. »Er weiß, wo er mich findet. Besser, ich finde ihn zuerst und bringe ihn zum Schweigen.« Das war es, was er kannte, das Gesetz der Straße: selbst töten oder getötet werden. »Er wird tot sein, bevor er auch nur die Möglichkeit hat, einen Zauberspruch von sich zu geben.«
    Dancer legte Han eine Hand auf den Arm. »Und wen werden die Wachen wohl in Verdacht haben, wenn du das tust? Wenn du ihn töten willst, hättest du dich nicht öffentlich mit ihm anlegen dürfen.«
    Han zog eine finstere Stirn, aber er widersprach nicht. Er wusste, dass Dancer recht hatte.
    »Wenn du ihn verfolgst, werde ich dir den Rücken decken müssen. Wir würden beide von der Schule fliegen.«
    Han schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe dich nie darum gebeten …«
    »Im Augenblick weiß er weniger über dich als du über ihn«, unterbrach Dancer ihn, in dem Wissen, dass er an Boden gewann. »Du hast ihn überrascht. Er ist aus dem Gleichgewicht gebracht worden. Er wird warten, bis er mehr Informationen hat, bevor er seinen nächsten Zug macht. Du kannst diese Zeit nutzen, Hunts Alone.«
    Aber Micah würde auch nicht tatenlos herumsitzen, dachte Han. Konnte er es ertragen, ständig mit diesem Prickeln zwischen den Schulterblättern herumzulaufen?
    Er hätte lieber einen kleinen Plausch mit Micah in einer Seitengasse gehabt und sich von dieser Sorge befreit.
    Da wurde Han jäh aus seinen Gedanken in die Gegenwart zurückgerissen. »Bin vom Frühstück wieder da«, rief Dancer vom Flur aus und öffnete gleichzeitig die Tür zu Hans Zimmer. »Ich hab dir was mitgebracht.«
    Han sah gerade rechtzeitig auf, um den in eine Serviette eingewickelten Gegenstand aufzufangen, den Dancer ihm zuwarf. Als er die Serviette zurückschlug, sah er, dass es ein mit Käse und Schinken belegtes Brötchen war. »Danke«, sagte Han und biss hinein.
    »Ich habe Cat im Speisesaal gesehen«, erzählte Dancer.
    »Wie geht es ihr?«, fragte Han und hoffte, dass ihre Stimmung sich gebessert hatte, nachdem sie eine ganze Nacht lang ausgiebig hatte schlafen können.
    »Na ja«, sagte Dancer. »Sie hat immer noch ausgesehen, als wäre sie verhext worden. Diese Annamaya von gestern Abend war auch wieder da. Sie wird sie zu ihrem Unterricht bringen und ihr helfen, die nötigen Bücher zu kriegen.«
    Nachdem sie am Abend zuvor gemeinsam die Schenke verlassen hatten, brachten sie Cat zur Tempelschule zurück. Zu diesem Zeitpunkt schienen ihr die Argumente gegen ihre Unterbringung bereits ausgegangen zu sein. Es beunruhigte Han, da er so etwas wie Resignation bei ihr noch nie erlebt hatte. Sie ließen sie an der Eingangstür zur Schule zurück, und sie stand da, die Arme um sich geschlungen, als wäre sie am liebsten einfach zusammengesackt und verschwunden.
    Han hasste es, sie allein dortzulassen, aber er hatte sich inzwischen umgesehen und wusste, dass es unmöglich war, irgendwo auf dem Gelände der Akademie im Verborgenen zu leben. Die Hochschulwache war überall, und die Orte, die der Allgemeinheit zugänglich waren, waren hell erleuchtet.

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