Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Experiment

Das Experiment

Titel: Das Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
Vom Netzwerk:
als endlich mit der Arbeit beginnen«, sagte er. »Aber wie es scheint, will mir alle Welt einen Strich durch die Rechnung machen.«
    »Wir müssen noch etwas anderes besprechen«, begann Kim zögernd. »Auch wenn es dir im Moment vielleicht nicht paßt. Aber eigentlich paßt es dir ja nie. Wir müssen dringend überlegen, wie wir unseren Umzug organisieren wollen. Der erste September steht fast vor der Tür. Ich versuche schon seit Wochen, mit dir darüber zu reden.«
    Diese Bemerkung brachte bei Edward das Faß zum Überlaufen. Er explodierte. In einem Anfall unkontrollierter Wut schmetterte er sein volles Weinglas in den Kamin, wo es in tausend Scherben zerbrach. »Daß du mir jetzt auch noch Druck machst, hat mir gerade noch gefehlt!« brüllte er.
    In diesem Moment wirkte er regelrecht bedrohlich; mit weit aufgerissenen Augen und zitterndem Kinn stand er vor Kim und hatte sichtlich Mühe, seine Hände ruhig zu halten. An seinen Schläfen waren ihm vor Aufregung die Adern hervorgetreten.
    »Es tut mir leid, das wollte ich nicht«, versuchte Kim ihn zu besänftigen. Sie war so erschrocken, daß sie sich nicht zu regen wagte. Diese Seite von Edward war ihr völlig neu. Plötzlich wurde ihr bewußt, wie groß und kräftig er war und was er ihr antun könnte, wenn er seine Selbstbeherrschung verlöre.
    Kim ging in die Küche und machte sich an den Töpfen zu schaffen. Als sie den ersten Schock überwunden hatte, beschloß sie, die Wohnung sofort zu verlassen. Sie schaltete den Herd aus und schlich durch das Wohnzimmer zur Ausgangstür. Doch dann blieb sie abrupt stehen. Edward stand in der Tür und verbaute ihr denWeg. Zu ihrer Erleichterung hatten sich seine Gesichtszüge inzwischen jedoch total verändert. Die Wut war aus seinen Augen gewichen; statt dessen wirkte er verwirrt und traurig.
    »Es tut mir so leid«, sagte er. Er stotterte so heftig, daß ihn jedes einzelne Wort Mühe kostete. »Ich weiß wirklich nicht, was in mich gefahren ist. Wahrscheinlich bin ich im Moment einfach überlastet. Aber eine Entschuldigung ist das natürlich nicht. Ich schäme mich. Bitte, verzeih mir.«
    Seine hilflose Offenheit verschlug Kim die Sprache. Sie lief zu ihm und schmiegte sich in seinen Arm. Gemeinsam gingen sie ins Wohnzimmer und setzten sich aufs Sofa.
    »Zur Zeit läuft einfach alles gegen mich«, jammerte er. »In Harvard machen sie mich verrückt, dabei würde ich nichts lieber tun, als mich endlich auf die Entwicklung von Ultra zu stürzen. Eleanor arbeitet so gut wie möglich weiter an unserem Projekt; sie hat ständig positive Ergebnisse. Und ich Narr habe nichts Besseres zu tun, als meinen Frust an dir auszulassen.«
    »Ich war auch ziemlich gereizt«, gab Kim zu. »Ich habe einen Horror vor Umzügen. Und dann kommt hinzu, daß ich langsam fürchte, von Elizabeth besessen zu sein.«
    »Und ich bin dir überhaupt keine Hilfe gewesen«, sagte Edward. »Du glaubst gar nicht, wie leid mir das tut. Wir sollten uns versprechen, ab sofort ein bißchen feinfühliger miteinander umzugehen.«
    »Eine wunderbare Idee«, stimmte Kim ihm zu.
    »Ich hätte ja auch mal an den Umzug denken können«, räumte Edward ein. »Schließlich bist du nicht allein dafür verantwortlich. Wann würdest du die Sache denn am liebsten über die Bühne bringen?«
    »Ich weiß nur, daß beide Wohnungen am ersten September leer sein müssen«, erwiderte Kim.
    »Wie wär’s dann mit dem einunddreißigsten?« schlug Edward vor.

 
Mittwoch, 31. August 1994
     
    Am Tag ihres Umzugs stand Kim schon im Morgengrauen auf. Um halb acht stand der Möbelwagen vor ihrer Wohnung, um ihre Sachen aufzuladen. Anschließend fuhr er nach Cambridge, um Edwards Möbel abzuholen. Als der letzte Stuhl verstaut war, platzte das Auto aus allen Nähten.
    Kim und Edward fuhren mit ihren eigenen Autos nach Salem; bei sich hatten sie nur ihre Haustiere. Als sie ankamen, trafen sich Sheba und Buffer zum ersten Mal. Da sie in etwa gleich groß waren, endete ihr Begrüßungskampf mit einem Unentschieden. Von da an ignorierten sie sich.
    Als die Packer begannen, die Möbel ins Cottage zu tragen, machte Edward einen überraschenden Vorschlag: Er wollte getrennte Schlafzimmer haben.
    »Warum denn das?« wollte Kim wissen. Sie war ziemlich perplex.
    »Weil ich in der letzten Zeit unter Schlafstörungen leide«, erklärte Edward. »Seitdem ich soviel um die Ohren habe, komme ich nachts einfach nicht mehr richtig zur Ruhe. Wenn wir getrennte Schlafzimmer haben, kann ich mitten

Weitere Kostenlose Bücher