Das Experiment
Verpflichtungen in der Universität immer stärker vernachlässigte.
Da er nicht nur einen Forschungs-, sondern auch einen Lehrauftrag hatte, drohte ihm Ungemach; das Problem spitzte sich zu, als sich einer seiner Doktoranden beschwerte. Er hatte sich bei der Universitätsverwaltung darüber beklagt, daß Edward nie zu erreichen war. Edward war fuchsteufelswild geworden und hatte den Studenten aus seinem Projekt entlassen.
Doch damit war das Problem nicht aus der Welt. Der Student war ebenfalls erzürnt und verlangte bei der Verwaltung eine Wiedergutmachung. Die Verwaltung wandte sich daraufhin an Edward, doch der dachte gar nicht daran, sich bei dem Studenten zu entschuldigen oder ihn wieder in seinem Labor zuzulassen. Als Folge des Streits stand Edward fortan mit der Verwaltung auf Kriegsfuß.
Als dann die Lizenzabteilung der Harvard University von seiner Beteiligung an der Firma Omni Pharmaceuticals Wind bekam, war das Maß voll. Zudem war den Experten von der Lizenzabteilung das beunruhigende Gerücht zu Ohren gekommen, daß jemand ein Patent auf eine neue Klasse von Molekülen angemeldet hatte. Sie reagierten zunächst mit einer Reihe von Briefen, in denen sie Edward um eine Stellungnahme baten, doch der zog es vor, die Briefe zu ignorieren.
Die Universität war in einer schwierigen Situation.
Einerseits wollte sie Edward nicht verlieren, denn auf dem Gebiet der modernen Biochemie war er eine Kapazität und einer der gefragtesten Wissenschaftler überhaupt. Andererseits konnte die Universität nicht einfach über seinen Verstoß hinwegsehen, denn schließlich ging es ums Prinzip.
Der Druck, dem Edward nun ausgesetzt war, ging nicht spurlos an ihm vorbei. Am schlimmsten war, daß alles zusammenkam: der Streß und die Aufregung um Omni, die vielversprechende Entwicklung von Ultra und die täglichen Probleme auf der Baustelle.
Als Kim merkte, daß Edward langsam zusammenzubrechen drohte, versuchte sie ihm das Leben ein bißchen zu erleichtern. Sie übernachtete nun fast täglich bei ihm und hatte nach und nach, ohne daß er sie darum gebeten hatte, zahlreiche häusliche Pflichten übernommen: Sie bereitete das Abendessen, fütterte den Hund, und manchmal machte sie sogar sauber oder wusch die Wäsche.
Leider nahm Edward nichts von ihren Bemühungen wahr. Seitdem sie regelmäßig bei ihm übernachtete, schenkte er ihr auch keine Blumen mehr – das wäre ihr allerdings in der Tat übertrieben vorgekommen. Was sie jedoch vermißte, war die Aufmerksamkeit, die er ihr durch seine kleinen Geschenke demonstriert hatte.
Als Kim am Freitag Feierabend machte, dachte sie über ihre Situation nach; es war der 26. August. Weder sie noch Edward hatten bisher über den Umzug gesprochen, dabei blieben ihnen gerade noch fünf Tage Zeit, bis sie ihre Wohnungen verlassen mußten. Sie hatte sich bisher gescheut, das Thema anzusprechen, und immer darauf gewartet, daß Edward den Anfang machte.
Auf dem Nachhauseweg hielt sie an einem Lebensmittelgeschäft, um für das Abendessen einzukaufen. Sie suchte etwas aus, von dem sie wußte, daß Edward es gerne mochte. Außerdem kaufte sie eine Flasche Wein, um ihm eine besondere Freude zu bereiten. Edward hatte versprochen, gegen sieben zu Hause zu sein.
Doch es wurde sieben, und niemand kam. Kim nahm den Reis vom Herd, und als Edward um halb acht noch immer nicht da war, deckte sie eine Folie über den Salat und stellte ihn in den Kühlschrank.
Um acht kam Edward endlich.
»So ein verdammter Mist!« rief er, während er die Tür mit einem kräftigen Stoß hinter sich zutrat. »Ich nehme alles zurück, was ich jemals Lobendes über deinen Bauunternehmer gesagt habe. Der Typ ist total unfähig! Heute nachmittag hätte ich ihm glatt eine runterhauen können. Er hatte mir fest versprochen, daß heute die Elektroinstallationen gemacht würden, und was ist passiert? Nichts!«
Kim sagte nichts dazu und versuchte ihn statt dessen mit derAnkündigung aufzuheitern, daß ein leckeres Abendessen auf ihn warte. Edward grummelte nur etwas Unverständliches und verschwand im Badezimmer. Währenddessen wärmte Kim den Reis in der Mikrowelle auf.
»Das ganze verdammte Labor wäre in kürzester Zeit funktionsfähig, wenn diese Schwachköpfe ihre Arbeit besser koordinieren könnten«, fluchte er aus dem Badezimmer.
Kim schenkte zwei Gläser Wein ein und nahm sie mit ins Schlafzimmer. Als Edward aus dem Bad kam, reichte sie ihm sein Glas. Er nahm es wortlos und trank.
»Ich will doch nicht mehr
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