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Das Experiment

Das Experiment

Titel: Das Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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eingefallen, was du vielleicht in das klinische Protokoll von Ultra einfügen könntest.«
    Kim teilte Edward ihre Überlegungen mit und sagte, daß diese schmerzhaften Gefühle sicher auch Auswirkungen auf Entwicklung, Veränderung und Kreativität des Menschen hätten. Sie schloß mit der Feststellung: »Worüber ich mir Sorgen mache, ist der Preis, den ein Präparat wie Ultra fordern könnte, ernsthafte Nebenwirkungen, an die im Augenblick keiner denkt.«
    Edward lächelte und nickte dann bedächtig. Er war beeindruckt. »Ich weiß deine Sorge zu schätzen«, sagte er. »Das ist ein interessanter Gedanke, aber ich kann mich deiner Meinung nicht anschließen. Er basiert nämlich auf der falschen Voraussetzung, daß das Bewußtsein auf irgendeine mystische Weise vom materiellen Körper losgelöst ist. Das ist eine uralte Hypothese, die durch neueste Erkenntnisse widerlegt ist. Es gibt Untersuchungen, die eindeutig zeigen, daß Geist und Körper in bezug auf Stimmung und Emotion eins sind. Es ist bewiesen, daß Emotionen biologisch bestimmt sind, und zwar dadurch, daß sie von Präparaten wie Prozac beeinflußt werden, die das Niveau der Neurotransmission verändern. Diese Erkenntnis hat alles, was man bisher über die Gehirnfunktionen zu wissen glaubte, revolutioniert.«
    »Diese Art zu denken ist unmenschlich«, beklagte sich Kim.
    »Laß es mich anders formulieren«, sagte Edward. »Wie steht es mit Schmerz? Glaubst du, daß man Medikamente gegen Schmerzen nehmen sollte?«
    »Schmerz ist etwas anderes«, sagte Kim. Sie ahnte, daß Edward sie in eine philosophische Falle zu locken versuchte.
    »Da bin ich anderer Ansicht«, sagte Edward. »Schmerz ist ebenfalls biologischer Natur. Da physischer Schmerz und psychischer Schmerz biologischer Natur sind, sollten beide gleich behandelt werden, nämlich mit Präparaten, die auf die jeweils zuständigen Gehirnpartien fokussiert sind.«
    Kim war enttäuscht. Sie hätte Edward gern gefragt, wo die Welt wohl wäre, wenn Mozart und Beethoven Medikamente gegen Beklemmung oder Depression genommen hätten. Aber sie sagte nichts, weil sie wußte, daß es keinen Sinn hatte. Solchen Argumenten war Edward unzugänglich.
    Edward drückte Kim überschwenglich an sich und wiederholte, wie sehr er ihr Interesse an seiner Arbeit zu schätzen wisse, und tätschelte ihr dann den Kopf.
    »Wir können uns gern weiter über dieses Thema unterhalten«, sagte er, »aber jetzt muß ich wieder an die Arbeit.«
    Kim entschuldigte sich, daß sie ihn gestört hatte, und machte sich auf den Weg zurück zum Cottage.

 
Kapitel 15
     
Donnerstag, 29. September 1994
     
    Im Verlauf der nächsten Tage war Kim noch einige Male versucht, Ultra auszuprobieren. Ihre zunehmende Beklemmung wirkte sich allmählich in Schlafstörungen aus. Aber jedesmal, wenn sie kurz davorstand, das Präparat zu schlucken, hielt etwas sie zurück.
    Statt dessen versuchte sie sich von ihrer Beklemmung motivieren zu lassen. Sie verbrachte täglich mehr als zehn Stunden bei der Arbeit in der Burg und verließ den alten Bau erst, wenn es zu dunkel geworden war, um die handgeschriebenen Seiten zu lesen. Aber all ihre Bemühungen waren fruchtlos.
    Die Anwesenheit der Installateure erwies sich als angenehme Abwechslung. Jedesmal wenn Kim eine Pause machte, hatte sie wenigstens jemanden, mit dem sie reden konnte. Sie sah ihnen eine Weile bei der Arbeit zu und war vom Einsatz der Lötlampe an den Kupferrohren richtig fasziniert.
    Daß die Wissenschaftler in der Burg schliefen, bemerkte Kim nur daran, daß an den beiden Eingängen zu den Flügeln Schmutzspuren waren.
    Edwards selbstbewußte, vergnügt-fürsorgliche Stimmung hielt an. Er ließ sogar am Dienstag einen großen Blumenstrauß ins Haus liefern, an dem ein Kärtchen mit der Aufschrift In liebevoller Dankbarkeit hing.
    Nur am Donnerstag früh, als Kim gerade im Begriff war, zur Burg hinüberzugehen, verspürte sie einen Bruch in seinem Verhalten. Edward kam sichtlich gereizt zur Tür herein, knallte übellaunig sein Adreßbuch neben dem Telefon auf den Tisch, so daß Kim ihn unwillkürlich fragte: »Stimmt etwas nicht?«
    »Das kann man wohl sagen«, knurrte er. »Ich muß hier rübergehen, um zu telefonieren. Wenn ich eines der Telefone im Labor benutze, steht immer einer von diesen Trotteln daneben und lauscht.«
    »Warum hast du nicht den Apparat in dem leeren Empfangsbereich genommen?« wollte Kim wissen.
    »Weil sie mich dort auch belauschen«, sagte er.
    »Durch die

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