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Das Experiment

Das Experiment

Titel: Das Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Weile mit ihnen zusammen gewesen ist, kommt einem das Ganze geradezu unheimlich vor; sie sind sich plötzlich alle sehr ähnlich und irgendwie langweilig.«
    »Jetzt klingt es ein wenig wie Schöne neue Welt«, schmunzelte Kinnard.
    »Lach nicht«, sagte Kim. »Ich habe genau das gleiche gedacht. Aber das ist eher eine philosophische Frage, und das ist es auch nicht, was mich im Augenblick beunruhigt. Aber die Vergeßlichkeit, die mir bei Edward seit einer Weile auffällt, macht mir Sorgen, und einige alberne alltägliche Dinge. Außerdem habe ich das Gefühl, daß es schlimmer wird. Ich weiß nicht, ob die anderen auch darunter leiden.«
    »Und was willst du unternehmen?« fragte Kinnard.
    »Das weiß ich nicht«, antwortete Kim. »Ich hatte gehofft, du könntest mir vielleicht einen Rat geben.«
    »Das ist in diesem Fall ziemlich schwierig. Aber ich kann dir etwas sagen, worüber du vielleicht nachdenken solltest. Die Wahrnehmung wird in außergewöhnlich hohem Maße von der Erwartung beeinflußt. Deshalb hat man in der medizinischen Forschung auch Blindstudien eingeführt. Es besteht durchaus die Möglichkeit, daß deine Erwartung, negative Auswirkungen in Edwards Präparat zu sehen, deine Wahrnehmung beeinträchtigt. Ich weiß, daß Edward außergewöhnlich intelligent ist, und mir will einfach nicht in den Kopf gehen, daß er ein solches Risiko eingeht.«
    »Was du sagst, hat einiges für sich«, nickte Kim. »Ich weiß im Augenblick tatsächlich nicht, was ich sehe. Ich könnte mir auch alles einbilden – aber ich glaube das nicht.«
    Kinnard warf einen Blick auf die Wanduhr. »Es tut mir leid, wenn ich unser Gespräch jetzt beenden muß«, sagte er, »aber ich muß zu einer Operation. Wir können uns aber gerne ein andermal unterhalten – ich bin die nächsten Tage noch hier. Sonst sehen wir uns in Boston.«
    Aus Salem zurückgekehrt, begab Kim sich direkt zur Burg. Sie wechselte ein paar Worte mit den Installateuren, die ihr erklärten, daß sie gut vorankamen und in etwa drei Tagen fertig wären. Sie schlugen vor, auch gleich den Gästeflügel zu überprüfen, ob dort sich schon das gleiche Problem ankündigte. Kim sagte, sie sollten tun, was immer notwendig sei.
    Bevor sie auf den Dachboden stieg, inspizierte Kim die beiden Seiteneingänge und war entsetzt, als sie den des Dienstbotenflügels sah. Nicht nur, daß die Treppen schmutzig waren, sondern es lag auch eine Menge Laub und Zweige herum. Selbst ein leerer Behälter mit dem Aufdruck eines Chinarestaurants lag neben der Tür.
    Mit einer halblauten Verwünschung auf den Lippen ging Kim zum Besenschrank, holte einen Mop und einen Eimer mit Wasser und wischte die Treppe. Die Schmutzspuren führten bis in den ersten Stock hinauf.
    Nachdem sie alles saubergemacht hatte, holte Kim die Fußmatte vom Haupteingang. Sie überlegte, ob sie noch einen Zettel schreiben sollte, fand dann aber, daß der Fußabtreter Botschaft genug sei. Anschließend machte sie sich auf dem Dachboden an ihre eigentliche Arbeit.
    Als sich bereits wieder Enttäuschung in ihr regte, fand sie eine ganze Mappe mit Material aus dem 17. Jahrhundert, in der sie zwischen der Geschäftskorrespondenz ein persönliches Schreiben fand. Es war ein Brief an Ronald von Thomas Goodman.
     
    17. August 1692
    Salem Town
    Sehr geehrter Herr Stewart,
     
    viele Schurkereien haben unsere gottesfürchtige Stadt geplagt. Mir hat es großen Schmerz bereitet, daß ich gegen meinen Willen darin verwickelt war. Es quält mich, daß Sie schlecht von mir und meiner Pflicht als Mitglied Ihrer Kongregation denken und es abgelehnt haben, mit mir über Dinge von gemeinsamem Interesse zu sprechen. Es ist wahr, daß ich in gutem Glauben bei der Anhörung Ihrer verblichenen Frau gegen sie ebenso Zeugnis abgelegt habe wie bei ihrem Prozeß. Ich habe Ihr Haus Ihrer Bitte folgend gelegentlich aufgesucht, um Hilfe anzubieten, falls sie nötig sein sollte. An jenem schicksalhaften Tag fand ich Ihre Tür offen, obwohl schreckliche Kälte über dem Land lag. Der Tisch war mit vollen Schüsseln und Tellern gedeckt, als ob eine Mahlzeit unterbrochen wäre, wohingegen andere Gegenstände umgestürzt oder zerbrochen auf dem mit Blutstropfen besudelten Boden lagen. Ich fürchtete, es habe ein Indianerangriff stattgefunden, und sorgte mich um die Sicherheit der Ihren. Aber die Kinder, Ihre leiblichen ebenso wie die Flüchtlingsmädchen, hatten sich voll Angst im Obergeschoß versteckt und sagten, Ihre Frau habe beim Essen einen

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