Das Experiment
in der Nacht das Licht anmachen und lesen.«
»Das würde mich überhaupt nicht stören«, versuchte Kim ihn umzustimmen.
»Du hast doch die letzten Nächte in deinem eigenen Apartment verbracht«, sagte Edward. »Hast du da nicht besser geschlafen?«
»Nein«, erwiderte Kim.
»Okay, dann unterscheiden wir uns in dieser Hinsicht eben ein bißchen. Ich habe jedenfalls besser geschlafen. Wenn ich weiß, daß ich dich nicht störe, bin ich entspannter. Außerdem will ich ja nur vorübergehend ein eigenes Zimmer haben. Sobald im Labor alles läuft und sich die Dinge ein bißchen eingespielt haben, bin ich sicher wieder lockerer. Dann können wir wieder im gleichen Zimmer schlafen. Das verstehst du doch, nicht wahr?«
»In Ordnung«, resignierte Kim und bemühte sich, ihre Enttäuschung zu verbergen.
Das Ausladen der Sachen ging verhältnismäßig schnell, undschon bald glich das Cottage einem riesigen Abstellager. Überall standen Kisten und Möbel herum. Als der Lastwagen leer war, bestätigte Kim mit ihrer Unterschrift, daß der Umzug ordnungsgemäß abgewickelt worden war, und sah dem davonfahrenden Lastwagen nach.
Der Wagen war gerade hinter den Bäumen verschwunden, als ein Mercedes über das Feld in ihre Richtung kam. Beim Näherkommen erkannte sie, daß es Stantons Auto war. Sie rief zu Edward hinauf, daß er Besuch habe.
»Wo ist Edward?« fragte Stanton knapp, ohne sich mit seinen üblichen Begrüßungsritualen aufzuhalten.
»Er ist oben«, antwortete Kim und zeigte über ihre Schulter.
Stanton stürmte an ihr vorbei und brüllte zu Edward hinauf, daß er sofort herunterkommen solle. Er wartete im Wohnzimmer, die Hände in die Hüften und ungeduldig mit dem rechten Fuß auf dem Boden trommelnd. Er schien ziemlich aufgebracht zu sein.
»Los, komm runter, Edward!« brüllte Stanton noch einmal. »Wir müssen reden.«
Schließlich erschien Edward auf dem oberen Treppenabsatz. »Hast du ein Problem?« fragte er, während er langsam die Stufen herunterkam.
»Nein, eigentlich nicht«, erwiderte Stanton sarkastisch. »Ich bin nur völlig baff, wie schnell du unser ganzes Kapital durchbringst! Das Labor kostet ja ein Vermögen! Was treibst du da eigentlich? Läßt du euren Lokus mit Diamanten verzieren?«
»Kannst du vielleicht mal ein bißchen konkreter werden?« forderte Edward ihn vorsichtig auf.
»Ich meine das ganze Projekt«, erklärte Stanton. »Man könnte ja meinen, du hättest bisher für das Pentagon gearbeitet. Egal, was du auch bestellst – es muß immer das teuerste sein.«
»Wer erstklassige Experimente durchführen will, braucht eine erstklassige Ausrüstung«, entgegnete Edward. »Das habe ich dir doch klipp und klar gesagt, als wir die Firma geplant haben. Du glaubst doch wohl nicht im Ernst, daß man ein solches Labor zu Flohmarktpreisen einrichten kann.«
Kim beobachtete die beiden. Je länger sie sich stritten, desto weniger Sorgen machte sie sich um Edward. Er kochte zwar vor Wut, aber er hatte sich eindeutig unter Kontrolle.
»Okay«, sagte Stanton. »Vergessen wir die Kosten für das Labor für einen Moment. Leg mir statt dessen einen detaillierten Zeitplan vor, aus dem ersichtlich ist, wann wir mit der Zulassung von Ultra rechnen können. Ich will alles noch einmal durchrechnen und wissen, wann endlich Geld reinkommt und nicht nur verpulvert wird.«
Edward schaute ihn entgeistert an. »Das Labor ist noch nicht einmal fertig eingerichtet, und du willst uns schon eine Deadline setzen? Damals im Restaurant haben wir uns doch ausführlich darüber unterhalten, wie lange es dauert, eine Zulassung zu bekommen. Hast du das schon wieder vergessen?«
»Jetzt hör mir mal zu, du kleiner Klugscheißer«, giftete Stanton. »Das Risiko für dieses Unternehmen lastet allein auf meinen Schultern. Und du machst es mir verdammt schwer, wenn du das Geld mit beiden Händen zum Fenster rausschmeißt.«
Stanton wandte sich an Kim, die noch immer regungslos in einer Ecke des Wohnzimmers stand. »Bitte, Kim«, forderte er sie auf, »erzähl du diesem verbohrten Holzkopf doch mal, wie wichtig es für die Gründung eines neuen Unternehmens ist, vernünftig mit Geld umzugehen.«
»Laß sie da raus!« brüllte Edward hysterisch.
Stanton merkte, daß er den Bogen überspannt hatte. Bevor Edward ausrastete, schlug er schnell einen versöhnlicheren Ton an.
»Laß uns noch mal ganz ruhig über die Sache reden«, schlug er vor und hob beschwichtigend die Hände. »Du mußt doch einsehen, daß ich ein
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