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Das Experiment

Das Experiment

Titel: Das Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Anfall bekommen und sei völlig außer sich geraten. Sie sei in den Stall gerannt, um beim Vieh Zuflucht zu finden. Zögernd begab ich mich dorthin und rief ihren Namen in die Finsternis. Sie ging wie eine Wilde auf mich los und versetzte mich in große Angst. Ihre Hände und ihr Kleid waren mit Blut besudelt, und ich sah ihr Werk. Bestürzt und unter großem Risiko für mein eigenes Wohlergehen konnte ich sie beruhigen. Mit demselben Ziel bemühte ich mich um das Vieh, das verängstigt, aber in Sicherheit war. Über alldiese Dinge habe ich im Namen Gottes die Wahrheit gesprochen.
     
    Ich verbleibe als Ihr Freund und Nachbar
    Thomas Goodman
     
    »Diese armen Leute«, murmelte Kim. Nichts, was sie bisher gelesen hatte, hatte ihr die persönlichen Schrecken der Salemer Hexenprozesse näher gebracht, und Kim empfand Mitgefühl für alle Betroffenen. Sie spürte die Verwirrung und die Qual Thomas’, der sich zwischen Freundschaft und dem, was er für die Wahrheit hielt, hin- und hergerissen fühlte. Und Kims Herz schlug für die arme Elizabeth, der der Schimmelpilz offenbar den Verstand geraubt hatte.
    Dann wurde ihr plötzlich bewußt, daß der Brief noch einen neuen, beunruhigenden Aspekt ins Spiel brachte, den Hinweis auf Blut.
    Kim las den Satz noch einmal, in dem Thomas schrieb, daß das Vieh trotz all des Blutes in Sicherheit gewesen sei. Auf den ersten Blick schien das verwirrend, es sei denn, Elizabeth hatte sich selbst etwas angetan. Der Gedanke einer Selbstverstümmelung ließ Kim schaudern. Daß es so gewesen sein konnte, wurde noch dadurch bestärkt, daß Thomas Blutstropfen auf dem Boden im Haus erwähnte. Aber das Blut im Haus wurde im gleichen Satz erwähnt, in dem von zerbrochenen Gegenständen die Rede war, und das wiederum deutete darauf hin, daß das Blut aus einer zufälligen Wunde stammen konnte.
    Kim seufzte. Sie wußte nicht, was sie denken sollte, aber eines stand für sie fest: Die Wirkung des Schimmelpilzes wurde hier mit Gewalt in Verbindung gebracht, und das mußten Edward und die anderen sofort erfahren. Mit dem Brief in der Hand hastete Kim nach draußen und rannte beinahe zum Labor hinüber. Überrascht stellte sie fest, daß sie anscheinend in eine Art Feier hineingeplatzt war. Sie begrüßten Kim euphorisch und zogen sie zu einem der Labortische, wo eine Flasche Champagner stand. Kim versuchte den Meßbecher mit dem schäumenden Getränk abzulehnen, den man ihr hinhielt, aber davon wollten die Wissenschaftler nichts wissen. Wieder bekam sie das Gefühl, von einer Horde ausgelassener Studenten umgeben zu sein.
    Sobald sich ihr die Möglichkeit dazu bot, trat sie neben Edward und fragte, was eigentlich los sei.
    »Eleanor, Gloria und François haben gerade eine erstaunliche Leistung in analytischer Chemie vollbracht«, erklärte Edward. »Sie haben bereits die Struktur eines der Bindeproteine von Ultra bestimmt. Das ist ein mächtiger Sprung nach vorn und erlaubt uns, Ultra wenn nötig zu modifizieren oder andere Präparate zu entwickeln, die an derselben Stelle binden.«
    »Das freut mich für dich«, sagte Kim. »Aber ich wollte dir etwas zeigen, das du unbedingt sehen solltest.« Sie reichte ihm den Brief.
    Edward überflog ihn schnell. »Gratuliere«, sagte er. »Das ist bis jetzt mit Abstand das beste.« Dann wandte er sich den anderen zu und rief: »Mal alle herhören. Kim hat den bis jetzt klarsten Beweis für Elizabeths Schimmelpilzvergiftung gefunden. Der ist sogar noch geeigneter für den Artikel in Science als der Tagebucheintrag.«
    Die Wissenschaftler drängten sich um sie. Edward gab Eleanor zuerst den Brief.
    »Das ist einmalig«, sagte sie und reicht ihn David weiter. »Da ist sogar erwähnt, daß sie gegessen hatte. Es ist jedenfalls eine sehr anschauliche Schilderung, wie schnell das Alkaloid wirkt.«
    »Es ist gut, daß Sie den halluzinogenen Seitenring eliminiert haben«, sagte David. »Ich hätte wirklich keine Lust, aufzuwachen und mich draußen bei den Kühen wiederzufinden.«
    Alle lachten, nur Kim nicht. Sie sah Edward an und fragte ihn, als er schließlich zu lachen aufgehört hatte, ob ihn die Andeutung von Gewalt in dem Brief nicht beunruhige.
    Edward nahm den Brief noch einmal. »Weißt du, das ist ein guter Hinweis«, meinte er zu Kim gewandt, als er den Brief zum zweitenmal gelesen hatte. »Wenn ich es mir genau überlege, sollte man ihn vielleicht doch nicht drucken. Das könnte zu überflüssigen Schwierigkeiten führen. Vor ein paar Jahren gab es ein

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