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Das Experiment

Das Experiment

Titel: Das Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Gerücht, daß Prozac die Gewaltbereitschaft fördere. Das war so lange ein Problem, bis man statistisch nachgewiesen hatte, daß diese Behauptung unhaltbar ist. Ich möchte nicht, daß mit Ultra etwas ähnliches passiert.«
    »Wenn das unveränderte Alkaloid Gewalttätigkeiten ausgelöst hat, muß es derselbe Seitenring gewesen sein, der die Halluzinationen verursacht hat«, sagte Gloria. »Das könntest du in dem Artikel erwähnen.«
    »Warum das Risiko eingehen?« meinte Edward. »Ich will nicht irgendeinem tollwütigen Journalisten auch nur den geringsten Anlaß geben, wieder das gleiche Schreckgespenst an die Wand zu malen.«
    »Vielleicht sollte die Diskussion darüber in die klinischen Protokolle aufgenommen werden«, schlug Kim vor. »Dann hättet ihr, falls sich die Frage je stellen sollte, bereits Material dazu.«
    »Das ist eine ausgezeichnete Idee«, sagte Gloria.
    Davon ermutigt, daß man ihr zuhörte, schlug sie vor, auch Störungen im Kurzzeitgedächtnis aufzunehmen. Sie erzählte von den jüngsten Episoden, die sie mit Edward erlebt hatte.
    Edward schloß sich dem freundlichen Lachen der anderen an. »Na und, was ist schon dabei, wenn ich mir zweimal die Zähne putze?« fragte er, was neues Gelächter auslöste.
    »Ich glaube, den Verlust des Kurzzeitgedächtnisses in die klinischen Protokolle aufzunehmen ist eine ebenso gute Idee wie die mit der Gewalt«, sagte Curt. »David ist ähnlich vergeßlich gewesen. Ich weiß es, weil wir unmittelbare Zimmernachbarn sind.«
    »Du mußt reden«, schmunzelte David und erzählte dann, daß Curt am vergangenen Abend seine Freundin zweimal hintereinander angerufen habe, weil er vergessen hatte, daß er unmittelbar zuvor bereits mit ihr telefoniert hatte.
    »Ich wette, das hat ihr gutgetan«, sagte Gloria.
    Kim fiel auf, daß Curt zahlreiche Schnitte und Kratzer an Händen und Fingern hatte. Als Krankenschwester reagierte sie darauf reflexartig und erbot sich, die Verletzungen anzusehen.
    »Vielen Dank, aber das ist nicht so schlimm, wie es aussieht«, sagte Curt. »Mich stören sie nicht im geringsten, obwohl ich nicht weiß, wie ich sie mir zugezogen habe.«
    »Das ist eine Berufskrankheit«, sagte David und zeigte seine Hände, die ähnlich, wenn auch nicht ganz so schlimm aussahen. »Das beweist nur, daß wir hier bis auf die Knochen arbeiten müssen.«
    »Das liegt an dem ständigen Druck und daran, daß wir neunzehn Stunden am Tag arbeiten«, meinte Frangois. »Mich wundert, daß alles so gut klappt.«
    »Mir scheint, daß diese kurzzeitigen Gedächtnislücken eine Nebenwirkung von Ultra sind«, sagte Kim. »Es sieht so aus, als würden alle darunter leiden.«
    »Ich nicht«, sagte Gloria.
    »Ich auch nicht«, pflichtete Eleanor ihr bei. »Mein Verstand und mein Gedächtnis funktionieren nachweislich besser, seit ich Ultra nehme.«
    »Das ist bei mir genauso«, sagte Gloria. »Ich glaube, François hat recht. Wir arbeiten nur alle zu schwer.«
    »Augenblick, Gloria«, warf Eleanor ein. »Was war denn vorgestern früh, als du deinen Morgenrock im Bad vergessen hast und zwei Minuten später wütend geworden bist, weil er nicht hinter der Zimmertür hing?«
    »Ich bin nicht wütend geworden«, widersprach Gloria vergnügt. »Außerdem ist das etwas anderes. Ich habe meinen Morgenrock auch gesucht, als ich noch kein Ultra nahm.«
    »Wie auch immer«, sagte Edward. »Kim hat recht. Kurzzeitige Gedächtnislücken könnten auf Ultra zurückgeführt werden und sollten deshalb in den klinischen Protokollen aufgenommen werden. Aber wir brauchen uns darüber nicht den Kopf zu zerbrechen. Selbst wenn sich herausstellen sollte, daß es gelegentlich auftritt, wäre das sicherlich eine akzeptable Nebenwirkung, wenn man bedenkt, in welchem Maße das Präparat die mentalen Funktionen im allgemeinen fördert.«
    Das Geräusch der sich schließenden Außentür ließ alle aufhorchen, weil nur selten Besucher ins Labor kamen. Alle Augen wandten sich zur Tür. Sie öffnete sich, und Stanton kam herein.
    Die Wissenschaftler brachen spontan in ein dreifaches Hurra aus. Stanton blieb verwirrt stehen. »Was geht denn hier vor?« fragte er. »Arbeitet heute niemand?«
    Eleanor drückte ihm einen Meßbecher mit Champagner in die Hand.
    »Ein kleiner Trinkspruch«, sagte Edward und hob seinen Becher. »Wir würden gern auf deine ewige Drängelei trinken, die uns dazu veranlaßt hat, Ultra zu nehmen. Jetzt freuen wir uns täglich über die Auswirkungen.«
    Alle lachten, Gloria und David

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